Politik & Wirtschaft

Chemiestandort RLP

Event "Wissenschaft zum Anfassen" in der Mainzer Innenstadt mit Versuchsaufbau und großem Publikum. Foto: Landeshauptstadt Mainz
Stark in Chemie: In der City der Landeshauptstadt Mainz präsentiert die Mainzer Wissenschaftsallianz "Wissenschaft zum
Anfassen". Zu dieser Allianz zählen etliche rheinland-pfälzische Chemieunternehmen. Foto: Landeshauptstadt Mainz

Welche Industrie produziert am meisten in Rheinland-Pfalz?

Die Chemiebranche erwirtschaftet mit Abstand den meisten Umsatz im verarbeitenden Gewerbe des Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Genauer: Auf Chemie, Pharma sowie auf die Herstellung von Gummi und Kunststoff entfielen 2023 rund 35 Prozent des gesamten Umsatzes im verarbeitenden Gewerbe (ohne Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden). Das bedeutet in Euro: rund 39 Milliarden von insgesamt rund 111, 4 Milliarden Euro stammen aus der Chemie-, Pharma-, Gummi- und Kunststoffherstellung.

Davon wiederum entfällt der größte Teil auf die Chemie (rund 29 Milliarden Euro), gefolgt von Gummi- und Kunststoffherstellung (rund 6 Milliarden Euro) und Pharma (rund 4,6 Milliarden Euro).

Ca. 83.000 Menschen sind in diesen drei Wirtschaftszweigen tätig. Das sind rund 28 Prozent der rund 295.000 Beschäftigten im verarbeitenden Gewerbe von Rheinland-Pfalz. Auch hier führt die Chemie (rund 47.500 Beschäftigte im Jahr 2023), gefolgt von der Gummi- und Kunststoffherstellung (rund 24.400 Beschäftigte) und Pharma (rund 11.400 Beschäftigte).

Welche großen Chemieunternehmen gibt es in Rheinland-Pfalz?

Zu den sehr großen Chemie- und Pharmaunternehmen in Rheinland-Pfalz gehören die BASF, Boehringer Ingelheim und Biontech. Sie agieren weltweit und erwirtschaften Umsätze im mehrstelligen Milliardenbereich.

Während die BASF und Boehringer Ingelheim auf eine lange Unternehmenstradition bis ins 19. Jahrhundert zurückblicken können, handelt es sich bei Biontech um einen Newcomer. Das Unternehmen wurde 2008 gegründet, um Behandlungen für die Krebsimmuntherapie zu entwickeln und herzustellen. 2020 erhielt Biontech mit Pfizer die weltweit erste Zulassung für einen Covid-19-Impfstoff. Medizin-Nobelpreisträgerin Katalin Kariko, seit 2013 im Biontech-Führungsteam, ist dem Unternehmen bis heute als externe Beraterin verbunden.

Rheinland-Pfalz will zu einem der weltweit führenden Biotechnologiestandorte werden. Die Landesregierung fördert daher finanziell und politisch den Aufbau entsprechender Cluster.

Und was ist mit den kleineren Chemieunternehmen?

Die Branche besteht hauptsächlich aus kleinen und mittelständischen Unternehmen. Etwa neun von zehn chemischen Betrieben haben weniger als 500 Mitarbeiter, und mehr als die Hälfte sogar weniger als 100. Diese Struktur wirkt sich günstig auf die wirtschaftliche Entwicklung in Rheinland-Pfalz aus. Unter den Chemie-Mittelständlern befinden sich etliche Hidden Champions - wenig bekannte, aber international besonders erfolgreiche Top-Performer.

Start-ups beleben das Innovationsgeschehen in Chemie und Pharma. Anders als beispielsweise in der IT sind Neuentwicklungen hier jedoch mit hohem zeitlichen und finanziellen Aufwand verbunden. Auch der rechtliche Rahmen ist eine Herausforderung. Damit Neugründungen trotzdem gelingen, bedarf es besonderer Förderung. 

Welche chemischen Erzeugnisse kommen aus Rheinland-Pfalz?

Die Vielfalt der chemischen Erzeugnisse aus Rheinland-Pfalz ist immens - einige Beispiele:

  • Die BASF verfügt in Ludwigshafen über die größte Menthol-Produktionsanlage der Welt. Duft- und Aromastoffe sind ein wachsendes Geschäftsfeld.
  • Im Bereich Farben und Lacke gibt es neue Anforderungen an die Produkte. Hier punkten Unternehmen wie Jansen.
  • Impfstoffe und andere pharmazeutische Produkte aus Rheinland-Pfalz gibt es nicht nur für Menschen, sondern auch für Tiere
  • Innovativ: Wirkstoffpflaster mit vielen Anwendungsmöglichkeiten von LTS in Andernach.
  • Pflegeprodukte und sanfte Reinigungsmittel kommen beispielsweise aus Boppard und Mainz.

Wieso sind Chemieunternehmen wichtig für die Wirtschaft?

Die Chemieunternehmen bieten qualifizierte, gut bezahlte Arbeitsplätze. Das schafft Kaufkraft und Wohlstand

Die Chemie ist außerdem eine Schlüsselindustrie für die Wirtschaft. Sie beliefert andere Industrien mit den Vorprodukten, die sie brauchen. Chemieerzeugnisse finden sich überall, etwa in Autos, Solarzellen, Baumaterial und Windenergieanlagen.

Umgekehrt beliefern viele Unternehmen die Chemieindustrie. Die Zulieferunternehmen profitieren von dem Bedarf der Chemie- und Pharmaindustrie.

Darum kommt es auf gute Standortbedingungen für die Chemiebranche in Deutschland und in Rheinland-Pfalz an. Hier gibt es die News dazu!

Alle Beiträge

Wir.Hier. Logo als Artikelbild Platzhalter

„Wasser ist zum Waschen da …, auch zum Zähneputzen kann man es benutzen.“ Haben Sie dieses Lied auch gesungen? Die chemische Industrie hat noch ein paar Strophen ergänzt. Denn Wasser ist in unserer Branche für viele andere Zwecke da: Es ist ein wertvoller Rohstoff. Er wird beispielsweise für chemische Prozesse und zur Kühlung eingesetzt oder als Transportweg genutzt.
„Qualität hat sich erheblich verbessert“
Der sorgfältige Umgang mit Wasser ist mittlerweile auch ein gesellschaftliches Thema: Spurenstoffe, Niedrigwasser, Zugang zu Trinkwasser sind die neuen Stichworte, seitdem man die großen Probleme im Bereich Gewässerschutz gelöst hat. Umso wichtiger ist, das UN-Nachhaltigkeitsziel 6 „Sauberes Wasser“ engagiert zu verfolgen. Der laufende Responsible-Care-Wettbewerb zeigt, wie vielfältig die Branche an diesem Ziel arbeitet – zum Beispiel mit Innovationen, die eine immer bessere Wasserversorgung und -aufbereitung erst möglich machen. Denn Wasser ist ein wertvolles Gut.
Deutschlands drittgrößter Industriezweig hat seinen spezifischen Wasserverbrauch deutlich gesenkt. Heute nutzt er jeden Liter Wasser fast sechs Mal. In fast 30 Jahren Responsible Care (deutsch: verantwortliches Handeln) in Deutschland sind die Einleitungen von Stoffen in Flüsse extrem zurückgegangen: Die heimische Gewässerqualität hat sich so erheblich verbessert.
Lesen Sie hier, wie Chemieunternehmen aus Rheinland-Pfalz Wasser sparen und schützen.

Wir.Hier. Logo als Artikelbild Platzhalter

Jährlich werden eine Milliarde Arzneimittelpackungen zwischen Großbritannien und den übrigen EU-Staaten gehandelt. Käme dieser Warenstrom auch nur teilweise zum Erliegen, entstünden nicht nur wirtschaftliche Probleme. Es drohten auch medizinische Engpässe im Vereinigten Königreich. Die Briten könnten so einen Stresstest für die medizinische Versorgung viel schwerer wegstecken als die große EU. So gibt es in Großbritannien keinen einzigen Hersteller von Insulin, auf das viele Diabetiker angewiesen sind.
„Es wird keine Probleme mit Arzneien geben“
Das zeigt, was bei einem ungeregelten Brexit auf dem Spiel steht. Nach den Neuwahlen in Großbritannien hat sich die Lage aber etwas entspannt, denn es besteht wieder Hoffnung, dass das Land am Ende mit einem geregelten Brexit die EU verlässt. Allerdings muss dazu bis Ende 2020 ein Freihandelsabkommen zwischen dem Vereinigten Königreich und der Europäischen Union unter Dach und Fach sein. Sonst droht erneut Stress wegen der dann erforderlich werdenden Grenzkontrollen und Zölle.
Deutsche Patienten müssen sich deshalb keine Sorgen machen: Ob geregelter oder ungeregelter Brexit – hierzulande wird es zu keinen Versorgungsproblemen mit Arzneimitteln kommen. Denn hier muss, anders als bei den Briten, nicht das ganze Wirtschafts- und Zollsystem umgestellt werden.
Lesen Sie hier, wie sich der Brexit auf die Chemiebranche auswirken kann.

Newsletter