Arbeiten in der Chemie

Ein Lack für alle Fälle

· Lesezeit 3 Minuten.
Lackfabrik Albrecht

Heiko Walther gleitet durch die schmalen Gänge im Hochregallager der Lackfabrik J. Albrecht. Der Gabelstapler hebt ihn auf fast zehn Meter Höhe. Dort stellt der Lagerist die Ware zusammen. „Da muss man schwindelfrei sein“, sagt Walther und schmunzelt.

Das Unternehmen produziert in Mainz mit 35 Mitarbeitern pro Jahr rund 4.000 Tonnen Lacke für Profis und Heimwerker. In der Werkhalle befüllen Mitarbeiter gerade die Anlagen. Bindemittel, Additive und Pigmente landen in großen Reaktoren. Wenige Meter weiter entnimmt Malermeister Stephan Fink erste Proben und bringt sie in die Qualitätskontrolle. Gibt er sein Okay, geht die Charge in die Abfüllung.

Lieferung bis nach Asien

Über 700 Rezepturen hat das Unternehmen im Programm. „Gut 70 Prozent unserer Lacke gehen in den Baubereich, sind also für Fassaden, Fenster, Böden, Holz und Metall, für innen und außen“, sagt Betriebsleiter Roland Barth. Man findet die Produkte in Bau- und Fachmärkten in ganz Deutschland.

Bekannt ist Albrecht auch für seine Speziallacke. „Die machen gut 25 Prozent aus“, sagt Barth. Die Rede ist beispielsweise von dekorativen Hammerschlaglacken. „Die Lacke erzeugen eine Struktur, die Unregelmäßigkeiten der Oberfläche kaschiert“, erklärt Georg Buß, technischer Leiter. Erzeugt wird der Effekt mit winzigen Aluminiumplättchen und Silikonen.

Einsatz auch für Keramik

Weltweit gefragt ist das Know-how der Lackfabrik außerdem in der Keramikindustrie. „Wir liefern Transferlacke und Siebdrucköle bis nach Asien und Amerika“, so Buß. Kunden sind Druckereien, die Motive für Geschirr, Glas und Emaille im Siebdruckverfahren herstellen. Auch Markierungen für Cerankochfelder werden so aufgebracht.

Mit Siebdruckölen vermengt man die Farbpigmente zu einer Paste. „Das Muster wird zunächst auf Papier gedruckt“, erklärt Chemielaborantin Birgit Grebe. Ohne Hilfe würde es sich jedoch nicht mehr lösen. „Deshalb überzieht man das Motiv mit Transferlack“, sagt Grebe. Tatsächlich: In Wasser eingeweicht, löst sich das Bild jetzt vom Papier wie ein klassisches Abziehbild.

Jede Anwendung verlangt eine Rezeptur

Im Ofen werden die Farben später eingebrannt. Dabei müssen sowohl die Öle als auch Transferlacke rückstandslos verbrennen, sonst entstehen Bläschen. „Je nach Material unterscheiden sich zum Beispiel die Temperaturen“, betont Grebe. Jede Anwendung verlangt deshalb eine eigene Rezeptur.

Die Lackfabrik steht in Mainz übrigens seit 164 Jahren. Im 19. Jahrhundert war sie in Europa der größte Veredler von Schellack. Dank der harzigen Substanz gelang damals der Schallplatte der große Durchbruch.

Mehr Chemie im Alltag gibt´s in unserer Rubrik Wissenschaffer, mehr Markt- und Innovationsführer aus Rheinland-Pfalz finden Sie in Made in Rheinland-Pfalz.

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