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Starker Pharmastandort Rheinland-Pfalz

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Starker Pharmastandort Rheinland-Pfalz
Pharma in Rheinland-Pfalz: Produktion bei Boehringer Ingelheim. © Boehringer

Es ist das umsatzstärkste Medikament der Welt: das Rheumamittel Humira. Knapp 20 Milliarden Dollar hat der Pharmakonzern AbbVie mit der Arznei 2018 umgesetzt, das entspricht etwa 18 Milliarden Euro. Der Top-Seller wurde in Labors in Ludwigshafen entwickelt und geht von der Stadt aus heute in zahlreiche Länder auf der Erde.

Das Beispiel zeigt: Rheinland-Pfalz muss sich in Sachen Arzneimittel nicht verstecken. „Das Bundesland spielt eine bedeutende Rolle in der deutschen Pharmaindustrie“, berichtet die Ökonomin Jasmina Kirchhoff von der Forschungsstelle „Pharmastandort Deutschland“ des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln.

Pharma in RLP: 12.000 Beschäftigten, 5 Milliarden Euro Umsatz

Die Volkswirtin wertet regelmäßig Daten der für die Arzneibranche wichtigsten Bundesländer aus. Danach belegte unser Bundesland im Jahr 2017 bei der Produktion von Medikamenten Platz drei, rangierte bei der Zahl der Mitarbeiter auf Platz vier und beim Arzneiumsatz auf Rang fünf der Bundesländer.

Kein Wunder: Der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim hat hier seine Zentrale und das dänische Unternehmen Novo Nordisk in Mainz seinen deutschen Sitz. Das sichert zahlreiche Jobs: „Die Branche gibt knapp 12.000 Menschen Arbeit“, weiß Expertin Kirchhoff, „und dieser Wert ist seit Jahren relativ stabil.“ Allein beim Familienunternehmen Boehringer sind es einige Tausend Beschäftigte. Sie lenken von Rheinland-Pfalz aus einen globalen Konzern, forschen hier täglich an neuen Wirkstoffen und produzieren innovative Arzneien.

Knapp 5 Milliarden Euro setzten die rheinland-pfälzischen Pharmahersteller im Jahr 2017 um. „Das waren 29 Prozent mehr als vier Jahre zuvor“, berichtet die Volkswirtin. „Die Exporte schnellten in der Zeit sogar um die Hälfte auf 3,7 Milliarden Euro hoch.“ Neuere Zahlen ermittelt die Ökonomin gerade. „Drei Viertel ihres Geschäfts machen die rheinland-pfälzischen Arzneihersteller mit Ausfuhren“, hebt Kirchhoff hervor. Sie profitierten dabei „von der verkehrsgünstigen Lage im Herzen Europas, der Nähe zu den Beneluxstaaten und Frankreich sowie vom Rhein als Transportweg“.

60 Millionen Euro Investitionen pro Jahr

So exportiert Boehringer Ingelheim zum Beispiel das Asthmamedikament Spiriva und den Blutgerinnungshemmer Pradaxa von Rheinland-Pfalz aus in alle Welt. Der Konzern AbbVie betreibt in Ludwigshafen sein Exzellenzzentrum für das Verpacken von Arzneien außerhalb der USA. Von der Stadt am Rhein aus liefert das Unternehmen pro Jahr über 20 Millionen Packungen in mehr als 60 Länder; die Exportquote liegt bei circa 98 Prozent. Auch das Familienunternehmen Hevert, das mit 200 Beschäftigten in Nußbaum an der Nahe homöopathische Arzneien herstellt, ist im Export aktiv. Es verkauft seine Präparate heute nach China und Indien, in die USA, die Mongolei und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Die Unternehmen tun einiges, damit das so bleibt. „Etwa 160 Millionen Euro investieren sie pro Jahr in neue Anlagen und Technik“, so Kirchhoff. So eröffnete das Unternehmen Finzelberg in Andernach, das sich auf Extraktion und Trocknung von Pflanzenwirkstoffen spezialisiert hat, im Jahr 2017 eine neue Extraktionslinie und verfügt über eine der modernsten Fertigungen aller Wettbewerber.

Boehringer wiederum investiert aktuell kräftig: Das Unternehmen errichtet ein Bürogebäude, eine Tablettenproduktion für neue Medikamente und will im vierten Quartal 2019 mit dem Bau eines Pilotbetriebs für die Entwicklung neuer Wirkstoffe loslegen. Zudem investiert die Branche ständig in Erforschung und Entwicklung neuer Arzneien; 2017 waren es 410 Millionen Euro. Gute Voraussetzungen also, dass der Standort zwischen Pfalz und Eifel stark bleibt.

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