Arbeiten in der Chemie

Weiterbildung immer und für alle: Der digitale Campus von Boehringer

· Lesezeit 5 Minuten.
Porträts von Martin Hess, Leiter der University und globaler Chief Learning Officer bei Boehringer und der Mitarbeiterin Britta Ries.
Digitale Weiterbildung: Martin Hess, Leiter der University und globaler Chief Learning Officer bei Boehringer, und Führungskraft Britta Ries sehen viel Potenzial in dem virtuellen Campus. Foto: Boehringer Ingelheim

Wer bei Boehringer Ingelheim etwas Neues lernen will, muss dafür keinen Antrag stellen und nicht mal den Arbeitsplatz verlassen. Excel-Tricks, Finanzwissen, Arbeiten mit Künstlicher Intelligenz, Morgen-Routinen für High-Performer, Fremdsprachen: Die Beschäftigten des Pharmaunternehmens können die Weiterbildung, die ihnen bei ihrer Arbeit weiterhilft, jederzeit an ihrem Computer oder auf ihrem Smartphone starten, auch während der Arbeitszeit. Möglich macht das eine außergewöhnliche Initiative: die Boehringer Ingelheim University.

Chancen erkennen und nutzen

Seit Ende 2023 haben die mehr als 54.000 Mitarbeiter weltweit Zugriff auf den virtuellen Campus. Das heißt: Sie können mit einem Klick die digitale Lernplattform erreichen und aus einem riesigen Angebot an Weiterbildungen wählen. Kurse, Videos, Podcasts, Bücherzusammenfassungen, Powerpoint-Präsentationen: Für fast jedes vorstellbare Thema gibt es passende Materialien.

Die Nutzer können dabei filtern, wie viel Zeit sie für das Thema haben: weniger als fünf Minuten bis mehr als einen Tag. Auch externe Angebote gehören zu dem riesigen Angebot, zum Beispiel Kurse der bekannten Lernplattform LinkedIn Learning.

„Wir bringen auf dem virtuellen Campus alle Lernmöglichkeiten an einem Ort zusammen”, erklärt Martin Hess, Leiter der University und globaler Chief Learning Officer bei Boehringer. „So können sich die Mitarbeitenden mit möglichst wenig Aufwand entsprechend ihrer individuellen Bedürfnisse weiterbilden.” 

Die Idee: Um Innovationen vorantreiben zu können, muss die Belegschaft über topaktuelles Wissen verfügen und ihre Fähigkeiten ständig weiterentwickeln. Umso mehr in einer Zeit, in der neue Fachkräfte rar sind.

Reizvoll für die Beschäftigten: Sie können selbst entscheiden, wie sie sich weiterbilden. Wer die Plattform zum ersten Mal besucht, kann seinen Lebenslauf hochladen. Künstliche Intelligenz erstellt auf dieser Basis eine Liste mit Fähigkeiten, die für die weitere Karriere der jeweiligen Person besonders relevant sind. Die Person selbst soll sich dann für vier Fokus-Skills entscheiden, die sie in nächster Zeit stärken möchte. Man werde auch dazu ermutigt, sich Feedback bei Kollegen einzuholen, um die eigenen Fähigkeiten besser einschätzen zu können, sagt Hess. „Schon allein dieser Prozess ist ein wichtiger Teil der Lernkultur im Unternehmen. Die Mitarbeitenden sind in der Verantwortung für ihre eigene Entwicklung und können sich entfalten.“

Eigene Wege gehen

Eine Mitarbeiterin, die schon sehr von dieser neuen Art der Weiterbildung profitiert hat, ist Britta Ries. Die 41-Jährige arbeitet seit siebeneinhalb Jahren in Ingelheim, im März hat sie eine neue Position angetreten: Sie leitet nun das Produkt-Portfoliomanagement des Unternehmens . „Für die Vorbereitung auf das interne Bewerbungsgespräch war der virtuelle Campus sehr hilfreich”, sagt die Finanzexpertin.

Welche Themen sind dort gerade relevant? Welches Vokabular sollte man kennen? Welche Ansprechpartner arbeiten in dem Bereich? Unter anderem konnte Ries auf Präsentationen und Podcasts zugreifen zum Thema Supply-Chain-Management – also der Planung, Steuerung und Optimierung der Lieferkette eines Unternehmens. Sie nutzte die Plattform, um sich während ihres Onboardings umfassend über die neue Abteilung zu informieren.

„Im Vergleich zu früher ist die Weiterbildung heute viel intuitiver und effizienter”, sagt Ries. Sie schätzt, dass sie maßgeschneiderte Inhalte nutzen kann, statt an allgemeinen Seminaren teilzunehmen, die man später erst für den Alltag übersetzen muss. Doch nicht alles findet online statt: Auch weiterhin gibt es bei Bedarf Vor-Ort-Weiterbildungen, an denen Mitarbeiter persönlich teilnehmen.

Weiterbildung trotz Schichtarbeit

Natürlich ist es nicht allen Bereichen gleichermaßen möglich, den digitalen Campus zu nutzen. Während die Quote der Nutzer im Büroumfeld bei 93 Prozent liege, sei sie in der Produktion viel geringer. Viele Mitarbeiter haben dort keinen eigenen Firmencomputer und sind aufgrund von Schichtarbeit häufig weniger flexibel. „Ihnen ermöglichen wir aber, die Plattform und ihre Angebote auch auf ihrem privaten Smartphone zu nutzen”, erklärt University-Manager Hess.

In einem Produktionsbereich hat man einen Pilotversuch gestartet: Mehrere hundert Menschen am Standort Ingelheim haben für einen gewissen Zeitraum jede Woche eine Stunde zur Verfügung, um auf dem virtuellen Campus Fähigkeiten zu erlangen, die betrieblich relevant sind. Auch im Schichtbetrieb müsse man Lösungen finden, die für die Beschäftigten funktionieren, sagt Hess – natürlich in enger Abstimmung mit dem Betriebsrat.

Natürlich ist es enorm aufwendig, ein solches System zu etablieren. Boehringer investierte allein im vergangenen Jahr weltweit rund 80 Millionen Euro in Lernangebote wie externe Inhalte auf dem virtuellen Campus, aber auch persönlich stattfindende Trainings. Damit sorge man dafür, dass die Beschäftigten zukunftsfähig aufgestellt sind und somit nachhaltig zum Unternehmenserfolg beitragen können. Und für viele dürfte die Boehringer University ein Benefit sein, der die Verbundenheit zum Arbeitgeber stärkt.

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