Arbeiten in der Chemie

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· Lesezeit 5 Minuten.
Zwei Labormitarbeiter im Gespräch.
Berufe in der Chemieindustrie: Weiterbildung eröffnet viele verschiedene Möglichkeiten. Foto: Alexander Raths/stock.adobe.com

Was sind meine Ziele im Berufsleben? Das ist für viele Menschen eine der wichtigsten Fragen im Leben. Die Möglichkeiten sind fast unendlich – und mit Motivation und Fleiß kann man sich immer weiterentwickeln. Auch ohne Hochschulstudium. 

Schon gewusst? Der Industriemeister-Abschluss ist gleichwertig zum Bachelor-Abschluss, ebenso wie die Abschlüsse „Fachwirt“ und „Staatlich geprüfter Techniker“. Und der Technische Betriebswirt entspricht dem Master. Das ist im Deutschen Qualifikationsrahmen festgelegt. 

Lebenslanges Lernen ist auch wichtig, um immer beste Jobchancen zu haben. Wir.Hier. zeigt an zwei fiktiven Beispielen, wie Mitarbeiter der chemischen Industrie Karriere machen können.

Von der Realschul-Abgängerin bis zur Leiterin der Lackproduktion

Tamara, 16 Jahre alt, ist Realschul-Abgängerin. Sie will einen Job, der Spaß macht und bei dem sie nicht nur im Büro sitzt. Auch eine gute Work-Life-Balance ist ihr wichtig. 

Schritt 1: Ausbildung zur Chemie-Laborantin

Schon während der Ausbildung haben viele eine Vorstellung davon, in welche Richtung sie sich später entwickeln wollen – wie Tamara. Die einen wünschen sich viel Kundenkontakt, die anderen möchten in die Forschung oder ins Ausland. Für alles gibt es schon für Azubis passende Weiterbildungen. Etwa Sprachkurse und Auslandsaufenthalte, Seminare für soziale Kompetenzen, Kurse über Lerntechniken und Software. Wer bereit ist, zusätzlich zu lernen, kann sogar neben der Ausbildung die Hochschulreife nachholen. 

Tamara absolviert eine Ausbildung als Chemie-Laborantin. Während der Ausbildung macht sie ein Praktikum in den USA. 

Schritt 2: Weiterbildung zur Industriemeisterin Chemie

Nach den ersten drei Berufsjahren in der Lackentwicklung will Tamara Industriemeisterin der Fachrichtung Chemie werden. 

Der Industriemeisterabschluss (Fachrichtung Chemie) gibt Tamara die folgenden Möglichkeiten: Sie kann zum Beispiel Fertigungsprozesse planen, überwachen und optimieren, Teammitglieder führen und sich um Qualitätsprüfungen kümmern. Wer diesen Abschluss hat, kann zum Beispiel Schichtführer, Abteilungsleiter oder sogar Produktionsleiter werden. 

Wie lange die Weiterbildung dauert, hängt von Lernform und Anbieter ab. Sie ist in vier Monaten Vollzeit zu schaffen, wird aber auch gerne berufsbegleitend in bis zu 36 Monaten absolviert. Tamara entscheidet sich für einen Samstagskurs. 16 Monate lang drückt sie am Wochenende immer sieben Stunden am Stück die Schulbank.

Geschafft! Nach ihrer Meisterprüfung wird Tamara Leiterin eines Teilbereichs der Lackproduktion. 

Schritt 3: Weiterbildung zur Technischen Betriebswirtin (IHK)

Tamara möchte nach fünf Jahren in diesem Job noch etwas weiterkommen. Sie entschließt sich, Technische Betriebswirtin zu werden. Wer diesen Abschluss hat, kann Aufgaben zum Beispiel in Management, Vertrieb oder Einkauf übernehmen. Der Abschluss ist gleichwertig mit einem Master-Abschluss.
 
Je nach Zeitaufwand pro Woche dauert die Weiterbildung etwa zwischen drei Monaten und zwei Jahren. Tamara wählt ein berufsbegleitendes Fernstudium, das sich über 18 Monate erstreckt. Da sie inzwischen Mutter ist, ist es ihr wichtig, sich die Lernzeit frei einteilen zu können.  

Tamara bekommt jetzt die Gesamtleitung über die Lackproduktion.

Vom Chemikanten zum Ausbildungsleiter

Steffen, 34 Jahre alt, ist Chemikant. Da muss doch mehr drin sein, findet er. Seine Ziele: Nochmal etwas Neues anpacken, Wissen weitergeben, mehr Verantwortung übernehmen. 

Schritt 1: Die Ausbildereignungsprüfung

Wer als Ausbilder arbeiten will, braucht den so genannten Ausbilderschein. Dafür gibt es eine Prüfung, mit einem schriftlichen Multiple-Choice-Test und einem praktischen Teil. Ein Vorbereitungskurs ist empfehlenswert. Solche Kurse dauern wenige Tage bis etwa drei Monate. Steffen macht einen Online-Kurs, bei dem er sich die Zeit frei einteilen kann.  

Schritt 2: Zertifikatslehrgang zum Chemietechniker

Um noch mehr Kompetenzen zu entwickeln, will Steffen ein Jahr später noch die Weiterbildung zum Chemietechniker machen. Der Abschluss ist gleichwertig mit dem Bachelor. Chemietechniker können Aufgaben im mittleren Management übernehmen – zum Beispiel als Laborleiter, Ausbilder oder in der Qualitätssicherung.

Die Qualifizierung dauert in Vollzeit etwa zwei Jahre, in Teilzeit drei bis vier Jahre. Steffen macht den Abschluss in drei Jahren neben seinem Job, mit 38 Jahren ist er fertig.

Schritt 3: Weiterbildung zum geprüften Aus- und Weiterbildungspädagogen

Als Chemietechniker ist Steffen zunächst Teamleiter in der Produktion von Additiven und betreut auch Auszubildende. Wissen weiterzugeben, findet er sehr erfüllend. Deshalb will er sich darauf mit 44 Jahren weiter fokussieren und Aus- und Weiterbildungspädagoge werden. Auch dieser Abschluss ist gleichwertig mit Industriemeister und Bachelor, eröffnet Steffen aber noch mehr Möglichkeiten.  

Aus- und Weiterbildungspädagogen planen und gestalten die betriebliche Aus- und Weiterbildung. Zu ihren Aufgaben zählt es zum Beispiel, Azubis und Kollegen zu motivieren und zu fördern. Sie entwickeln Lehrpläne und Bildungsangebote und kümmern sich in diesem Bereich auch ums Qualitätsmanagement.

Es gibt Kurse, die sich über bis zu zwei Jahre erstrecken – doch Steffen wählt ein Kompaktstudium, das nur acht Wochen dauert. Dafür wird er von seinem Arbeitgeber freigestellt. Er wird kurz darauf in seinem Unternehmen Ausbildungsleiter. Sein Traumjob! 

Mehr Infos über Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es hier

 

 

 

 

 

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