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Fachkräftemangel

Von Fachkräftemangel spricht man, wenn ein gravierender Teil der Arbeitsplätze nicht mehr durch qualifizierte Mitarbeiter besetzt wird. Diese Knappheit an Fachkräften wirkt sich auf unterschiedliche Weise auf die betroffenen Branchen aus. So kann ein Fachkräfteengpass dazu führen, dass in einzelnen Bereichen wesentlich mehr offene Stellen als Bewerber vorhanden sind und sich die Vakanzzeit bis zur Neubesetzung einer Stelle erheblich verlängert. Ebenso kann es zu extremen Sprüngen in der Gehaltsentwicklung kommen.

Bedeutung von Fachkräften

Fachkräfte sind Arbeitskräfte, die über eine abgeschlossene Berufsausbildung oder ein beendetes Hochschulstudium verfügen. Sie verfügen also in der Regel über einen höheren Bildungsstand und größere Fachkompetenz im Vergleich zu Arbeitern mit geringerer Qualifikation. Dementsprechend wichtig sind Fachkräfte für die Qualität und Fachkompetenz in einem Betrieb.

Fachkräftemangel in Deutschland

In Deutschland waren im Jahr 2022 durchschnittlich etwa 845.000 Stellen unbesetzt. Damit ist die Zahl der offenen Stellen im Vergleich zum Vorjahr um fast 150.000 Stellen gewachsen. 2010 lag diese Zahl noch bei weniger als 480.000 Stellen. Trotzdem spricht man in Deutschland noch nicht von einem flächendeckenden Fachkräftemangel. Stattdessen sind bestimmte Branchen und Regionen überproportional häufig von den Engpässe betroffen. Dies betrifft insbesondere den Gesundheitsbereich, die Pflege und die MINT-Bereiche Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Zudem ist die Lage in Süd- und Ostdeutschland besonders gravierend. Der Fachkräftemangel wird insgesamt als ein drastisches Entwicklungshemmnis in Deutschland wahrgenommen. Nach Angaben des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz sehen insgesamt mehr als 50 Prozent aller Unternehmen in Deutschland den Fachkräftemangel als größte Gefahr für ihre Geschäftsentwicklung an.

Ursachen

Es gibt eine Vielzahl an Ursachen, die zum Fachkräftemangel beitragen. Als einer der Hauptfaktoren gilt der demografischer Wandel in Deutschland. Dies bedeutet, dass die Altersstruktur der Bevölkerung sich ändert, da immer weniger Kinder geboren werden und gleichzeitig die Lebenserwartung immer weiter steigt. Demzufolge sinkt der Teil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter immer weiter, während der Anteil der Senioren steigt. Die Überalterung der Gesellschaft ist insbesondere für die Pflegebranche fatal, aber auch andere Arbeitsbereiche leiden darunter, dass immer weniger Arbeitskräfte nachwachsen.

Die Ursache für die aktuelle Verschärfung des Fachkräftemangels ist die Corona-Pandemie. Viele Branchen haben während der Krise Beschäftigte verloren, die nun nicht mehr in ihre alten Arbeitsbereiche zurückkehren wollen. Dies betrifft insbesondere Dienstleistungsberufe.

Weitere Faktoren sind der globale Wettbewerb um ausgebildete Arbeitskräfte oder die fortschreitende Digitalisierung, die in vielen Berufszweigen hochspezialisiertes Fachwissen voraussetzen. Zudem wollen immer weniger Menschen in Deutschland eine Ausbildung machen. Zunehmend viele Schüler in Deutschland schließen ihre Schullaufbahn mit hohen Abschlüssen ab und tendieren dazu, ein Studium zu beginnen, was den Mangel in vielen Ausbildungsberufen vergrößert.

Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel

Um dem Fachkräftemangel entgegenzutreten, werden in Deutschland verschiedene Strategien debattiert. So sieht die Fachkräftestrategie der Bundesregierung eine Reihe von Maßnahmen zur Fachkräftesicherung vor. In Deutschland sollen in Zukunft bessere Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, eine bessere Vereinbarung von Beruf und Privatleben sowie flexible Übergänge in die Rente ermöglicht werden. Debattiert wird auch eine Erhöhung des Renteneintrittsalters, um die Wirtschaft der sich verändernden Altersstruktur anzupassen.

Ein weiterer Hebel, um das deutsche Fachkräfteproblem zu entschärfen, ist über die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland. So soll es qualifizierten Arbeitskräften aus Nicht-EU-Staaten möglich gemacht werden, sich über ein Punktesystem für ein Arbeitsvisum in Deutschland zu bewerben.

Fachkräftemangel in MINT-Berufen

Besonders betroffen vom Fachkräftemangel sind die sogenannten MINT-Berufe, also Berufe aus den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Während der jährliche Bedarf an MINT-Kräften aufgrund von Energiewende und Demographischen Wandel von Jahr zu Jahr steigt, machen immer weniger Menschen einen Abschluss in MINT-Berufen. Um den Engpässen entgegenzutreten, sollen bessere Informationenmöglichkeiten über MINT-Berufe für Jugendliche auf Jobsuche geschaffen werden und insbesondere die Chancengleichheit für Frauen gefördert werden.

Fachkräftemangel in der Chemie

Auch die Chemie-Branche ist davon nicht ausgenommen: Eine Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung stellte in 18 von 35 untersuchten Berufen mit besonderer Relevanz für die Chemiebranche im Zeitraum von Juli 2016 bis Juni 2017 Engpässe fest. Besonders die technischen Berufe sind davon betroffen. Wie es in der Branche heute gelingen kann, Azubis und erfahrene Fachkräfte zu finden, wird im Wir.Hear. Podcast beantwortet.

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