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Feiertag abschaffen: Was bringt das?

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Feiertag abschaffen: Was bringt das?
Kirchliche Feiertage: Brauchen wir die alle? Oder ist zum Beispiel am Oster- oder Pfingstmontag Arbeit wichtiger als Freizeit? Foto: Uwe/stock.adobe.com

Mehr Arbeit und weniger Freizeit als Weg zu mehr Wachstum

Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, fordert weniger Feiertage in Deutschland. „Die Abschaffung eines Feiertages wäre eine Möglichkeit, die Wirtschaftsleistung sehr kurzfristig und effektiv zu erhöhen“, sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. IW-Berechnungen zufolge würde ein zusätzlicher Arbeitstag das deutsche Bruttoinlandsprodukt rein rechnerisch um bis zu 8,6 Milliarden Euro erhöhen. Hüther verwies auf die nahezu bundesweite Abschaffung des Buß- und Bettags als gesetzlichen Feiertag im Jahr 1995. „Mehr Arbeit ist also möglich, wenn man es will“, sagte Hüther. Er reagiere mit seinem Vorschlag auf eine Forderung der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, die sich für eine Streichung eines kirchlichen Feiertages stark gemacht hatte.

Der Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) erklärt dazu, Deutschland stehe vor der Herausforderung, seine Wettbewerbsfähigkeit im internationalen Vergleich zurückzugewinnen. Etwas mehr Arbeit bei etwas weniger Freizeit könne dazu beitragen. In der Debatte um die Abschaffung eines Feiertags sieht der BAVC eine von mehreren möglichen Maßnahmen, um die Wirtschaftsleistung und das Arbeitszeitvolumen zu steigern: „Es ist sinnvoll, über verschiedene Wege zu sprechen, wie die Arbeitszeit in Deutschland effizienter genutzt und das Arbeitsangebot erhöht werden kann – gerade vor dem Hintergrund von Fachkräftemangel, demografischem Wandel und internationalen Wettbewerbsdruck.“

Erwerbstätigkeit von Frauen und internationalen Arbeitskräften mehr fördern

Gegensätzlich äußerte sich Marcel Fratzscher, der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). „Der Arbeitskräftemangel in Deutschland wird nicht durch eine Streichung von Feiertagen oder steuerlichen Privilegien für Überstunden in Vollzeit gelöst werden”, sagte er. Stattdessen liege der Schlüssel gegen den Arbeitskräftemangel im Abbau der vielen Hürden für die Erwerbstätigkeit von Frauen, von Geflüchteten und anderen Menschen aus dem Ausland.

Zahl der Feiertage je Bundesland: Rheinland-Pfalz liegt im Mittelfeld

Bayern hat im Bundesländervergleich die meisten Feiertage (13) und die zweitmeisten Einwohner (13 Millionen). An zweiter Stelle folgt Baden-Württemberg mit 12 Feiertagen. Rheinland-Pfalz liegt mit 11 gesetzlichen Feiertagen im bundesdeutschen Durchschnitt. Sechs Bundesländer, darunter alle Stadtstaaten, haben nur 10 gesetzliche Feiertage.

In den Karnevalshochburgen Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen geben etliche Arbeitgeber ihren Beschäftigten bezahlt frei, damit sie beispielsweise am Altweiberdonnerstag und am Rosenmontag feiern können. Auch Heiligabend und Silvester – dies sind keine gesetzlichen Feiertage – sind aus Kulanz häufig arbeitsfrei, bei vollem Lohnausgleich.

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