Arbeiten in der Chemie

Digitalisierung in Unternehmen: Röchling Automotive

· Lesezeit 2 Minuten.
©Alessandro Balzarin
Mit der ganzen Welt via Internet vernetzt: Für Vivien Rebsdat gehören Konferenzen im Web zum Alltag.

Die Welt von Vivien Rebsdat ist digital: Ihre Gedanken kreisen um Industrie 4.0, Konferenzen finden im Web statt, und abends wird der heimische Garten vom Handy aus per App gegossen. „Aber ich lese schon noch richtige Bücher und spreche sehr viel mit Menschen“, sagt sie und lächelt. Bei Röchling Automotive in Worms, wo man auf Fahrzeugakustik, Aerodynamik und Leichtbau spezialisiert ist, verantwortet die 48-Jährige die weltweite Organisation und strategische Aufstellung der IT-Systeme. Mit ihrem 23-köpfigen Team ist sie von Rheinland-Pfalz aus für 60 Standorte in 20 Ländern mit 7 300 Mitarbeitern zuständig. „Die zentrale IT-Abteilung managt die globale Anbindung und alle Anwenderprogramme, die wir dem Unternehmen zentral zur Verfügung stellen“, sagt Rebsdat. „Ich bin zu 100 Prozent Managerin und kümmere mich um den Beitrag der IT dazu, die Visionen des Unternehmens umzusetzen und notwendige Veränderungen zu gestalten.“

Industrie 4.0 im Unternehmen vorantreiben

In China hat sie sich gerade eine Woche lang mit anderen Managern über den Stand der Dinge sowie die Ziele der IT ausgetauscht. „Die Kollegen wünschen sich zum Beispiel einen Support rund um die Uhr an jedem Tag der Woche. Wenn es dort am Wochenende wegen eines Kundenauftrags klemmt und jemand ruft hier an, erreicht man uns nur zu den normalen Geschäftszeiten. Darüber müssen wir sprechen.“ Weshalb sie sich mit einem externen Serviceunternehmen trifft, um über ergänzende Leistungen an Feiertagen und Wochenenden zu sprechen. Noch faszinierender findet sie den Blick in die Zukunft. Denn als strategische Managerin muss sie nicht nur verwalten, sondern auch gestalten: „Zwar sind alle Abteilungen mit der IT vernetzt“, erklärt Rebsdat, „aber Industrie 4.0 bedeutet, Prozesse in der Produktion oder Verwaltung künftig noch weitgehender zu unterstützen.“ Zudem werden seit Jahren elektronische Teile in Fahrzeugen verbaut. „Uns interessiert, wie man über Sensorik generierte Daten nutzen kann, um Kunden einen Mehrwert zu bieten. Daraus möchten wir neue Geschäftsmodelle entwickeln.“

©Alessandro Balzarin
Teamarbeit: 23 Kollegen gehören insgesamt zum Rechenzentrum in Worms.

Systeme arbeiten nicht für sich

Dass solche Dinge einmal ihre Aufgabe sein würden, hätte die IT-Leiterin zu Beginn ihrer Karriere nicht gedacht: „Ich habe eine Ausbildung als  Fremdsprachenkorrespondentin. Aber die Welt der Technik mit ihrer Computersprache hat mich mehr gereizt.“ An der FH für Wirtschaftsinformatik in München belegte sie ein Jahr lang zunächst Mathe- und Physikkurse, bevor sie ihr Studium begann. Als eine der wenigen weiblichen Studienanfänger: „Wir waren 120 Männer und 6 Frauen. Am Ende haben es 35 geschafft, davon immer noch 6 Frauen …“ Warum trifft man in der IT so selten auf Frauen? „Es ist schon viel besser geworden“, freut sich Rebsdat. „Es gibt aber immer noch Berührungsangst mit der Technik.“

Für sie war das nie ein Thema. Nach dem Studium befasste sie sich mit Datenübernahme aus Altsystemen, Tüv-Zertifizierungen und bildete Programmierer aus. Dann begleitete sie Röchling IT-seitig beim rasanten Wachstum: „Anfangs hatten wir Standorte in Deutschland und Italien. Jetzt sind wir von China bis Amerika weltweit aufgestellt.“

Heute will die Managerin das Unternehmen in Sachen Vernetzung „proaktiv“ nach vorne bringen: „Wir gehen auf die Abteilungen zu und fragen, wie können wir euch unterstützen?“ Etwa durch ein Tool, mit dem die Spezialisten aus der Fertigung verschiedener Standorte direkt miteinander kommunizieren – via Internet und auf Englisch, versteht sich. Rebsdat: „Wir müssen mehr miteinander sprechen. Systeme arbeiten nicht für sich. Das wahre Leben spielt sich nach wie vor zwischen den Menschen ab!“

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Faszination Technik: Rebsdat hat Fremdsprachenkorrespondentin gelernt. „Mehr gereizt“ hat sie aber ihr späteres Studium der Wirtschaftsinformatik.
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