Arbeiten in der Chemie

Corona: Wie Röhm die Pandemie meistert

· Lesezeit 1 Minute.
Herausforderung angenommen: Tobias Limbach, Leiter des Gesundheitsmanagements und des werkärztlichen Dienstes bei Röhm in Worms, kümmert sich um die Sicherheit der Mitarbeiter in Zeiten des Corona-Virus. Foto: Wir. Hier. / Marcel Hasübert

Als die Corona-Pandemie im Frühjahr Deutschland erreichte, brach in der Bevölkerung erst einmal Hektik aus: Im Nu waren Atemschutzmasken und Desinfektionsmittel, manche Lebensmittel und auch Toilettenpapier ausverkauft. Einer, der sich früh und planvoll auf Covid-19 vorbereitet hat, ist Tobias Limbach: Der 41-jährige Arbeitsmediziner leitet das Gesundheitsmanagement des Chemieunternehmens Röhm in Worms.

Als das Corona-Virus den meisten Bundesbürgern noch ein kleines Problem im fernen Asien schien, saß Limbach bereits mit der Abteilung für Umwelt, Sicherheit, Gesundheit und Qualität am Tisch und überarbeitete die bestehenden Pandemiepläne: „Schon im Januar gab es einen intensiven Austausch mit unserem Werk in Schanghai“, erzählt der Mediziner, „deswegen konnten wir sehr früh reagieren.“ Engpässe bei Masken und Desinfektionsmitteln gab es im Werk nie, im Gegenteil: „Wir konnten anderen damit aushelfen.“ Zum Beispiel dem Krankenhaus in Worms oder niedergelassenen Ärzten.

Es gibt viel Beratungsbedarf

Der leitende Werkarzt betreut 1.030 Mitarbeiter sowie 100 Azubis vor Ort. Diese produzieren unter anderem Methylmethacrylat, ein Vorprodukt für Plexiglas. Man benötigt es auch zur Herstellung von Lacken, Bodenbeschichtungen, Klebstoffen oder Dentalprodukten. Limbach koordiniert zudem das Gesundheitsmanagement für alle Standorte in Deutschland (rund 2.500 Mitarbeiter) – also die soziale Mitarbeiterberatung, das betriebliche Eingliederungsmanagement und den Betriebssport. Viel Verantwortung, besonders in der aktuellen Krise: „Aus betriebsärztlicher Sicht eine spannende Phase.“

Alles sicher: Trennscheiben aus Plexiglas schützen jetzt die Teilnehmer bei einer routinemäßigen Augenuntersuchung. Foto: Wir. Hier. / Marcel Hasübert
Alles sicher: Trennscheiben aus Plexiglas schützen jetzt die Teilnehmer bei einer routinemäßigen Augenuntersuchung. Foto: Wir. Hier. / Marcel Hasübert

Denn seit Monaten herrscht Ausnahmezustand: „Gerade zu Beginn hat Corona unseren Alltag dominiert“, sagt Limbach. Das erste und letzte Meeting eines jeden Tages dreht sich um den Gesundheitszustand der Belegschaft. Eine Sitzung jagt die nächste, Hygienekonzepte müssen geplant, umgesetzt, kontrolliert, Mitarbeiter informiert werden. Um Zeit freizuschaufeln, wurden Routineuntersuchungen und Impfungen soweit möglich verschoben: „Es gibt viel Beratungsbedarf von Vorgesetzten, Betriebsräten, Personalern und Mitarbeitern“, berichtet der Arzt. Wobei in der Wirtschaft die gleichen Regeln gelten wie in der Politik: Die Mediziner oder Virologen erklären die Zusammenhänge und geben Ratschläge – entscheiden müssen andere. Inzwischen hat Limbach virtuelle Sprechstunden eingerichtet, die gut ankommen.

Erste Verdachtsfälle bereits Ende Februar

Erste Verdachtsfälle im Unternehmen gab es Ende Februar nach der ersten Rückreisewelle aus dem Skiurlaub in Österreich: „Wir haben uns sofort um alle Mitarbeiter gekümmert, die aus einem Risikoland zurückkamen oder Kontaktpersonen waren“, sagt Limbach. „Natürlich in Abstimmung mit den Gesundheitsbehörden vor Ort und gemäß den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts.“ Mit Erfolg: „Angesteckt hat sich bei uns im Werk niemand, alle Fälle kamen von außen.“

Dass die Situation aktuell unter Kontrolle ist, liegt auch daran, dass der Gesundheitsschutz im Betrieb derzeit höchste Priorität hat. „Das AHA-Prinzip – also Abstand, Hygiene, Alltagsmaske – sind die entscheidenden Dinge, die wir konsequent umgesetzt haben“, betont Limbach. Mitarbeiter, die arbeitsplatzungebunden arbeiten können, arbeiten im Homeoffice, überall im Werk wird auf Distanz geachtet.

Richtig so? Am Werktor schaffen klare Regelungen sowie Beschilderungen erhöhte Sicherheit für Besucher und Mitarbeiter. Foto: Wir. Hier. / Marcel Hasübert
Richtig so? Am Werktor schaffen klare Regelungen sowie Beschilderungen erhöhte Sicherheit für Besucher und Mitarbeiter. Foto: Wir. Hier. / Marcel Hasübert

Selbst die Azubis legen sich mächtig ins Zeug: „Sie haben Schablonen zum Thema Abstand gebastelt und die Laufwege entsprechend mit Farbe markiert“, erzählt der Mediziner, den das Engagement der Jugendlichen besonders freut. Dann warnt er noch einmal eindriglich: „Die Pandemie ist nicht vorbei. Informieren und am Ball bleiben, das sind unsere wichtigsten Aufgaben in den nächsten Monaten.“

Achtung: Mit leuchtenden Farben haben Auszubildende auf den Laufwegen im Werk die korrekten Abstände markiert. Foto: Wir. Hier. / Marcel Hasübert
Achtung: Mit leuchtenden Farben haben Auszubildende auf den Laufwegen im Werk die korrekten Abstände markiert. Foto: Wir. Hier. / Marcel Hasübert

Auch privat ist er vorsichtig: „Beim Heimkehren gründlich die Hände waschen, bevor man etwas anfasst, ist für mich schon immer selbstverständlich.“ Beim Händeschütteln, das vorher Usus war, ist Limbach ebenfalls zurückhaltend: „Mit diesem Verzicht kann man viel Gutes tun, auch während einer Grippewelle.“ Fit hält er sich beim Kicken mit seinen drei Söhnen, durch Touren mit dem Mountainbike und beim Volleyball – jedenfalls „sobald Ballsport wieder erlaubt ist“.

FAQs, Reportagen und Interviews zu Corona in der Chemieindustrie.

  • Like
  • PDF

Schlagworte

Das könnte Sie auch interessieren

Die deutsche Chemieindustrie steht vor umwälzenden Veränderungen durch Künstliche Intelligenz (KI). Ob in der Produktion, im Labor oder im Büro: KI bringt enorme Fortschritte – aber auch Veränderungen für die Beschäftigten.

Newsletter