Mann mit Sonnenbrand

Chemie im Alltag

Sonnencreme: So verhindern Cremes und Spray Sonnenbrand

Welche unterschiedlichen Arten Sonnencreme es gibt und wie sie wirken.

· Lesezeit 7 Minuten.

Das Motto im Sommer lautet: Raus in die Sonne! Besser sollte es aber heißen: Raus in die Sonne – aber nicht zu lange und nur mit Sonnencreme. Denn zu viel direkte Sonneneinstrahlung kann schädlich für die Gesundheit werden. Die wichtigsten Fragen und Antworten rund um Sonnencreme lesen Sie hier. Außerdem haben wir Tipps fürs Kühlbleiben an heißen Tagen zusammengestellt. Die bringen Ihnen nichts? Dann erklären wir Ihnen, wie Sie zumindest „richtig“ schwitzen.

Warum ist zu viel Sonne gefährlich?

Gefährlich ist nicht das sichtbare Licht der Sonne, sondern die von ihr ausgehende unsichtbare UV-Strahlung. Wie intensiv diese Strahlung ist, misst man mit dem UV-Index. Eine akute Gefahr von zu viel UV-Strahlen ist der schmerzhafte Sonnenbrand, der die Haut rot färbt und bei Berührung sehr unangenehm sein kann. Aber auch langfristig kann zu viel Sonne Folgen haben: So beschleunigt sie unter anderem die Hautalterung. Wer also lange faltenfrei bleiben will, meidet zu viel direkte Sonne. Im schlimmsten kann die UV-Strahlung auch die DNA in den Hautzellen angreifen, sodass Hautkrebs als Langzeitfolge auftritt.

Wie entsteht ein Sonnenbrand?

Die UV-Strahlung der Sonne besteht aus langwelligen UV-A-Strahlen und kurzwelligen UV-B-Strahlen. Letztere sind hauptverantwortlich für den Sonnenbrand. Erst 2012 fanden Wissenschaftler bei Versuchen mit Mäusen den Grund: Die UV-B-Strahlen dringen in die Haut ein und beschädigen sogenannte MicroRNA-Moleküle. Diese steuern, welche Proteine in einer Zelle genutzt werden. Die angegriffenen MicroRNA-Moleküle leiten nun ungewollt die Produktion eines entzündungsfördernden Stoffes ein und bringen auch gesunde Nachbarzellen dazu, die Entzündungsreaktion einzuleiten. Dadurch entstehen die bekannten Symptome eines Sonnenbrands.

Braucht man Sonnencreme nur in der Sonne?

Auch wenn man sich tagsüber draußen größtenteils im Schatten aufhält, sollte man nicht auf Sonnencreme verzichten. Den auch hier bekommt man noch rund die Hälfte der UV-Strahlung der direkten Sonne ab. Durch Reflektion des Lichts von Wasser, hellem Stein oder Sand kann sich dieser Anteil sogar noch erhöhen.

Welche Arten von Sonnenschutzmitteln gibt es?

Üblich sind vier unterschiedliche Sonnenschutzmittel: Creme, Lotion, Gel und Spray. Diese unterscheiden sich vor allem durch ihre Konsistenz. Lotionen sind flüssiger als Cremes und Gele wiederum flüssiger als Lotionen. Die Unterschiede entstehen durch das Verhältnis zwischen Wasser und Ölen beziehungsweise Fetten in den Mitteln. Cremes sind wegen des relativ hohen Fettanteils am wasserfestesten, eigenen sich also am besten zum Baden. Gele sind komplett fettfrei. 

Wie funktioniert der Sonnenschutz? 

Die Sonnenschutzmittel enthalten UV-Filter, die vor der schädlichen Strahlung schützen sollen. Allgemein kann man die Filter in zwei Kategorien unterteilen: sogenannte chemische Filter (auch organisch oder molekular genannt) und physikalische Filter (auch anorganisch, mineralisch oder partikulär). 

  • Chemische Filter dringen in die Haut ein und bilden mit ihr einen Schutzfilm. UV-Strahlung wird durch die Schutzfilter absorbiert, indem sie sich um die Elektronen der Filteratome lagert und die Atome anregt. Dieses Konstrukt zerfällt schnell wieder – da bei dem Vorgang allerdings Energie verbraucht wird, geben die Elektronen der Filteratome nicht wieder UV-Strahlung frei sondern nur energieärmere, harmlose Wärme. 
  • Physikalische Filter sind dagegen winzige Partikel, etwa Titan- oder Zinkoxid, die auf der Hautoberfläche haften und nicht in die Haut eindringen. Diese Partikel reflektieren und streuen die einfallende Strahlung.
  • In der Regel befindet sich in Sonnencremes eine Kombination mehrerer Filter, um die Effektivität zu erhöhen. Selbst dann gelangt aber immer noch etwas Strahlung durch den Schutz – deshalb sollte man auch eingecremt nicht zu lange in der direkten Sonne bleiben.

Sind die Filter in Sonnencremes gesundheitsschädlich?

Besonders über Sonnencremes mit chemischen UV-Filtern gibt es Diskussionen. Da die Filter in die Haut eindringen, können sie von dort auch ins Blut gelangen. So hat eine Studie der amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA gezeigt, dass die Filter schon nach einer Nutzung im Blut nachweisbar waren. Ob die Aufnahme ins Blut allerdings auch schädlich ist, ist noch unklar – die FDA empfiehlt momentan weiter die Nutzung der Cremes. Andere Analysen in Zellkulturen und Tieren haben ergeben, dass die organischen UV-Filter den Hormonhaushalt durcheinander bringen können. Ob das auch für Menschen gilt, ist aber auch hier noch nicht geklärt. 

Wer diese möglichen Risiken ausschließen will, der sollte Sonnenschutz mit rein physikalischen UV-Filtern nutzen. Die darin als winzige Nanopartikel verwendeten Stoffe Titandioxid und Zinkoxid sind jedoch ebenfalls nicht unumstritten: Das Scientific Committee on Consumer Safety (SCCS) der EU-Kommission warnt davor, solche Nanopartikel einzuatmen (PDF), etwa bei der Benutzung von Sonnenschutzsprays. In Sonnencremes scheinen diese Partikel aber nach derzeitiger Studienlage unproblematisch: Unbeschädigte Haut durchdringen sie nur bis in die äußerste Hautschicht – sie kommen also gar nicht „tief hinein“ in den Körper, wo sie gesundheitliche Folge haben könnten.

Die EU hat das Weißpigment Titandioxid in Pulverform inzwischen als potenziell krebserregend eingestuft. Das könnte Folgen etwa für die Produktkennzeichnung von Farben und Lacken haben. Endkunden aber begegnen Titandioxid ohnehin nicht in dieser Form.

Wie beeinflusst der Hauttyp den Schutz vor UV-Strahlung?

Je nach Hauttyp hat jeder Mensch einen gewissen Eigenschutz vor UV-Strahlung. Der Eigenschutz beschreibt, wie viele Minuten man sich ohne Hautrötung bei Sonnenstrahlung mit einem gewissen UV-Index aufhalten kann. In der Regel beträgt der Eigenschutz zwischen zehn Minuten bei sehr heller Haut und 60 bis 90 Minuten bei dunkler Haut. 

Was sagt der Lichtschutzfaktor aus?

Der Lichtschutzfaktor (LSF) von Schutzmitteln gibt an, um wie viel sich die Eigenschutzzeit durch die Sonnencreme verlängert. Dabei multipliziert man Eigenschutz und LSF. Lichtschutzfaktoren reichen von 6 bis 50+. Eine Person mit Eigenschutzzeit von 30 Minuten bei einem bestimmten UV-Index, die Creme mit LSF 20 aufträgt, hat also eine neue Schutzzeit von 600 Minuten. Jedoch sollte man diese Zeit nicht komplett ausreizen, da immer noch eine gewisse Menge an UV-Strahlung durchkommt und somit weiterhin Hautkrebs- und Sonnenbrandrisiko besteht. Das Bundesamt für Strahlenschutz empfiehlt Erwachsenen, mindestens Lichtschutzfaktor 20 aufzutragen und maximal 60 Prozent der dadurch erhöhten Schutzdauer auszureizen. Für Kinder gilt sogar LSF 30.

Wie stark und wie oft sollte man sich eincremen?

Der UV-Schutz der Sonnencreme entfaltet nur dann seine volle Wirkung, wenn man auch genug aufträgt. Die Berechnung des LSF setzt immer eine ordentliche Schicht Creme voraus. Erwachsene sollten für den gesamten Körper rund 30 Milliliter verwenden – das entspricht ungefähr drei gehäuften Esslöffeln. Nach dem Auftragen sollte man noch einige Minuten die Sonne meiden, denn bis sich die volle Schutzwirkung entwickelt dauert es einen Moment. 

Auch das Nachcremen ist wichtig, da der Schutz etwa durch Schwitzen oder Baden verringert werden kann. Deshalb sollte man sich etwa alle zwei Stunden und immer nach dem Schwimmen neu eincremen. Aber Achtung: Zweimal Lichtschutzfaktor 25 aufzutragen, führt nicht zu LSF 50. Das Nachcremen verlängert also nicht die Dauer, die man bedenkenlos in der Sonne bleiben kann, sondern erhält nur den Schutz für die ursprüngliche Zeit aufrecht. Hat man also die Schutzzeit der Haut einmal überschritten, hat die Haut alle UV-Strahlung abbekommen, die sie an einem Tag verträgt – da hilft alles Nachcremen nicht. Wer seine Haut gesund halten will, für den heißt es: Ab nach drinnen bis zum nächsten Tag.

Wer braucht Sonnencreme besonders?

  • Menschen mit sehr hellen Hauttypen sind besonders empfindlich gegenüber UV-Strahlung. Sie brauchen also tendenziell mehr Sonnencreme mit höherem Lichtschutzfaktor. 
  • Kinder sollten sich besonders vor der Sonne schützen. Zu viel UV-Strahlung beschädigt die DNA der Hautzellen, wodurch sich das Hautkrebsrisiko erhöht. Kinder wachsen noch, ihre Zellen teilen sich also im Vergleich zu Erwachsenen noch deutlich häufiger. So vermehren sich durch die hohe Zellteilungsrate auch die beschädigten Hautzellen schnell – und das Krebsrisiko steigt stärker als bei Erwachsenen. Säuglinge sollten deshalb überhaupt nicht in die direkte Sonne, Kinder und Jugendliche nur mit ausreichendem Schutz. 
  • Auch Senioren sollten besonders auf Sonnenschutz achten, da ab einem Alter von etwa 65 Jahren schützende Hautpigmente langsamer gebildet werden und die Haut entsprechend empfindlicher gegenüber der Strahlung ist.
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