Chemie im Alltag
Es ist fast immer Saison für Zecken
Zecken sind im Herbst besonders aktiv. Darum kommt es jetzt auf effektiven Schutz vor Zeckenbissen an – und auf den richtigen Umgang damit.
von Elke Bieber

Zecken sind ab 8 Grad Celsius aktiv und somit fast das ganze Jahr. Im Frühjahr und Herbst sind sie besonders umtriebig.
Darum hat niemand Lust auf einen Zeckenbiss
Es gibt verschiedene Zeckenarten, die eine Reihe von Krankheiten übertragen können. Die häufigste Zeckenart in Deutschland ist der gemeine Holzbock. Durch seinen Biss kann er uns mit diesen Erregern infizieren:
Borrelien
Borrelien sind Bakterien, die die Borreliose verursachen. Bis zu einem Drittel der Zecken sind Borrelien-Wirte. Die gute Nachricht: Nur einer von 100 Bissen führt dazu, dass die betroffene Person an einer Borreliose erkrankt. Passiert dies, sind Symptome und Verlauf vielgestaltig. Am häufigsten tritt die Wanderröte auf, eine kreisförmige Hautrötung, meist um den Einstich herum. Auch Fieber, Schwellungen, Haut- oder Gelenkentzündungen, Hirnhautentzündung und neurologische Symptome sind möglich. Ist die Borreliose diagnostiziert (das ist nicht so einfach), lässt sie sich mit Antibiotika behandeln. Bislang gibt es keine Impfung gegen Borreliose.
FSME-Viren
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute. Auch hier führt nicht jeder Zeckenbiss zu einer Infektion. Die meisten Infizierten bleiben beschwerdefrei. Im ungünstigen Fall treten nach dem Biss erkältungsähnliche Symptome auf. Bei einem Teil der Erkrankten kommt es nach etwa einer Woche zu einer Entzündung der Hirnhäute und des Gehirns (Meningoenzephalitis). Schwere Verläufe mit Folgeschäden sind möglich. Rheinland-Pfalz zählt der Kreis Birkenfeld zu den FSME-Risikogebieten. Gegen FSME kann man sich impfen lassen.
Anaplasmen
Die Bakteriengattung der Anaplasmen befällt die weißen Blutkörperchen und die Blutplättchen (Zellfragmente, die für die Blutgerinnung wichtig sind). Diese Erkrankung, die Anaplasmose, zeigt sich in Symptomen wie Fieber, Blutungen, Lahmheit und neurologischen Störungen. Sie wird antibiotisch behandelt. Einen Impfstoff gegen Anaplasmose gibt es nicht.
Schutz vor Zecken: Die Abwehr ist der erste Schritt
Das Robert Koch Institut empfiehlt zum vorbeugenden Schutz Repellents. Diese wehren die Blutsauger ab, indem sie deren Wirte – hier: uns Menschen – mit einem Geruchsschild versehen. Die Ausdünstungen, die Plagegeistern das Signal zum Angriff geben, sind auf diese Weise für sie nicht mehr wahrnehmbar. Sie bleiben fern, ohne durch das Repellent Schaden zu erleiden.
DEET
DEET (Diethyltoluamid) ist seit den Sechzigerjahren auf dem Markt. Manchmal wird es in Kombination mit Saltidin/Icaridin angeboten. Es gibt mehrere Darreichungsformen. Für sensible Gruppen wird DEET nicht empfohlen. Beispielsweise das bekannte Repellent AntiBrumm der Hermes Arzneimittel GmbH enthält DEET.
Saltidin/Icaridin
Saltidin/Icaridin wird seit den Achtzigerjahren von der LANXESS-Tochter Saltigo hergestellt. Es kommt in vielerlei Darreichungsformen auf den Markt, von Spray bis Stift. Es ist sehr gut hautverträglich und auch für sensible Gruppen wie Menschen mit Allergien, Kinder und Schwangere geeignet. Beispielsweise das bekannte Repellent Autan von Johnson & Sons enthält Saltidin/Icaridin.
IR3535
Vor mehr als 40 Jahren entwickelte Merck das Repellent IR3535 (Ethylbutylacetylaminopropionat). Es wird von vielen Markenherstellern in verschiedenen Produktarten wie Lotionen, Tüchern oder Stiften eingesetzt. In der EU ist keine Altersbeschränkung für diesen Wirkstoff vorgeschrieben.
Repellents richtig auftragen
Unbedeckte Körperstellen einsprühen.
Auch die Kleidung behandeln.
Bei starkem Schwitzen und nach dem Schwimmen das Repellent erneut auftragen.
Herstellerhinweise beachten.
Wissen, wo die Zecken lauern
Zecken sitzen auf Gräsern und im Unterholz. Um zu verhindern, dass sie auf die Haut gelangen, empfiehlt die Unfallkasse Rheinland-Pfalz:
Auf den Wegen bleiben.
Feste Schuhe und bedeckende Kleidung tragen.
Auf hellen Stoffen lassen sich die Tiere leichter entdecken.
Nach der Wanderung: an den Zeckencheck denken
Zecken lassen sich Zeit, um die optimale Einstichstelle zu finden, an der sie lange ungestört Blut saugen können. Sie bewegen sich eine Weile auf der Haut, ehe sie beißen. Oder sie warten in der Kleidung auf den geeigneten Moment – wenn es sein muss, die ganze Nacht. Darum gilt:
- Nach dem Spaziergang den Körper nach Zecken absuchen und diese entfernen.
- Duschen hilft zusätzlich.
- Die Kleidung wechseln bzw. erst nach dem Waschen wieder anziehen.
Nach dem Biss: den Blutsauger entfernen
Hat die Zecke zugebissen, ist sie so schnell wie möglich zu entfernen. Dafür gibt es geeignete Instrumente wie Zangen, Pinzetten oder Karten.
Zecken entfernen: So geht´s
Die Zecke mit einem geeigneten Instrument nah am Mundwerkzeug packen.
Langsam und gerade herausziehen.
Die Einstichstelle desinfizieren und gegebenenfalls fotografieren.
Auch Laien dürfen, zum Beispiel bei einem Kita-Ausflug, Zecken entfernen. Darauf weist die Unfallkasse Rheinland-Pfalz hin. Sie sollen dabei ruhig und besonnen vorgehen. Sollte dennoch eine Infektion erfolgen, sind sie nicht haftbar.
Zecken entfernen: So bitte nicht
Bitte das Tier nicht mit Substanzen beträufeln.
Niemals am vollgesogenen Körper ziehen.
Die Zecke nicht drehen.
Geht beim Zeckenentfernen etwas schief, zum Beispiel dass der Kopf des Tieres steckenbleibt: ab zum Arzt.
Die FSME-Impfung
Gegen die FSME gibt es keine ursächliche Behandlung. Das bedeutet, dass die Therapie lediglich die Symptome lindern und die Lebensfunktionen aufrechterhalten kann. Die FSME-Impfung ist daher ein effektiver Schutz. Zu den Impfstoffherstellern zählt Pfizer. Für einen Impfschutz von drei bis fünf Jahren sind insgesamt drei Impfungen erforderlich. Erst die zweite Dosis schützt – für ein Jahr.
Die ständige Impfkommission empfiehlt die FSME-Impfung für Erwachsene und Kinder in FSME-Risikogebieten. Auch Menschen, die durch ihren Job viel draußen sind – etwa in der Forstwirtschaft – sowie Reisenden in FSME-Risikogebiete und ggf. Schwangeren wird die Impfung empfohlen.
Die aktuelle FSME-Risikokarte des RKI zeigt die Landkreise in Deutschland mit erhöhter Infektionsgefahr.