Zecken sind ab 8 Grad Celsius aktiv und somit fast das ganze Jahr. Im Frühjahr und Herbst sind sie besonders umtriebig.
Darum hat niemand Lust auf einen Zeckenbiss
Es gibt verschiedene Zeckenarten, die eine Reihe von Krankheiten übertragen können. Die häufigste Zeckenart in Deutschland ist der gemeine Holzbock. Durch seinen Biss kann er uns mit diesen Erregern infizieren:
FSME-Viren
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute. Auch hier führt nicht jeder Zeckenbiss zu einer Infektion. Die meisten Infizierten bleiben beschwerdefrei. Im ungünstigen Fall treten nach dem Biss erkältungsähnliche Symptome auf. Bei einem Teil der Erkrankten kommt es nach etwa einer Woche zu einer Entzündung der Hirnhäute und des Gehirns (Meningoenzephalitis). Schwere Verläufe mit Folgeschäden sind möglich. Bestimmte Regionen in Rheinland-Pfalz zählen zu den FSME-Risikogebieten. Gegen FSME kann man sich impfen lassen - mehr dazu im Expertin-Interview weiter unten.
Borrelien
Borrelien sind Bakterien, die die Borreliose verursachen. Bis zu einem Drittel der Zecken sind Borrelien-Wirte. Die gute Nachricht: Nur einer von 100 Bissen führt dazu, dass die betroffene Person an einer Borreliose erkrankt. Passiert dies, sind Symptome und Verlauf vielgestaltig. Am häufigsten tritt die Wanderröte auf, eine kreisförmige Hautrötung, meist um den Einstich herum. Auch Fieber, Schwellungen, Haut- oder Gelenkentzündungen, Hirnhautentzündung und neurologische Symptome sind möglich. Ist die Borreliose diagnostiziert (das ist nicht so einfach), lässt sie sich mit Antibiotika behandeln. Bislang gibt es keine Impfung gegen Borreliose.
Anaplasmen
Die Bakteriengattung der Anaplasmen befällt die weißen Blutkörperchen und die Blutplättchen (Zellfragmente, die für die Blutgerinnung wichtig sind). Diese Erkrankung, die Anaplasmose, zeigt sich in Symptomen wie Fieber, Blutungen, Lahmheit und neurologischen Störungen. Sie wird antibiotisch behandelt. Einen Impfstoff gegen Anaplasmose gibt es nicht.
Schutz vor Zecken: Die Abwehr ist der erste Schritt
Das Robert Koch Institut empfiehlt zum vorbeugenden Schutz Repellents. Diese wehren die Blutsauger ab, indem sie deren Wirte – hier: uns Menschen – mit einem Geruchsschild versehen. Die Ausdünstungen, die Plagegeistern das Signal zum Angriff geben, sind auf diese Weise für sie nicht mehr wahrnehmbar. Sie bleiben fern, ohne durch das Repellent Schaden zu erleiden.
DEET
DEET (Diethyltoluamid) ist seit den Sechzigerjahren auf dem Markt. Manchmal wird es in Kombination mit Saltidin/Icaridin angeboten. Es gibt mehrere Darreichungsformen. Für sensible Gruppen wird DEET nicht empfohlen. Beispielsweise das bekannte Repellent AntiBrumm der Hermes Arzneimittel GmbH enthält DEET.
Saltidin/Icaridin
Saltidin/Icaridin wird seit den Achtzigerjahren von der LANXESS-Tochter Saltigo hergestellt. Es kommt in vielerlei Darreichungsformen auf den Markt, von Spray bis Stift. Es ist auch für sensible Gruppen wie Menschen mit Allergien, Kinder und Schwangere geeignet. Beispielsweise das bekannte Repellent Autan von Johnson & Sons enthält Saltidin/Icaridin.
IR3535
Vor mehr als 40 Jahren entwickelte Merck das Repellent IR3535 (Ethylbutylacetylaminopropionat). Es wird von vielen Markenherstellern in verschiedenen Produktarten wie Lotionen, Tüchern oder Stiften eingesetzt. In der EU ist keine Altersbeschränkung für diesen Wirkstoff vorgeschrieben.
Repellents richtig auftragen
- Unbedeckte Körperstellen einsprühen.
- Auch die Kleidung behandeln.
- Bei starkem Schwitzen und nach dem Schwimmen das Repellent erneut auftragen.
- Herstellerhinweise beachten.
Wissen, wo die Zecken lauern
Zecken sitzen auf Gräsern und im Unterholz. Darum:
- auf den Wegen bleiben,
- feste Schuhe und bedeckende Kleidung tragen.
Zecken lassen sich Zeit, um die optimale Einstichstelle zu finden, an der sie lange ungestört Blut saugen können. Sie bewegen sich eine Weile auf der Haut, ehe sie beißen. Oder sie warten in der Kleidung auf den geeigneten Moment – wenn es sein muss, die ganze Nacht.
Nach der Wanderung: an den Zeckencheck denken
- den Körper nach Zecken absuchen und diese entfernen,
- Duschen hilft zusätzlich,
- die Kleidung wechseln bzw. erst nach dem Waschen wieder anziehen.
Den festgebissenen Blutsauger entfernen
Hat die Zecke zugebissen, ist sie so schnell wie möglich zu entfernen. Dafür gibt es geeignete Instrumente wie Zangen, Pinzetten oder Karten.
Zecken entfernen: So geht´s
- Die Zecke mit einem geeigneten Instrument nah am Mundwerkzeug packen.
- Langsam und gerade herausziehen.
- Die Einstichstelle desinfizieren und gegebenenfalls fotografieren.
Auch Laien dürfen, zum Beispiel bei einem Kita-Ausflug, Zecken entfernen. Darauf weist die Unfallkasse Rheinland-Pfalz hin.
Zecken entfernen: So bitte nicht
- Bitte das Tier nicht mit Substanzen beträufeln.
- Niemals am vollgesogenen Körper ziehen.
- Die Zecke nicht drehen.
Geht beim Zeckenentfernen etwas schief, zum Beispiel dass der Kopf des Tieres steckenbleibt: ab zum Arzt.
Die FSME-Impfung
Gegen die FSME gibt es keine ursächliche Behandlung. Das bedeutet, dass die Therapie lediglich die Symptome lindern und die Lebensfunktionen aufrechterhalten kann. Die FSME-Impfung ist daher ein effektiver Schutz. Sie erfolgt mit einem Totimpfstoff. Die ständige Impfkommission empfiehlt die FSME-Impfung für Erwachsene und Kinder in FSME-Risikogebieten. Auch Menschen, die durch ihren Job viel draußen sind – etwa in der Forstwirtschaft – sowie Reisenden in FSME-Risikogebiete und ggf. Schwangeren wird die Impfung empfohlen. Die aktuelle FSME-Risikokarte des RKI zeigt die Landkreise in Deutschland mit erhöhter Infektionsgefahr.
FSME und Zecken: 3 Fragen an Expertin Dr. Imke Schmitz-Losem
„Die Impfung ist die beste Maßnahme gegen FSME. Zwar tritt die Erkrankung selten auf, sie kann aber zu ernsten Langzeitfolgen führen. Und da es keine ursächliche Behandlung gibt, ist es umso wichtiger, sich so gut wie möglich zu schützen.“
Warum ist eine FSME-Impfung wichtig, speziell in Rheinland-Pfalz?
Die Impfung ist die beste Vorsorgemaßnahme gegen FSME. Vorbeugen ließen sich durch einen vollständigen Impfschutz insbesondere neurologische Ausfälle. Dazu zählen: Lähmungen an Armen und Beinen, Gedächtnis- und Konzentrationsschwäche, langanhaltende Kopfschmerzen, Schluck- und Sprechstörungen, Atemlähmungen und starke Schläfrigkeit. 99 Prozent der 2023 festgestellten und übermittelten FSME-Erkrankten waren gar nicht oder unzureichend geimpft. Da gibt es also noch deutlich Luft nach oben. Das FSME-Risiko nimmt in Deutschland zu und verteilt sich regional auf immer mehr Gebiete. Einzelne Risikogebiete gibt es auch in Rheinland-Pfalz. Wichtig: Auch außerhalb dieser Risikogebiete werden hierzulande vereinzelte FSME-Infektionen beobachtet. Eine Impfung kann je nach individuellem Risiko empfehlenswert sein und sollte vor der aktiven Zeit im Freien erfolgen.
Wie viele Impfungen braucht man, bis man geschützt ist?
Für die Grundimmunisierung sind 3 Impfungen erforderlich. Nach dem üblichen Impfschema wird, je nach Impfstoff, 2 Wochen bis 3 Monate nach der ersten Impfung die 2. Teilimpfung verabreicht. Eine 3. Impfung erfolgt nach weiteren 5 bis 12 Monaten. Die Hauptübertragungszeit der FSME liegt zwischen etwa April und November, bei mildem Wetter sind Zecken mittlerweile auch ganzjährig aktiv. Um schon zu Beginn der Zeckensaison im Frühjahr geschützt zu sein, ist es sinnvoll, mit der Impfserie im Winter zu beginnen. Bereits 14 Tage nach der 2. Impfung besteht für die meisten Geimpften ein Schutz, der für die laufende Saison zunächst ausreicht. Für eine längere Schutzwirkung ist die 3. Impfung erforderlich. Bei fortbestehendem Ansteckungsrisiko, etwa durch Reisen, wird eine Auffrischung nach 3 Jahren empfohlen. Die nachfolgenden Auffrischungen sind alle 5 Jahre erforderlich. Je nach verwendetem Impfstoff sollte die Impfung ab dem Alter von 50 bzw. 60 Jahren alle 3 Jahre aufgefrischt werden. Wird ein besonders schneller Schutz benötigt, etwa bei kurzfristig geplanten Reisen, kann eine Impfung nach dem sogenannten Schnellschema durchgeführt werden. Am besten lässt man sich dazu in der Hausarztpraxis beraten.
Was übernimmt die Krankenkasse?
Als wichtige Vorsorgemaßnahme übernimmt die Krankenkasse in der Regel alle Impfungen, die von der Ständigen Impfkommission empfohlen werden. So auch die „Zeckenimpfung“ (FSME). Sie ist empfohlen für Personen, die sich in FSME-Risikogebieten aufhalten. Die Pronova BKK übernimmt die Kosten für die Impfung auch für Personen, die nicht den Nachweis erbringen, in Risikogebieten einer besonderen Gefährdung ausgesetzt zu sein.