Arbeiten in der Chemie

Später Berufseinstieg: Vom Azubi zum Vorstand

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Michael Hoffmann. Foto: Florian Lang.
Michael Hoffmann. Foto: Florian Lang. :Michael Hoffmann, Vorstand von Lohmann Therapie Systeme.

Vom Azubi zum Vorstand? Viele Menschen träumen von so einer Karriere. Was man mit Ausdauer, harter Arbeit, Teamgeist, Mut und Optimismus im wahren Leben tatsächlich erreichen kann, weiß Michael Hoffmann (58): Er startete nach der mittleren Reife eine Ausbildung als Chemikant bei Lohmann in Neuwied, einem Hersteller doppelseitiger Klebebänder. Heute ist er Produktionsvorstand der Lohmann-Ausgründung Lohmann Therapie Systeme (LTS), einem Experten für pharmazeutische Pflaster in Andernach – damit ist er in seinem Verantwortungsbereich Chef von über 800 Mitarbeitern am Standort sowie der Tochterfirma in den USA.

In Anzug und Krawatte sitzt Hoffmann an diesem Sommertag im dritten Stock des Bürogebäudes und schaut auf das Firmengelände. Manchmal steigt er mit Kunden hinauf auf die Dachterrasse und genießt das Panorama: Jeden Winkel kennt er, weiß bis ins Detail, was in den Hallen passiert, welcher Mitarbeiter welche Aufgaben versieht. „In dieser Firma habe ich von der Pike auf gelernt. Aber ich hätte niemals gedacht, dass ich eines Tages hier oben stehe …“

Nach der Bundeswehrzeit kam die Ernüchterung

Sein beruflicher Start ist schwierig: „In der Schule hatte ich wenig Ehrgeiz und keine Ahnung, was ich mal werden möchte. Hauptsache weg von zu Hause.“ Er entscheidet sich für die Naturwissenschaften und beginnt 1977 eine Ausbildung zum Chemikanten. „Der Beruf war damals in der Region ganz neu, wir waren quasi Pioniere.“ Die Ausbildung zwischen Labor und Technik gefällt ihm gut, bei der Zwischenprüfung gibt es allerdings einen Rüffel – trotz guter Noten. „‚Das ist nicht wie erwartet‘, schimpfte mein Ausbilder. Ich solle mich mehr anstrengen“, erinnert sich Hoffmann. Tat es und absolvierte die Abschlussprüfung als Bester.

Nach der Bundeswehrzeit erwartete ihn im Unternehmen die Ernüchterung: „Nach mehreren Monaten im Schichtbetrieb dachte ich, das kann es nicht gewesen sein. Ich möchte mehr.“ Wieder ist es der Ausbilder, der weiterhilft: Er setzt Hoffmann strategisch geschickt im Betrieb ein und animiert ihn zur Meisterausbildung. Bei Lohmann, bisher ein rein technischer Betrieb, laufen damals erste Versuche mit wirkstoffhaltigen Pflastern. Sie helfen zum Beispiel bei der Raucherentwöhnung, aber auch bei Schmerzen oder hormonellen Störungen.

Was für die Karriere wichtig ist

Hoffmann wird in der neuen Abteilung Gruppenleiter und absolviert nebenher zwei Jahre lang die Meisterschule. Während die Kollege freihaben, lernt er. „Das tat schon weh.“ Diese ersten Jahre im Job prägen ihn: „In der Schule hatte ich echt null Bock. Aber so mit 19 Jahren in der Ausbildung habe ich kapiert, wofür man lernt und wie man Wissen anwendet.“ Seinen Industriemeister Chemie schafft Hoffmann schließlich 1987.

In der Ausbildung habe ich kapiert, wofür man lernt und wie man Wissen anwendet.

Danach geht es Schlag auf Schlag: Hoffmann steigt auf zum Abteilungsleiter, später zum Herstellungsleiter. Dabei beherzigt er immer sein Motto: „Erst liefern, dann fordern.“ Er engagiert sich im Betriebsrat und bildet sich an der Rheinischen Akademie in Köln erneut weiter, diesmal zum technischen Betriebswirt. Semesterferien und freie Zeit für Hobbys gibt es nicht. Nur seiner Leidenschaft, der Blasmusik, bleibt der Tenorhorn-Bläser bis heute treu.

Ohne ein gutes Team wäre so ein Aufstieg nicht machbar

Die Mühen zahlen sich aus: 2009 wird er zum Betriebsleiter mit 550 Mitarbeitern befördert. „Das war großartig“, schwärmt Hoffmann, „ich hatte immer mehr Gestaltungsmöglichkeiten, die Anforderungen nahmen zu, ich konnte so viele Erfahrungen sammeln.“ Ausruhen will er sich auf dem Erreichten aber immer noch nicht: „Ich habe von einem universitären Abschluss geträumt.“ An der Donau-Universität Krems, Österreich, studiert er also berufsbegleitend Produktionsoptimierung (Lean Operation Management) und erwirbt 2013 den „Master of Science“. „Da bin ich aber schon an meine Grenzen gestoßen“, gibt Hoffmann zu.

Dass er wenige Jahre später die Sprossen der Karriereleiter bis in den Vorstand erklimmt, erfüllt Hoffmann mit Dankbarkeit: „Solche Aufgaben bringen auch eine enorme Verantwortung mit sich. Da benötigt man viel Unterstützung. Ohne mein hervorragendes Team und meine wundervolle Ehefrau hätte ich das alles niemals geschafft.“ Leicht sei ihm die Entscheidung nicht gefallen, letztlich habe aber die Neugier gesiegt: „Ich sitze nun ganz vorne im Schiff und kann steuern. Wenn’s nicht klappt, weiß ich wenigstens, woran es liegt.“

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