Arbeiten in der Chemie

Integration am Arbeitsplatz: Ein Erfolgsbeispiel

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Integration am Arbeitsplatz: Ein Erfolgsbeispiel

An einem 300 Jahre alten Fachwerkhaus ist viel zu basteln. Besitzer Hatem Bourkhis liebt es, mit Farben und Lacken zu experimentieren – und sitzt an der Quelle, wenn er mal wieder Inspiration braucht. Bourkhis arbeitet bei Jansen in Ahrweiler, einem Spezialisten für den Profi-Malerbedarf. Dort füllt der Maschinenführer Spachtelmassen und Lacke in Gebinde verschiedener Größe ab.

 

Wenn er eine freie Minute hat, fachsimpelt er mit dem Kollegen aus der Anwendungstechnik über neue Produkte, um sie gleich im eigenen Haus in Ahrweiler anzuwenden. Die alte Holzdecke hat er mit einer speziellen Ein-Topf-Farbe, die gleichzeitig grundiert, isoliert und deckt, weiß gestrichen, eine Wandfläche hat er mit einem Edelrostlack bepinselt. Wegen der Metallpigmente kann die Familie ihre Notizen mit Magneten direkt an die Wand pinnen. „Man muss kreativ sein“, lächelt der quirlige 45-Jährige, der in seiner Freizeit gern fotografiert und außergewöhnliche Flohmarktstücke restauriert.

 

Gelungene Integration

 

17 Jahre ist er schon bei Jansen Lacke, einem Mittelständler mit 16 Millionen Euro Jahresumsatz. Er ist ein Beispiel dafür, wie Integration am Arbeitsplatz gut gelingen kann – und wie Unternehmen und Mitarbeiter gleichermaßen voneinander profitieren. In seinem Geburtsland Tunesien hatte der gelernte Hotelfachmann in einem Luxushotel am Strand gearbeitet. Dort lernte er seine deutsche Frau kennen und folgte ihr nach Ahrweiler.

 

Seine Ausbildung wurde in Deutschland nicht anerkannt, und so fing er bei der Chemiefirma als Helfer an. „Für eine Ausbildung als Chemikant fühlte ich mich damals zu alt und wollte auch gleich Geld verdienen“, erklärt er seine Entscheidung. Doch er lernte viel von den Kollegen und nahm alle Schulungen des Arbeitgebers mit.

 

Heute kann er die verschiedenen Maschinen in der Abfüllerei bedienen und auch im Versand einspringen, wenn Not am Mann ist. Den Chemikanten-Azubis zeigt Bour­khis, was in seiner Abteilung zu tun ist. In den vergangenen Jahren mussten mehrere Un- und Angelernte gehen, weil die Firma für die neuen Maschinen Fachkräfte braucht. Nicht so Bourkhis: „Ich will alles ausprobieren. Wenn man will, kann man es auch. Man lernt nie aus.“

 

 

„Ich will alles ausprobieren. Wenn man es will, kann man es auch.“ (Hatem Bourkhis)

 


„Unser Projektmann“, lobt ihn Claudia Sonnenberg, die bei Jansen im Marketing arbeitet: „Man kann ihn immer ansprechen, und er ist offen für alles, was nicht alltäglich ist.“ Als die Firma 2016 zwei syrische Praktikanten aufnahm, betreute Bourkhis den einen, erklärte ihm die Abfüllerei, den Mischraum, das Labor und den Versand. „Wir sprechen beide Arabisch, jedoch verschiedene Dialekte. Letztlich haben wir viel Englisch geredet, und er hat auch ein paar Wörter Deutsch gelernt“, erinnert sich Bourkhis. Zwei Monate stand der Flüchtling mit ihm zusammen an der Maschine, und die beiden sind heute noch in Kontakt.

 

Wertvolle Sprachkenntnisse

 

Als Jansen eine seiner Mischmaschinen bei einem Fachhändler in Paris aufstellte, begleitete Bourkhis den Techniker, um zu dolmetschen. Denn der Tunesier spricht auch fließend Französisch – was ihn für seinen Arbeitgeber in dieser Situation besonders wertvoll machte. „Wir sind ein bodenständiges Familienunternehmen mit 75 Personen, Fremdsprachen können hier nur die Führungskräfte und die Exportmitarbeiter“, schmunzelt Sonnenberg. „Englisch geht ja noch, aber Französisch ist ein anderes Kaliber.“

 

Die Aufgabenstellung vor Ort war nicht ohne, denn die Jansen-Mischmaschine wird über den Computer bedient. Dort gibt der Benutzer den gewünschten Farbton ein, und das Gerät stellt ihn aus 16 Grundpasten zusammen. Mehrere Tausend Farbnuancen sind möglich. „Wir hatten zwei Tage Zeit, alles auf Französisch zu konfigurieren. Es war nicht einfach, aber es hat geklappt“, erinnert sich Bourkhis an seinen Spezialeinsatz.

 

Einmal im Jahr fliegt er in seine alte Heimat – und oft kommen Kollegen vorbei, um ihn dort zu besuchen. Neben seinen Aufgaben im Betrieb ist der drahtige Mann offenbar auch eine wandelnde Werbung für den Tunesien-Urlaub. Früher war er für jede Sportart zu haben, die man am Meer ausüben kann: Surfen, Schwimmen, Tauchen, Beachvolleyball … In Ahrweiler fehlt das Meer, dafür spielt Bourkhis heute Fußball in der Firmenmannschaft und bei den Alten Herren im Ort. Ganz flexibel auf wechselnden Positionen, wo man ihn gerade braucht. „Notfalls gehe ich auch ins Tor“, sagt er. Bourkhis ist eben ein Gewinn für jede Mannschaft.

 

Mehr zu den Jansen-Produkten und wie Überregulierung das Geschäft bedroht.

 

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