Wie gut sind junge Menschen heute für den Arbeitsmarkt gerüstet?
Das Bildungsniveau ist in den vergangenen Jahren im Durchschnitt gestiegen. Von den Jugendlichen macht aktuell die Hälfte das Abitur. Die jüngeren Generationen sind mit digitalen Technologien aufgewachsen. Entsprechend haben sie eine ausgeprägte Kompetenz im Umgang damit – und sind in dieser Hinsicht oft auch den Älteren voraus. Im nicht-digitalen Kontext hingegen sind viele Jüngere nicht so versiert wie frühere Generationen. Sie müssen einige Fähigkeiten, die früher beim Berufseintritt als gegeben galten, erst erwerben. Dies betrifft zum Beispiel Anrufe und Kundenkontakt, aber auch die Fähigkeit, sich lange und konzentriert in etwas einzuarbeiten.
Welche Vorurteile gibt es gegenüber der Generation Z, und was steckt dahinter?
Weit verbreitet ist die Annahme, dass Jüngere im Arbeitskontext faul und unmotiviert sind – was nur bedingt stimmt. Viele aus der Generation Z sind tatsächlich sehr motiviert, vorausgesetzt, die Arbeit ist mit dem Arbeitnehmer im Einklang. Das sture Abarbeiten von Aufgaben allein zu dem Zweck, Geld zu verdienen, reicht heute nicht mehr. Wenn ihr Arbeitsplatz relevante Bedingungen nicht erfüllt, sind Jüngere schneller bereit zu wechseln. Die Annahme, dass sie von digitalen Technologien abhängig sind, trifft allerdings mehr oder weniger zu. Gibt es mal keine Möglichkeit zur digitalen Recherche, sind viele wie paralysiert. Frustrieren Arbeitgeber die Jüngeren mit veralteter Ausstattung und Prozessen, kann das ebenfalls zum Wechsel des Arbeitsplatzes führen.
„Wer bei arbeitsbezogenen Prozessen lahmt, frustriert die junge Generation: Die Mensch-Maschine-Interaktion sollte immer auf dem neuesten Stand sein. Der Bewerbungsprozess sollte online und einfach ablaufen und Interaktionen auf verschiedenen Plattformen möglich sein.“
Was schafft Generationenkonflikte im Job?
Solche Konflikte entstehen meist auf der Basis von unterschiedlichen Werten und Methoden. Ältere bevorzugen eher direkte und persönliche Kommunikation, Jüngere gehen digital und informell vor. Es kann schwierig sein, Prozesse für beide Seiten passend zu gestalten. Bei der Unternehmensstruktur mögen es Jüngere tendenziell lieber, informell und kollaborativ zu arbeiten, während ältere Arbeitnehmer eher formellere Strukturen bevorzugen. Was Feedback betrifft, brauchen Ältere dies seltener und schätzen es als formale Leistungsbeurteilung. Jüngere wünschen es häufiger und auch unmittelbarer. Diese unterschiedlichen Bedürfnisse und Stile können zu Missverständnissen und Ärger führen.
Wie sieht es mit der Konfliktfähigkeit der Jüngeren aus?
Die Eltern der heutigen Kinder und Jugendlichen sehen sich vielen Anforderungen gegenüber und neigen dazu, schneller nachzugeben. Entsprechend haben es die Generation Z und die darauffolgende Generation Alpha kaum gelernt, Konflikte auszutragen. Das kann im Arbeitsleben, gerade bezogen auf den Umgang mit kritischem Feedback, eine Schwierigkeit darstellen. Zudem hat sich gezeigt, dass Eltern ihrem Nachwuchs vieles abnehmen, um nachgelagerten Aufwand zu vermeiden. Deshalb sind viele Jüngere das Schultern von unangenehmen Aufgaben, aber auch selbstständiges Handeln insgesamt, weniger gewohnt und nehmen seltener ihren Handlungsspielraum wahr.
Was wären mögliche Lösungen?
Es kommt darauf an, eine Kultur der Offenheit und des gegenseitigen Respekts zu fördern. Schulungen und Workshops können helfen, das gegenseitige Verständnis zu erhöhen und eine konstruktive Zusammenarbeit auch intergenerational zu unterstützen. Zudem sollten Arbeitgeber flexible Arbeitsmodelle ermöglichen, um den Bedürfnissen aller Mitarbeitenden gerecht zu werden, ohne dass sich jemand benachteiligt fühlt. Entsprechende Arbeitskonzepte zu gestalten, wird eine zentrale Aufgabe der kommenden Jahre darstellen.
Was können ältere von jüngeren Beschäftigten lernen?
Jede Generation bringt ihre eigenen Kompetenzen mit. Jüngere erwarten wie schon seit eh und je, dass sie von den älteren etwas lernen. Ändern wir diese Richtung, werden die Neuen auf ein Tableau gehoben, das zu einem Rollentausch führt.
Generation Z und Generation Alpha
Die Generation Z umfasst die Geburtsjahre 1995 bis ca. 2010. Sie ist die kleinste Kohorte seit dem zweiten Weltkrieg. Wegen ihres Trainingsvorsprungs in digitalen Technologien wird diese junge Generation auch „digital natives“ genannt. Die Generation Alpha sind die ab 2010 geborenen Kinder. Wie die Generation Z ist auch diese junge Generation von der Digitalisierung und in stärkerem Maße auch von den Auswirkungen Künstlicher Intelligenz geprägt. Mehr Infos beim Institut für Generationenforschung!