Arbeiten in der Chemie

Unternehmen setzen auf digitale Azubi-Suche

· Lesezeit 3 Minuten.
Chemielaboranten-Azubi Felix Schneider übt vor der Kamera ein Experiment für den Infotag der BASF für Jugendliche. Foto: BASF
Live im Stream: Chemielaboranten-Azubi Felix Schneider übt vor der Kamera ein Experiment für den Infotag der BASF für Jugendliche. Foto: BASF

Kamera an, Ton an, los geht der Livestream: Chemielaboranten-Azubi Felix Schneider probt ein einfaches Experiment. Beim Infotag 2021 dann informiert der Chemiekonzern BASF Jugendliche, Eltern und Lehrer virtuell. Azubis und Ausbilder berichten online von ihrem Berufsalltag, beantworten Fragen im Chat. Der potenzielle Nachwuchs schaut via Stream in Labore, Werkstätten, Technika.

Digitale Azubi-Suche wird durch Corona wichtiger

Im Jahr zwei von Corona hat sich die Azubi-Suche der Betriebe stark gewandelt. Wegen Kontaktbeschränkungen, Maskenpflicht und 3G-Regeln ersetzen Stream, Zoom, Teams und Social Media das direkte Gespräch. Chemie- und Pharmaindustrie bespielen die digitalen Kanäle durchaus mit Erfolg. Wie viele Azubis sie so anheuerten, wird noch ermittelt. 2020 fingen bundesweit 9.070 Jugendliche eine Ausbildung an.

Online-Berufsmessen, digitale Azubi-Infotage und Schnupperpraktika

Der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim (201 Berufs- und Studienanfänger 2021) verlegte den Online-Infotag dieses Jahr in einen „Showroom“. Geboten wurden Videos sowie Livestreams aus Werkstatt und Labor. Das ermöglichte Interviews mit Azubis und Info-Chats zu den Berufen. „Im Showroom waren 491 Endgeräte unterwegs, vor denen häufig mehrere Personen saßen“, teilt das Unternehmen mit. Das ist angesichts von früher 600 bis 800 Live-Besuchern bei Infotagen eine ansehnliche Zahl.

Zudem bot der Konzern digitale Schnupperpraktika: „Wir haben technische Bausätze, kleine Laborgerätschaften oder Programmiersets an junge Leute verschickt und sie via Zoom beim Tüfteln unterstützt“, berichtet Referatsleiterin Petra Romer-Aschenbrenner. Über 100 Jugendliche habe man so erreicht.

Berufsberatung per Video-Chat, Posts auf Instagram-Kanal

Fazit des Konzerns: „Wir werden manche Online-Formate beibehalten wie etwa die monatliche Berufsberatung im Video-Chat.“ Sie spreche Jugendliche ortsunabhängig an.

Der Folienhersteller Renolit (41 neue Azubis und dual Studierende) präsentierte sich auf Online-Messen und mit eigenen digitalen Infoveranstaltungen. Auf dem Instagram-Kanal @renolitkarriere posten Azubis Interessantes zu Ausbildungsberufen, Studiengängen und Arbeitsalltag.

Trotz Corona alle Ausbildungsstellen besetzt

Fast 300 Abonnenten hat der Kanal, und es werden immer mehr. „Unsere Beiträge bekommen viele positive Reaktionen“, teilen die Wormser mit. „Wir erreichen also die Zielgruppe genau dort, wo sie unterwegs ist.“

Der Hersteller der Marke Plexiglas,Röhm(60 neue Azubis), setzte in der Pandemie auf Online-Messen, Speeddatings und verstärkte Präsenz in sozialen Medien. „Die Mühen haben sich gelohnt“, so das Unternehmen: „Trotz Corona konnten wir 2020 und 2021 alle Ausbildungsstellen besetzen!“ Man werde sicherlich einige der neuen Online-Instrumente beibehalten.

Beim Fensterprofilproduzenten Profine (58 Azubis und duale Studenten) findet Personalreferent Nicolas Veith: „Die Corona-Pandemie hat deutlich negative Spuren in der Berufsberatung hinterlassen. Der direkte Kontakt ist unserer Meinung nach alternativlos.“ Kritisch sieht Veith Online-Veranstaltungen, die von Schülern wenig angenommen würden. Auf seiner Karriere-Website und im Instagram-Kanal sei Profine selbstverständlich digital unterwegs.

Das Fazit? Corona hat die Digitalisierung bei der Azubi-Suche vorangetrieben. Sie scheint gekommen, um zu bleiben.

Lesen Sie dazu auch einen Kommentar des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (KOFA).

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