Politik & Wirtschaft

Nicht nur Handelskonflikte belasten die Exporte

· Lesezeit 4 Minuten.
Seefrachtcontainer im Hafen vor der Verschiffung ins Ausland.
Schwächelnde Industriekonjunktur und Auftragsmangel: Diese Faktoren haben sich auf die Exportumsätze der Chemieindustrie ausgewirkt. Die Pharmaindustrie erzielte hingegen in fast allen Regionen hohe Umsatzzuwächse. Foto: Lukas Goja/stock.adobe.com

Schwache Industriekonjunktur, und dann noch Handelskonflikte

Die Chemie- und Pharmaindustrie lebt vom Auslandsgeschäft. Gut 60 Prozent ihres Umsatzes erwirtschaftet die Branche mit internationalen Abnehmern, vor allem in Europa. Die Probleme sind aus der Sicht des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI):

  • Die schwache Industriekonjunktur bedeutet: weniger Bestellungen.
  • Außerdem minderten hohe Standortkosten die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Anbieter auf den Weltmärkten.

Chemie verzeichnet sinkende Auslandsumsätze

Aus diesen Gründen lägen die Auslandsumsätze der Chemie von Januar bis Mai 2025 unter dem Vorjahresniveau. Für die Chemie sah es mit den Auslandsumsätzen je nach Kontinent so aus:

  • EU: 1,4 Prozent weniger Umsatz im Vergleich zum Vorjahr
  • sonstige europäische Länder: 2,4 Prozent weniger Umsatz im Vergleich zum Vorjahr
  • Nordamerika: 1,2 Prozent weniger Umsatz im Vergleich zum Vorjahr
  • Asien: 1,3 Prozent weniger Umsatz im Vergleich zum Vorjahr

Pharma glänzt vor allem in Asien

Schlechter als im Vorjahr lief es für Pharma nur in der EU (2,4 Prozent weniger Umsatz als im Vorjahr). In allen anderen Regionen verkaufte sie deutlich mehr. In Asien kam die deutsche Pharmaindustrie von Januar bis Mai 2025 sogar auf ein Umsatzplus von 14,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Aktueller Handelskonflikt ist zwar nicht eskaliert, aber …

Eine VCI-Mitgliederumfrage zeigt: Unternehmen denken, dass die Nachfrage weiter sinkt. Zudem würden, so die Einschätzung, ihre Chancen auf dem US-Markt durch die Zölle schlechter werden. Der VCI hält deren Höhe im jetzt beschlossenen EU-US-Zolldeal für „dramatisch“. Denn die Preisaufschläge auf Chemikalien und Pharmazeutika belasteten die Wettbewerbsfähigkeit spürbar.

VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup erklärte: „Das Abkommen mit den USA zeigt: Augenhöhe war früher!“ Wenn Deutschland und die EU auch künftig mitspielen wollten, müsse die Politik jetzt „klotzen statt reden“. Er forderte Entlastungen bei Energiepreisen, Bürokratie, Regulierung und Steuern.  „Zudem müssen wir den EU-Binnenmarkt konsequent stärken und weitere Handelsabkommen abschließen“, appellierte er. „Jetzt zählt‘s dreifach!“

Der Vorsitzende der IGBCE, Michael Vassiliadis, sieht den Deal ebenfalls als „zusätzliche Last für die heimische Industrie und ihre Beschäftigten. Europas Wohlstandsmotor befindet sich bereits im Zangengriff aus Absatzschwäche, hohen Energie- und CO2-Kosten und Dumping-Importen aus China. Der Deal mit den USA wird den Turnaround nochmals erschweren.“

Die Zusicherung der EU, in den USA 600 Milliarden Dollar zu investieren, sieht er kritisch: „Wir brauchen jeden Cent, um Europas Industrie zu transformieren und zu modernisieren. Jeder Investitionsmaßnahme, die am Ende zu einer Abwanderung von Kapazitäten in die USA führt, werden wir entschlossen gegenübertreten.“

… bei fairen Rahmenbedingungen und Chancen für Exporte gibt es noch einige To-dos

Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer betonte: „Jeder zusätzliche Prozentpunkt an Zöllen ist eine Belastung für unsere exportorientierte Wirtschaft.“ Er rief die Bundesregierung und die EU-Kommission auf, den Dialog fortzusetzen. Er begrüßte, dass Bundesfinanzminister Lars Klingbeil den Deal mit seinen Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Arbeitnehmerschaft analysieren werde und die eigene Wirtschaft und den EU-Binnenmarkt stärken wolle.


Alexander Schweitzer, Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz.
Alexander Schweitzer, Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz. Foto: Staatskanzlei RLP/Kay

„Unsere Unternehmen brauchen Planungssicherheit, Innovationsspielräume und faire Handelsbedingungen. Nur so können sie weiterhin Arbeitsplätze schaffen, in die Zukunft investieren – und einen Beitrag zu einer stabilen transatlantischen Partnerschaft leisten.“

„Ich hoffe, dass Bundesregierung und Europäische Kommission weitere Gespräche mit den USA führen – mit dem Ziel, Zölle langfristig zu senken oder ganz abzubauen“, sagte Schweitzer. „Zölle schaden der transatlantischen Partnerschaft – wirtschaftlich wie politisch.“

  • Like
  • PDF

Das könnte Sie auch interessieren

Wechseln zur Seite International Articles Wechseln zur Seite Newsletter