Politik & Wirtschaft

Jugend forscht-Sieger geehrt

· Lesezeit 5 Minuten.
© Stiftung Jugend forscht e. V.

Die Siegerinnen und Sieger des 53. Bundesfinales von Jugend forscht stehen fest. Anja Karliczek, Bundesministerin für Bildung und Forschung sowie Kuratoriumsvorsitzende der Stiftung Jugend forscht e. V., hat am Sonntag in Darmstadt Deutschlands beste Jungforscher und ihre herausragenden Leistungen in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) ausgezeichnet. Bei der Siegerehrung im darmstadtium gratulierte sie den Preisträgern und ermutigte sie dazu, weiter für ein besseres Leben in Deutschland und der Welt zu forschen: „Ich gratuliere allen Preisträgern von Herzen zu ihren herausragenden wissenschaftlichen Leistungen. Sie zeigen eindrucksvoll, wie viel Talent, Wissensdurst und Schaffenskraft in unseren Nachwuchswissenschaftlern steckt. Wir brauchen in Deutschland junge Menschen, die den Mut haben, Neues zu denken. Menschen, die Ideen und den festen Willen haben, daraus etwas Gutes für jeden Bürger unserer Gesellschaft zu schaffen. Ich freue mich für jeden Einzelnen der Preisträger. Sie haben den vollen Rückenwind unseres Landes, um ihren vielversprechenden Weg in der Wissenschaft und Forschung mutig voranzugehen.“

Forschung zu Regentropfen, Mathematik und für Motorradfahrer

Physik-Bundessieger Max von Wolff (18) aus Rheinland-Pfalz entwickelte eine Apparatur, mit der sich die Größe von Regentropfen präzise messen lässt. Die Tropfen fallen auf eine Kunststoffmembran, deren Schwingungen von empfindlichen Sensoren erfasst werden. Diese Messwerte verarbeitet ein Rechner, der die Tropfen dann nach ihrer Größe klassifiziert.

© Stiftung Jugend forscht e. V.
Physik-Bundessieger Max von Wolff (l.) mit Martin Stratmann, dem Präsidenten der Max-Planck-Gesellschaft

Den Preis des Bundespräsidenten für eine außergewöhnliche Arbeit erhielten Marco David (17), Benedikt Stock (19) und Abhik Pal (19) aus Bremen. Den Jungforschern gelang es, einen hochkomplexen mathematischen Beweis erstmals per Computer nachzuvollziehen und damit letzte mögliche Fehler in der Beweisführung zu entdecken. Der Beweis belegt, dass sogenannte diophantische Gleichungen stets eine Lösung besitzen. Anna Fleck (16) und Adrian Fleck (19) aus Hessen wurden mit dem Preis der Bundeskanzlerin für die originellste Arbeit ausgezeichnet. Die beiden entwickelten aus Speisestärke einen speziellen Gelenkschutz etwa für den Motorradsport. Die Effektivität ihres neuartigen Protektors im Hinblick auf Energieabsorption und Haltbarkeit testeten sie mithilfe eines selbst konzipierten Messverfahrens.

Den Preis der Bundesministerin für Bildung und Forschung für die beste interdisziplinäre Arbeit gewann Moritz Hamberger (17) aus Bayern, der sich mit der Frage befasste, wie man die energiehaltigen Lipide ernten kann, die die Mikroalge Chlorella vulgaris in ihren Zellen produziert. Er konstruierte einen Bioreaktor, in dem die Algen wachsen, um die Fette aus den Zellen zu extrahieren und in Kraftstoff zu verwandeln. Bundessieger im Fachgebiet Arbeitswelt wurde Felix Röwekämper aus Nordrhein-Westfalen. Der 21-Jährige entwickelte einen nutzerfreundlichen Bohrmaschinenschraubstock, dessen integrierter Aufspannmechanismus von nur einer Schraube gehalten wird und so schneller in eine neue Position verschoben werden kann.

Forschungsgegenstand Rosenkohl

Jessica Grabowski (19), Annalena Bödiker (19) und Felicia Walter (19) aus Hessen siegten im Fachgebiet Biologie. Die drei befassten sich mit der verschieden intensiven Geschmackswahrnehmung des Bitterstoffs Phenylthiocarbamid, der etwa in Rosenkohl enthalten ist. Sie fanden heraus, dass es Menschen gibt, die diesen Stoff nur als leicht bitter wahrnehmen, während alle übrigen ihn entweder sehr intensiv oder gar nicht schmecken. Im Fachgebiet Chemie überzeugte Malek Sbeih (19) aus Thüringen die Jury. In seinem Projekt identifizierte er spezielle Tenside, die fotochemisch steuerbar sind und recycelt werden können. Unter UV-Licht bilden diese Fettlöser kugelförmige Klümpchen um Öl und Fett, die sich abfiltern lassen. Das Verfahren könnte künftig etwa zur Wasseraufbereitung bei Ölunfällen dienen.

Im Fachgebiet Geo- und Raumwissenschaften waren Adrian Schorowsky (18), Leni Termann (18) und Lara Neubert (18) aus Mecklenburg-Vorpommern erfolgreich. Die drei wollen Plastikschrott, der an Bord von Raumstationen entsteht, direkt im All wiederverwerten. Dafür entwickelten sie ein technisches Verfahren, mit dem sich aus dem Kunststoffmüll neues Material – sogenanntes Filament – als Rohstoff für 3-D-Drucker herstellen lässt. Robin Christ (17) aus Hessen konnte sich im Fachgebiet Mathematik/Informatik durchsetzen. Er konstruierte selbst einen Lautsprecher mit warmem und raumfüllendem Klang. Dafür nutzte er aufwendige mathematische Berechnungen zur Simulation der Schallwellen im dreidimensionalen Raum.

Technikpreis für Arbeit über Elastomere

Noah Dormann (16) aus Bayern siegte im Fachgebiet Technik mit seiner Materialprüfanlage für sogenannte Elastomere, mit denen sich in Form von Gummibändern zum Beispiel Modellflugzeuge antreiben lassen. Er erforschte, welche Materialeigenschaften und Wickeltechniken bei Elastomeren die Aufnahme und Abgabe von Energie konkret beeinflussen.

Der Preis „Jugend forscht Schule 2018“ der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland ging an das Georg-Cantor-Gymnasium in Halle (Saale) für seine vorbildliche MINT-Förderung.

Der diesjährige Bundeswettbewerb, an dem 182 Jungforscher mit 105 Projekten teilnahmen, wurde gemeinsam ausgerichtet von der Stiftung Jugend forscht e. V. und dem Wissenschafts- und Technologieunternehmen Merck, das in diesem Jahr 350-jähriges Jubiläum feiert. „Erfolgreiche Wissenschaftler sollte man feiern wie Rockstars. Deshalb war es uns auch eine Freude, das diesjährige Jugend forscht Finale auszurichten und den Besten der Besten eine Bühne zu bieten. Ich bin begeistert von den großartigen Ideen, die die Teilnehmer in den letzten Tagen präsentiert haben“, sagte Dr. Stefan Oschmann, Vorsitzender der Geschäftsleitung und CEO von Merck sowie Bundespatenbeauftragter.

Welche Verdienst- und Karrierechancen die Nachwuchs-Naturwissenschaftler in der Chemieindustrie haben: die Zahlen und Fakten.

  • Like
  • PDF
Schlagworte

Das könnte Sie auch interessieren

Katherina Reiche, Bundesministerin für Wirtschaft und Energie.

Energiewende ja, aber anders
Wirtschafts- und Energieministerin Katherina Reiche will den Ausbau erneuerbarer Energien und die Kosteneffizienz neu ausbalancieren. Betreiber von Ökostrom-Anlagen sollen sich Ihrer Meinung nach künftig an der Finanzierung des Netzausbaus beteiligen.
Wie die Frankfurter Neue Presse meldete, möchte Reiche Ende des Sommers einen „Realitätscheck“ zur Energiewende vorlegen. „Wir brauchen zwingend mehr Steuerbarkeit, um die Volatilität der Stromerzeugung durch erneuerbare Energien ausgleichen zu können“, sagte sie demnach. „Auch Speicher spielen zum Ausgleich eine Rolle. Sie sind Teil der Lösung, aber reichen allein nicht aus. Wir werden uns die Ergebnisse genau anschauen, und dann werden wir die notwendigen Schlüsse daraus ziehen.“ 
Der Ausbau der Stromnetze geschieht zu langsam
Reiches Vorgänger Robert Habeck (Grüne) hatte mit verschiedenen Maßnahmen den Ausbau des Ökostroms vor allem aus Wind und Sonne vorangetrieben. Die erneuerbaren Energien sollen eine Schlüsselrolle spielen, damit Klimaziele erreicht werden. Der Ausbau der Stromnetze hält aber nicht Schritt. Wegen fehlender Netze müssen erneuerbare Anlagen immer wieder gedrosselt werden. Ausgleichsmaßnahmen gegen Netzengpässe kosten Geld. Um den vor allem im Norden produzierten Windstrom in den Süden zu leiten, sind zusätzliche Stromleitungen erforderlich. Ein Großteil ist aber noch nicht fertig.
Mehr Kosteneffizienz als Ziel
Mit Blick auf geplante Entlastungen der Stromkunden bei den Netzentgelten, mit denen unter anderem der Netzausbau finanziert wird, sagte die Ministerin: Momentan würden Kosten vom Stromkunden in die öffentlichen Haushalte und damit auf den Steuerzahler verschoben. „Wir lösen damit nicht das grundlegende Problem. Die Entlastungen bei der Stromsteuer, die Abschaffung der Gasspeicherumlage, die teilweise Übernahme der Netzkosten und die Übernahme der schon länger in den Haushalt verlagerten EEG-Kosten machen zusammen rund 30 Milliarden Euro aus.“ Die Energiewende müsse kosteneffizienter werden. „Und das geht auch.“
Zweifel am prognostizierten Stromverbrauch
Eine wesentliche Kenngröße sei der prognostizierte Stromverbrauch, sagte Reiche. „Die letzte Regierung hat angenommen, dass der Stromverbrauch schon 2030 auf bis zu 750 Terawattstunden steigt, bis 2035 gibt es Prognosen von 1.000 Terawattstunden.“ Das wäre eine Steigerung von fast 50 Prozent innerhalb weniger Jahre. „Seriöse Studien zweifeln, ob diese Steigerungen der Realität standhalten. Wir werden eine deutliche Zunahme der Elektrifizierung sehen, insbesondere im Bereich der Wärmepumpen, der Elektromobilität, der Digitalisierung. Ob in den von der Ampel angenommenen Größenordnungen, darf bezweifelt werden.“
Ökostrom-Betreiber sollen sich an Kosten für Netzausbau beteiligen
Betreiber von Anlagen erneuerbarer Energien müssten mehr Systemverantwortung übernehmen, meint Reiche. Sie sollten sich an der Finanzierung des Netzausbaus beteiligen. „Systemverantwortung heißt, dass die Kosten für den Netzausbau nicht mehr nur über die Netzbetreiber und die allgemeinen Netzentgelte von den Stromkunden zu bezahlen sind“, sagte Reiche. Die Kosten für den Netzausbau liegen bisher voll beim Netzbetreiber und werden über die Netzentgelte von den Stromkunden bezahlt.

Wechseln zur Seite International Articles Wechseln zur Seite Newsletter