Politik & Wirtschaft

Zukunft und Gegenwart des Ehrenamts

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Immer mehr Bundesbürger engagieren sich ehrenamtlich – inzwischen fast jeder Zweite. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der eingetragenen Vereine erstmals auf über 600.000. Diese Zahlen liefert der ZiviZ-Survey 2017. Die Studie des Stifterverbands zeigt jedoch auch: Der soziale Wandel beeinflusst das freiwillige Engagement stark. Was gesellschaftliche Megatrends für die Zukunft des Ehrenamts bedeuten, war eines der zentralen Themen beim sechsten Netzwerktreffen der Freudenberg Gruppe in Weinheim. Ziel der Veranstaltung ist es, den Austausch und die Zusammenarbeit der Engagierten in der Metropolregion Rhein-Neckar zu fördern. 120 Teilnehmer aus rund 40 ehrenamtlichen Initiativen und Vereinen folgten am Donnerstag der Einladung des Technologiekonzerns.

Mit herzlichem Dank für das große ehrenamtliche Engagement und die vielfältige, unverzichtbare Arbeit begrüßte Cornelia Buchta-Noack, Leiterin der Unternehmenskommunikation von Freudenberg, die Gäste. „Ohne Sie und all die anderen wäre es nicht möglich, unsere gesellschaftlichen Herausforderungen zu stemmen. Es ist wichtig, diese Botschaft in die Öffentlichkeit zu tragen.“ In einem Impulsvortrag präsentierten Dr. Thorsten Böhn und Ursula Hosselmann vom Marktforschungsunternehmen Schlegel und Partner verschiedene Megatrends. Im Gegensatz zu Mode- oder Konsumtrends handelt es sich dabei um oft jahrzehntelang anhaltende Entwicklungen, die fundamentale Veränderungen auf einer oder mehreren Ebenen der Gesellschaft verursachen.

Megatrends der Zukunft

Die größten Auswirkungen auf das Ehrenamt dürften nach Meinung der beiden Experten die aktuellen gesellschaftlichen Megatrends haben: Die Urbanisierung hält an. In Zukunft gibt es wahrscheinlich noch mehr Städte mit über zehn Millionen Einwohnern. Damit einher geht die zunehmende weltweite Migration. Gleichzeitig werden die Menschen weltweit betrachtet immer älter. Klassische Berufskarrieren nehmen ab. Stattdessen bestreiten die Menschen ihren Lebensunterhalt mit einer Kombination von Erwerbstätigkeiten, die unterschiedliche Erfahrungen und Qualifikationen voraussetzen. Um immer komplexere Aufgaben zu bewältigen, setzen Unternehmen auf Teams, die bezüglich der Zusammensetzung vielfältig sind, was Geschlecht, Alter und kulturellen Hintergrund der Mitglieder anbelangt.

Trotz dieser tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen steigt laut Dr. Böhn die Zahl der in Deutschland ehrenamtlichen Tätigen aus einem einfachen Grund: „Menschen sind soziale Wesen, die sich ihre Gruppe suchen. Wenn wir uns Untersuchungen anschauen, können wir feststellen: Etwas gemeinsam zu machen ist für die heutige junge Generation noch wichtiger oder zumindest genauso wichtig wie für ältere Generationen.“ Er fügte allerdings hinzu: „Vielleicht hat sich die Motivation, warum man sich engagieren, geändert. Eventuell stehen der Spaßfaktor und das Miteinander für die junge Generation mehr im Mittelpunkt.“

Synergien schaffen und Kooperation stärken

Nach dem Impulsvortrag und der anschließenden Diskussion präsentierten sich ehrenamtliche Initiativen und Vereine der Metropolregion an Informationsständen. In entspannter Atmosphäre nutzen die Teilnehmer die Chance, über ihre Projekte zu sprechen, Kooperationen zu stärken und Synergien zu schaffen.

Das Netzwerktreffen der Freudenberg Gruppe findet traditionell in der Woche des bürgerschaftlichen Engagements statt. Bereits zum 13. Mal würdigt sie den Einsatz aller Ehrenamtlichen in Deutschland. Die Aktionswoche vom 8. bis zum 17. September 2017 steht unter dem Motto „Engagement macht stark“. Schirmherr ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

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Energiewende ja, aber anders
Wirtschafts- und Energieministerin Katherina Reiche will den Ausbau erneuerbarer Energien und die Kosteneffizienz neu ausbalancieren. Betreiber von Ökostrom-Anlagen sollen sich Ihrer Meinung nach künftig an der Finanzierung des Netzausbaus beteiligen.
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Eine wesentliche Kenngröße sei der prognostizierte Stromverbrauch, sagte Reiche. „Die letzte Regierung hat angenommen, dass der Stromverbrauch schon 2030 auf bis zu 750 Terawattstunden steigt, bis 2035 gibt es Prognosen von 1.000 Terawattstunden.“ Das wäre eine Steigerung von fast 50 Prozent innerhalb weniger Jahre. „Seriöse Studien zweifeln, ob diese Steigerungen der Realität standhalten. Wir werden eine deutliche Zunahme der Elektrifizierung sehen, insbesondere im Bereich der Wärmepumpen, der Elektromobilität, der Digitalisierung. Ob in den von der Ampel angenommenen Größenordnungen, darf bezweifelt werden.“
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