Politik & Wirtschaft

Chemie und Pharma: So ernst ist die Lage

· Lesezeit 3 Minuten.
Markus Steilemann, Präsident des Verbands der Chemischen Industrie, steht bei der Jahrespressekonferenz des Verbands vor einer Kamera.
„Die Industrie funkt SOS“ : VCI-Präsident Markus Steilemann bei der Jahrespressekonferenz des Verbands. Foto: VCI

Das Wichtigste in Kürze: 

  • Die Chemie- und Pharmaindustrie Deutschlands ist in schwieriger Lage, besonders die Chemiesparte: Hier hat die Produktion im Jahr 2025 ein 30-Jahres-Tief erreicht.
  • Auch die Aussichten für 2026 sind laut einer Mitgliederbefragung des Verbands der Chemischen Industrie pessimistisch.
  • Verantwortlich sind die anhaltende Rezession und die schlechten Rahmenbedingungen am Standort Deutschland – etwa hohe Bürokratie- und Energiekosten. 

Für die Chemie- und Pharmaindustrie Deutschlands war 2025 erneut ein schwieriges Jahr. Dafür sei unter anderem die anhaltende Industrie-Rezession in Deutschland und Europa verantwortlich, sagte Markus Steilemann, Präsident des Verbands der Chemischen Industrie (VCI), bei der Jahrespressekonferenz des Verbands. „Denn wer weniger produziert, braucht auch weniger Vorleistungen aus der Chemie.“ 

Die Produktion in der Chemie hat ein 30-Jahres-Tief erreicht

Im Chemiegeschäft ist die Lage besonders problematisch. Hier war das Auftragsvolumen zuletzt im In- und Ausland um mehr als ein Fünftel niedriger als 2021. Die Produktion ist 2025 um 2,5 Prozent, der Umsatz um 3 Prozent zurückgegangen. Damit habe die Produktion ein 30-Jahres-Tief erreicht. Die Auslastung der Anlagen liege bei nur 70 Prozent – ebenfalls ein historischer Tiefpunkt. 

In der Pharma-Sparte sei die Produktion im Jahr 2025 immerhin um 3 Prozent gewachsen, die Umsätze hätten um 4 Prozent zugelegt. Doch auch dieser Stabilitätsanker beginne zu wackeln. Denn die Kosten am Standort Deutschland explodieren, und der internationale Wettbewerbsdruck bleibe hoch. 

Unternehmen blicken sorgenvoll ins neue Jahr 

Steilemann: „Unsere aktuelle Mitgliederbefragung zeugt nicht von Zuversicht. Mehr als 40 Prozent der Unternehmen erwarten für 2026 erneut sinkende Umsätze.“ 20 Prozent planen, Produktion zu verlagern oder ganz stillzulegen.

Der VCI erwartet im nächsten Jahr für die chemisch-pharmazeutische Branche insgesamt eine stagnierende Produktion, für die Chemie einen Rückgang von 1 Prozent. Bei sinkenden Preisen und stagnierendem Output bedeutet das ein Umsatzminus von rund 2 Prozent – im Inland und im Export. 

Verantwortlich sind die Rahmenbedingungen am Standort Deutschland

Verantwortlich für die pessimistischen Erwartungen sind die Rahmenbedingungen in Deutschland: nicht wettbewerbsfähige Produktionskosten, eine hohe regulatorische Unsicherheit und langsame Genehmigungsverfahren. Außerdem kämpft die Branche mit der Bürokratie, hohen Energiepreisen sowie Emissions- und Rohstoffkosten. Der teure Euro, chinesische Überkapazitäten, hohe US-Zollmauern und die geoökonomische Unsicherheit belasten die Geschäfte zusätzlich. 

Damit sich die Situation verbessert, braucht es laut VCI verlässlichere Rahmenbedingungen – „vor allem weniger Regeln und niedrigere Kosten“. Warum es trotz neuer Bundesregierung und wirtschaftspolitischer Kurskorrekturen noch nicht aufwärts geht? Steilemann: „Weil sich die Republik im Kleinklein verheddert, statt geschlossen an strategischen Linien und Lösungen zu arbeiten.“  

Sechs-Punkte-Plan für mehr Wettbewerbsfähigkeit

Der VCI stellte einen Sechs-Punkte-Plan für eine Kurswende vor. Die Forderungen im Einzelnen: 

  1. Produktionsstandorte in strategisch wichtigen Sektoren wie Chemie und Pharma sichern.
  2. Innovation stärken.
  3. Ausgaben priorisieren.
  4. Mutige Reformen anstoßen.
  5. Eine glaubwürdige Gesamtstrategie entwickeln.
  6. Europa neu denken. 

 

 

  • Like
  • PDF
Schlagworte

Das könnte Sie auch interessieren

Investitionen gehen zurück

Rheinland-pfälzische Industriebetriebe haben im Jahr 2024 weniger in Anlagen, Maschinen, Grundstücke und Gebäude investiert als im Jahr zuvor. Der Rückgang beträgt 6,7 Prozent. Besonders groß war der Rückgang in der chemischen Industrie mit 9,9 Prozent.

Wechseln zur Seite International Articles Wechseln zur Seite Wir.Hier.news.