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Sicher zur Arbeit

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Sicher zur Arbeit

Mit’m Radl da: Immer mehr Menschen kommen so zu ihrem Arbeitsplatz. Viele Beschäftigte schwingen sich seit Corona lieber aufs Bike, statt in volle Busse und Bahnen zu steigen. E-Bikes, die größere Strecken ermöglichen, und vom Arbeitgeber unterstützte Jobräder verstärken den Trend zum gesunden Pendeln noch.

Doch es gibt eine Schattenseite: Die Zahl der Fahrradunfälle auf dem Arbeitsweg ist zuletzt um 16 Prozent hochgeschnellt. 2.450 Wegeunfälle zählte die Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI) in Heidelberg im Jahr 2020. Ein Jahr zuvor waren es 2.105 Unglücke. Neuere Zahlen gibt es nicht.

Viele Radfahrer kennen die Verkehrsregeln leider nur unzureichend

Mit der Aktion „Sicherheit im Radverkehr“ hält die Berufsgenossenschaft nun dagegen. Seminare, Broschüren, Flyer, Plakate sollen Beschäftigte auf Gefahren aufmerksam machen sowie Verkehrs- und Sicherheitsregeln auffrischen helfen. Kleine und mittlere Unternehmen können ein Ideenmobil buchen, in dem Mitarbeiter Videos sehen und typische Verkehrssituationen in einer virtuellen Realität erleben.

Zu den empfohlenen Verhaltensweisen gehört: Stets den Helm tragen und im Dunkeln die Warnweste, beim Fahren nicht telefonieren, Richtungsänderungen mit dem Arm anzeigen. Neben geparkten Kfz auf Abstand bleiben und bei abbiegenden Autos vorsichtig agieren. Defensiv und gelassen fahren.

Stylishes Fahrzeug der Berufsgenossenschaft: Das Ideenmobil bietet multimedial Know-how zu sicherem Radfahren. Foto: BG RCI
Stylishes Fahrzeug der Berufsgenossenschaft: Das Ideenmobil bietet multimedial Know-how zu sicherem Radfahren. Foto: BG RCI

Und: Ab und an die Verkehrsregeln studieren! Denn eine Ursache für die Unfälle ist, dass viele Radler die Regeln nur unzureichend kennen, wie eine Umfrage des ADAC bei etwa 4.500 Radfahrenden im vergangenen Jahr ergab. Nur ein Fünftel der Teilnehmer konnte die Fragen in dem Wissenstest überwiegend (zu 70 Prozent und mehr) richtig beantworten. Eine andere Ursache ist der Trend zu E-Bikes. Durch ihr anderes Fahrverhalten, höheres Tempo und stärkere Bremswirkung können die Elektroräder schnell zu brenzligen Situationen führen.

Zahl der Diensträder ist in den vergangenen Jahren massiv gestiegen

Attraktiv macht die teuren E-Bikes unter anderem das Dienstrad-Leasing: Der Arbeitgeber least das Rad, überlässt es Mitarbeitenden zur Nutzung und behält die Leasingrate vom Bruttolohn ein. Das ist lukrativ, weil Beschäftigte Steuern und Sozialabgaben sparen (Entgeltumwandlung). Zudem werden Diensträder genauso gefördert wie Dienstwagen. Mittlerweile bieten das viele Unternehmen an. Dadurch ist die Zahl der Diensträder laut Hochrechnung des Bundesverbands Zukunft Fahrrad explodiert: von 50.000 im Jahr 2017 auf 900.000 Ende 2021.

Auch der Chemiekonzern BASF ermöglicht Fahrrad-Leasing. Im April 2022 nutzten über 3.300 Mitarbeitende ein Jobrad. Darüber hinaus stellt das Unternehmen 15.300 Werkräder und 800 Pedelecs für seine Mitarbeitenden bereit. Für längere Strecken auf dem Firmengelände bietet das Unternehmen zudem Werkbusse sowie On-demand-Vans an. Das Pharma-Unternehmen Boehringer Ingelheim wiederum hält an 22 Stationen 300 Leihräder für Fahrten im Werk und vom oder zum Bahnhof bereit und registriert wachsendes Interesse am Rad. Bei Michelinin Bad Kreuznach kommen viele Beschäftigte mit dem Bike, 100 Fahrrad-Fans gehören sogar dem Radclub Michelin an. Regelmäßig macht ein Firmenteam beim dreiwöchigen „Stadtradeln“ mit – und fuhr 2021 mit 12.625 Kilometern auf Rang zwei.

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Katherina Reiche, Bundesministerin für Wirtschaft und Energie.

Energiewende ja, aber anders
Wirtschafts- und Energieministerin Katherina Reiche will den Ausbau erneuerbarer Energien und die Kosteneffizienz neu ausbalancieren. Betreiber von Ökostrom-Anlagen sollen sich Ihrer Meinung nach künftig an der Finanzierung des Netzausbaus beteiligen.
Wie die Frankfurter Neue Presse meldete, möchte Reiche Ende des Sommers einen „Realitätscheck“ zur Energiewende vorlegen. „Wir brauchen zwingend mehr Steuerbarkeit, um die Volatilität der Stromerzeugung durch erneuerbare Energien ausgleichen zu können“, sagte sie demnach. „Auch Speicher spielen zum Ausgleich eine Rolle. Sie sind Teil der Lösung, aber reichen allein nicht aus. Wir werden uns die Ergebnisse genau anschauen, und dann werden wir die notwendigen Schlüsse daraus ziehen.“ 
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Zweifel am prognostizierten Stromverbrauch
Eine wesentliche Kenngröße sei der prognostizierte Stromverbrauch, sagte Reiche. „Die letzte Regierung hat angenommen, dass der Stromverbrauch schon 2030 auf bis zu 750 Terawattstunden steigt, bis 2035 gibt es Prognosen von 1.000 Terawattstunden.“ Das wäre eine Steigerung von fast 50 Prozent innerhalb weniger Jahre. „Seriöse Studien zweifeln, ob diese Steigerungen der Realität standhalten. Wir werden eine deutliche Zunahme der Elektrifizierung sehen, insbesondere im Bereich der Wärmepumpen, der Elektromobilität, der Digitalisierung. Ob in den von der Ampel angenommenen Größenordnungen, darf bezweifelt werden.“
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