Politik & Wirtschaft

Forschen, testen, impfen

· Lesezeit 3 Minuten.
Ein Forscher schaut eine Substanz an.
Forschen gegen das Virus: Wissenschaftler versuchen, möglichst effektive Impfstoffe und Medikamente zu entwickeln. Foto: Boehringer Ingelheim.

Corona raubt uns den Atem, doch Hilfe naht: Unternehmen arbeiten daran, schnell Lösungen zum Kampf gegen das Virus zu entwickeln. Auch rheinland-pfälzische Firmen arbeiten mit Hochdruck: Impfstoff kommt von Biontech in Mainz, Boehringer Ingelheim sucht Medikamente.

 

Biontech war erst dem Krebs auf der Spur

 

Aufatmen in Europa: Die EU-Kommission erhält im zweiten Quartal zehn Millionen Dosen mehr von dem Biontech-Impfstoff als vorgesehen. Damit erhöht sich die Gesamtmenge laut Kommission für den Zeitraum auf mehr als 200 Millionen Dosen. Doch wer steckt eigentlich hinter dem Biotech-Unternehmen aus Mainz, das diesen neuartigen Impfstoff auf mRNA-Basis gemeinsam mit dem US-Pharmakonzern Pfizer in Windeseile entwickelt und produziert hat?

 

Treibende Kraft sind die Biontech-Gründer Özlem Türeci und Ugur Sahin. Das Ehepaar war eigentlich auf der Suche nach einem Krebsmedikament. Die beiden Naturwissenschaftler waren schon früh von der Idee fasziniert, dass der Körper mit seiner eigenen Immunabwehr Krebszellen angreift: Statt einer Chemotherapie oder einer Bestrahlung soll der Körper individuell und gezielt trainiert werden, den Krebs selbst zu bekämpfen. Ein völlig neues Verfahren mittels mRNA (Messenger-Ribonukleinsäure, auch als Boten-RNA bekannt). Die individualisierte Krebsimmuntherapie will die Mutationen in einem Tumor identifizieren, ihren Bauplan entschlüsseln und einen für diesen Tumor und damit für den Patienten maßgeschneiderten Impfstoff herstellen.

 

Dass so schnell Corona-Impfstoffe auf den Markt kamen, ist ebendieser jahrelangen Grundlagenforschung zu mRNA-Impfstoffen für die Krebstherapie geschuldet. Beim Corona-Virus geht das im Prinzip so: Einigen wenigen Körperzellen werden mit dem Impfstoff Teile der Erbinformation des Virus als RNA mitgegeben. Geliefert wird damit der Bauplan für einzelne Virusproteine (Antigene). Die aktivieren das Immunsystem. Bei einem späteren Kontakt mit dem neuartigen Corona-Virus erkennt das Immunsystem das Antigen sozusagen wieder und kann das Virus gezielt bekämpfen. Nach der Corona-Krise wird der Kampf gegen Krebs für Türeci und Sahin weitergehen.

 

Boehringer Ingelheim forscht an Therapien

 

Wissenschaftler bei Boehringer Ingelheim suchen zusammen mit hochkarätigen Partnern unter Hochdruck nach neuen Arzneien und Therapien gegen Corona. Dabei spielen Antikörper eine wichtige Rolle: Sie könnten das Virus abfangen, nachdem es in den Körper eingedrungen ist, und es stoppen, bevor es Schaden anrichtet.

 

Der neue Antikörper befindet sich schon in der sogenannten „klinischen Prüfung“: Er wurde bereits den ersten Probanden verabreicht. Die Forscher testen zudem, ob man das Mittel auch zur Prophylaxe einsetzen könnte. Dazu wird der Antikörper Personen verabreicht, die mit dem Virus in Kontakt gekommen, aber noch nicht erkrankt sind. Inhalieren die Patienten den Wirkstoff in die Lunge, könnte es sein, dass die Arznei ihre Schutzwirkung gegen eine Virusinfektion schneller entfaltet. Was genau bringen diese Mittel? „Antikörper-Medikamente können die Viren angreifen und stilllegen“, erklärt Rolf Höhmke vom Verband forschender Arzneimittelhersteller. „Die knipsen Corona nicht aus“, warnt er. „Aber sie können – wahrscheinlich – die Krankheit doch so weit runterdimmen, dass sie keinen so schweren Verlauf nimmt.“ Andere Medikamente sollen das Herz oder die Lunge vor dem Virus schützen: Der Wirkstoff soll das Risiko beziehungsweise den Schweregrad akuter Atemwegskomplikationen bei Krankenhauspatienten senken. Das Ziel ist es, den Bedarf an künstlicher Beatmung zu senken, die Genesungsrate der Patienten zu verbessern und Leben zu retten.

 

Ein weiterer Ansatz ist die Molekülbibliothek: Diese „Schatzkammer“ umfasst rund eine Million verschiedener chemischer Substanzen, quasi das gesammelte Wissen des Unternehmens. Ein Konsortium aus 35 Pharmafirmen und Forschungseinrichtungen untersucht jetzt, ob sich davon einzelne Substanzen für die Behandlung von Covid-Patienten eignen.

 

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