Politik & Wirtschaft

Faktencheck: Verpackungen aus Plastik

· Lesezeit 4 Minuten.
Plastiktüte
Umstrittene Tüte: Bereits heute gibt es viele Alternativen für die herkömmliche Plastikverpackung. Foto: stock.adobe.com/whitcomberd

Wo Plastik sinnvoll ist

Gerade bei Lebensmitteln sind Plastikverpackungen sinnvoll. Sie verlängern die Genießbarkeit von Käse und Gemüse und schützen die Produkte beim Transport – schließlich wollen wenige Verbraucher braune, matschige oder schimmelige Produkte kaufen. Flüssiges wie Joghurt steckt in Plastik, damit es seine Hüllen nicht aufweicht. Ohne Plastik würde also viel mehr Nahrung vorzeitig im Müll landen oder wegen langer Transportdauer gar nicht erst in unsere Supermärkte gelangen. Aber natürlich gibt es Unterschiede: Eine deutsche Kartoffel braucht weniger Verpackung als ein Steak aus Südamerika.

Wissenswertes zu Bioplastik

Ein Kunststoff fürs grüne Gewissen – produziert aus nachwachsenden Rohstoffen und auf dem Kompost endend. Das ist das Versprechen vieler Biokunststoffe, die im Umlauf sind. Doch so einfach ist die Sache nicht, wie Experten wissen: Bioplastik ist nur in den seltensten Fällen tatsächlich für den heimischen Kompost geeignet. Es zersetzt sich nur durch industrielle Kompostierung binnen zwölf Wochen wieder in seine natürlichen Bestandteile und benötigt daher geschlossene Verwertungskreisläufe.

Kreative Plastikrohstoffe

Bei der Entwicklung von umweltfreundlichen Kunststoffverpackungen ist auch ein Um-die-Ecke-Denken hilfreich, wie einige Beispiele zeigen, die zum Mainstream werden könnten. So gibt es Versuche, Pilze zu Styropor zu verarbeiten oder Folien aus Krabbenpanzern, Algen oder Milchproteinen herzustellen – Letztere könnte man sogar mitessen. Die meisten dieser Projekte stehen noch am Anfang. Wie nachhaltig sie sind und ob sie großflächig umsetzbar sind, ist noch offen – aber die kreativen Ansätze lassen das Potenzial von Ökoplastik erahnen.

Onlineshopping plastikfrei

Inzwischen wird gut jeder zehnte Kauf online getätigt. Die Ware kommt per Paketbote - und ist meist dick verpackt. Der Onlinehandel ist also einer der großen Treiber der wachsenden Mengen an Plastikverpackungen. Einige Unternehmen versuchen nun, sich nachhaltiger zu geben: Die Mode von Zalando zum Beispiel ist meist noch mal einzeln in Plastikfolie verpackt -  das Unternehmen will nun Alternativen aus Papier testen. Und Karton oder Versandtasche soll man nach Erhalt der Kleidung zurückschicken können, sodass diese wiederverwendet werden. Wer komplett plastikfrei online bestellen möchte, wird auf Portalen wie Monomeer, Beechange oder Green Hall fündig. 

Wo Plastik wenig sinnvoll ist

Bei Produkten, die nicht schlecht werden, lässt sich an Plastikverpackungen sparen. Aufgrund des leichten Gewichts und der einfachen Formbarkeit sind Kunststoffe zum Schutz zerbrechlicher Gegenstände, etwa mit Noppenfolie oder Styropor, zwar nützlich. Wenn man das neu erstandene Handyladekabel aber erst mal aus drei Plastikschichten befreien muss, ist das kaum notwendig.

Prospekte in Plastik 

Die wöchentliche Prospektsammlung "Einkauf aktuell" der Deutschen Post ist eine Plastikschleuder: Rund eine Milliarde Hüllen landet jedes Jahr im Müll, meist nicht getrennt von ihrem Papierinhalt. Nach einer Petition gegen die Verpackung 2014, die sogar Unterstützung von der damaligen Bundesumweltministerin Barbara Hendricks erhielt, änderte sich nicht viel. Während sich Empfänger mit "Keine Werbung"-Aufklebern und neuen Petitionen wehren, machen andere Verlage vor, wie es gehen kann: Der Verlag Condé Nast, Herausgeber etwa von "Vogue" und "Glamour", setzt nur noch recycelte Materialien ein - oder verzichtet gleich ganz auf Folie. 

Plastik als CO2-Fresser

Was, wenn Plastikverpackungen nicht nur weniger klimaschädlich wären, sondern sogar einen positiven Einfluss auf die CO2-Bilanz hätten? Daran arbeiten Forscher weltweit in verschiedenen Projekten. Sie wollen Kohlenstoffdioxid einfangen, bevor es in die Atmosphäre gelangt, und als Rohstoff zur Kunststoffherstellung einsetzen. Zuletzt hatte etwa ein US-Forscher einen Bio-Nano-Hybrid entwickelt, mit dem nach dem Prinzip der Fotosynthese CO2, Stickstoff und Lichtenergie zu Kunststoffen verarbeitet werden kann. Andere Wissenschaftler nutzen eine Kombination aus CO2 und Pflanzenabfällen.

Neue Recyclingmethoden

Kommt man um die Nutzung von Plastikverpackungen nicht herum, werden sie im besten Fall recycelt, um Müll zu vermeiden. Innovationen in der Chemie tragen dazu bei, dass neben mechanischen Recyclingverfahren auch die chemischen immer effizienter werden. Dabei ist unter anderem BASF mit dem ChemCyling-Projekt Vorreiter. Forscher in Freiberg haben ein Verfahren entwickelt, bei dem Kunststoffe zu Synthesegas verarbeitet werden. Dieses dient als Rohstoff für Medikamente, Kraftstoffe, Düngemittel – oder eben Kunststoffe. Und Wissenschaftler in den USA haben einen recycelbaren Kunststoff entwickelt, der nach dem Baukastenprinzip in seine Moleküle zerlegt und anschließend ohne Qualitätsverlust in neue Farben und Formen gebracht werden kann.

 

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