Politik & Wirtschaft

6 Fakten rund um das Fahrrad

· Lesezeit 4 Minuten.
Zwei Fahrradfahrer radeln durch Weinberge.
Runde Sache: Die meisten wählen aus Umwelt- und Gesundheitsgründen das Fahrrad. Foto: U.J. Alexander - stock.adobe.com

Seit Jahren boomt das Geschäft mit E-Bikes und Pedelecs. Wie viele sind in Deutschland unterwegs? Und warum steigen Menschen überhaupt in den Sattel? Sechs Fakten zum Radfahren

1. E-Boom

Lange war es Menschen unangenehm, auf einem E-Bike gesehen zu werden: zu faul, um selbst zu treten, nur was für Rentner – doch diese Vorurteile scheinen langsam zu schwinden. 2019 gaben immerhin 42 Prozent an, beim nächsten Fahrradkauf ein E-Bike beziehungsweise ein Pedelec gegenüber einem mit reiner Muskelkraft betriebenen Rad zu bevorzugen. Und das setzen sie auch in die Tat um: 2020 waren 38 Prozent (1,95 Millionen) der verkauften Räder elektrisch – doppelt so viele wie noch vor zwei Jahren. Der Bestand hat sich auch entsprechend von 3,0 Millionen im Jahr 2016 auf 7,1 Millionen im vergangenen Jahr mehr als verdoppelt. Damit fährt rund jedes elfte Rad heute elektrisch.

2. E-Bikes lassen Fahrradhändler jubeln

Fahrradhändler freuen sich über die steigende Nachfrage nach E-Bikes. Denn ein Standard-E-Bike kostete 2020 mehr als 2.800 Euro, deutlich mehr also als die 1.279 Euro für ein Durchschnittsfahrrad. Unter allen Modellen sind E-Bikes damit die teuersten, noch vor Rennrädern (2.313 Euro) und Mountainbikes (1.415 Euro). Der Boom bei den kostspieligen Fahrradmodellen hat den Händlern einen Umsatzsprung beschert: Vergangenes Jahr verkauften sie in Deutschland Fahrräder und E-Bikes in einem Gesamtwert von 6,44 Milliarden Euro. Ein großer Unterschied zum Vorjahr: 2019 lag der Umsatz noch bei 4 Milliarden Euro, 2018 nur bei gut 3 Milliarden Euro.

3. Weniger Erfolg für Fahrraddiebe

E-Bikes sind wertvoller als normale Fahrräder und deshalb natürlich auch besonders attraktiv für Diebe. Doch entweder werden Letztere schlechter – oder die Fahrradschlösser besser. Woran es auch liegen mag: Die Zahl der polizeilich erfassten Fälle von Fahrraddiebstahl ist deutlich gesunken. 1994 wurden noch fast 530.000 Fahrräder geklaut. Seitdem hatten Diebe aber immer weniger Chancen auf Erfolg. 2020 wurden nur rund 260.000 Räder geklaut – noch mal ein klarer Rückgang seit den Anfängen des E-Bike-Booms vor einigen Jahren, als die Diebstahlzahlen meist über 300.000 lagen, und der niedrigste Wert der vergangenen 33 Jahre.

4. Mehr Unfälle seit 2017

Mit einem E-Bike kann man deutlich schneller unterwegs sein. Möglicherweise ist auch deshalb die Zahl der Fahrradunfälle gestiegen. Nachdem in den Jahren zuvor die Zahl der in Unfälle involvierten Radfahrer in der Regel zwischen 70.000 und 80.000 schwankte, waren es 2018 plötzlich 88.000. Auch 2019 blieb die Zahl hoch. Und die Zahl der getöteten Fahrradfahrer steigt nach 40 Jahren konstanten und deutlichen Rückgangs seit 2017 wieder – wenn auch nur leicht (2017: 382, 2019: 445). Besonders unter Pedelec-Fahrern ist die Zahl der tödlichen Unfälle gestiegen. Das Bundesland mit den meisten Fahrradunfällen pro Einwohner war 2019 Bremen (0,0021), gefolgt von Berlin (0,0017) und Schleswig-Holstein (0,0016). Am sichersten war das Fahrradfahren im Saarland (0,0006). Rheinland-Pfalz (0,0007) hatte immerhin die viertniedrigste Rate.

5. Elektrisch ins Abenteuer

Elektrisch durch die Innenstadt, um doch wieder an jeder Ampel anhalten zu müssen? Darauf scheinen die Deutschen vergleichsweise wenig Lust zu haben. Die meisten verkauften E-Bikes sind auf längere Fahrradtouren durch die Natur ausgelegt. Rund zwei Drittel der verkauften Pedelecs waren 2020 Trekking- oder Mountainbikes. Dadurch können neben ambitionierten Sportlern auch Hobbyradler längere Touren durch die Natur bewältigen. Dagegen war nur gut ein Viertel für den Stadtverkehr vorgesehen. Aber immerhin 4 Prozent der E-Bikes waren Lastenräder – damit lassen sich schwere Einkäufe und Lieferungen deutlich leichter transportieren.

6. Radfahren für die Umwelt

Warum fahren Menschen lieber Rad als Auto oder Bahn? Top-Motivator dafür, in die Pedale zu treten, ist laut einer Umfrage der Umweltschutzgedanke (56 Prozent). Es folgen Gesundheit (48 Prozent), geringere Kosten (44 Prozent) und Flexibilität (37 Prozent). Und: 29 Prozent macht das Radfahren einfach mehr Spaß – ob mit oder ohne E-Bike. Am häufigsten kommt das Rad auf dem Weg zum Einkaufen zum Einsatz. Aber auch der Weg zur Schule, Uni oder Arbeit ist ein oft genannter Nutzungsgrund.

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