Retardtabletten: einfacher für die Patienten
Gut Ding hat Weile – das gilt auch für sogenannte Retard-Tabletten: Sie geben ihren Wirkstoff nach der Einnahme nicht sofort vollständig frei, sondern über einen längeren Zeitraum. Typische Beispiele sind Blutdrucksenker, Hormonpräparate und schmerzstillende Mittel. Auch in der Augenheilkunde kommen Retardformulierungen zum Einsatz.
Der große Vorteil gegenüber „klassischen“ Präparaten: Man muss nicht daran denken, sein Medikament mehrmals täglich einzunehmen. Mehr noch: Die Gefahr von Nebenwirkungen sinkt, und die Behandlungslast wird geringer.
Unter anderem spezielle Beschichtungen verlangsamen die Freisetzung
Möglich wird die verlängerte Wirkstoff-Freigabe etwa durch eine spezielle Polymerbeschichtung von Tabletten oder Wirkstoffkügelchen in Kapseln. Die Beschichtung widersteht dem Magen- und Darmsaft für längere Zeit, bevor sie sich auflöst und den Wirkstoff langsam freigibt. So entsteht eine gleichmäßige Wirkstoffkonzentration im Blut, und das Risiko von Nebenwirkungen sinkt.
Stets die ärztliche Empfehlung beachten
Retard-Tabletten sollten allerdings nicht auf eigene Faust portioniert werden, um die Dosierung anzupassen. „Denn dann wirkt das Arzneimittel unter Umständen sehr schnell und stark, weil der Wirkstoff ohne Verzögerung freigesetzt wird“, betont Arzneistoffexperte Peter Langguth von der Universität Mainz.
Es gibt mehrere Darreichungsformen
Das Prinzip der verlängerten Freisetzung wird auch bei anderen Arzneiformen genutzt. Für Patienten mit Schluckbeschwerden – oft Kinder – gibt es Retard-Säfte. Bis zu sieben Tage halten transdermale Pflaster vor, die ihre Wirkstoffe durch die Haut abgeben. Und sogar bis zu drei Jahre reicht der Wirkstoffvorrat implantierbarer Hormonstäbchen.
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