Arbeiten in der Chemie

Bleibt alles anders ...? So gestalten Sie berufliche Veränderung

· Lesezeit 5 Minuten.
Wirtschaftspsychologin Lena Bierwirth, 3K
Unsere Gedanken prägen, wie wir Veränderungen erleben: Daher ermuntert Wirtschaftspsychologin Lena Bierwirth zu entwicklungsorientiertem Denken, statt in alten Mustern zu verharren. Foto: 3K

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Veränderung kostet Energie: Denn das Gehirn muss bei Neuem viel leisten – Gewohnheiten sind einfacher.
  • Selbstreflexion ist zentral: Sie stellt die Basis dar, um eigene Stärken für berufliche Veränderungen zu nutzen.
  • Frust-Denkmuster fallen lassen: Stattdessen hilft entwicklungsorientiertes Denken, Tatkraft zu wecken.

Veränderungen verschlingen viel Hirn-Energie

Puh, was für ein Tempo. Neue Prozesse, neue Berufe, neue Technologien, und von hinten rauscht jetzt ja auch noch der KI-Express heran. Viel los also in unserer Arbeitswelt. Kein Wunder, dass wir daran zu knabbern haben.

„Veränderungen sind anstrengend, sie kosten uns Energie“, sagt Professor Volker Busch, Neurowissenschaftler an der Uniklinik Regensburg. „Wenn wir etwas Neues lernen, verarbeiten wir das hochkortikal, in der äußersten Schale des Gehirns. Da wird aber viel Zucker verbrannt, bis zu 20 Prozent der Tageskalorien.“ Gewohnheiten dagegen seien wie ein Energiesparprogramm des Hirns – und entsprechend weniger anstrengend.

So, gut zu wissen. Bloß: Wie kommen wir denn jetzt besser mit dem ständigen „Change“ zurecht? Und wie finden wir eigentlich heraus, wo unsere Stärken liegen, was wir wirklich gut können?

Anruf bei Lena Bierwirth in Köln. Seit vielen Jahren begleitet die Wirtschaftspsychologin in ihrer Rolle als Coachin und Beraterin der Transformationsberatung 3k Beschäftigte durch Phasen des Umbruchs. Sie sagt: „Jenseits der großen Schlagworte wie Transformation oder Strukturwandel geschieht Veränderung immer auch auf einer sehr persönlichen Ebene.“ 

Fünf Expertentipps für die berufliche Veränderung

Betroffene reagierten in entsprechenden Situationen sehr unterschiedlich. Was den einen motiviere, löse beim nächsten Stress aus. Umso wichtiger sei es, den Blick zunächst nach innen zu richten. Bierwirth: „Selbstreflexion ist dabei der Schlüssel, um sich selbst zu steuern – und dadurch auch im Außen wirksam zu bleiben.“

Tipp 1: Der Boxenstopp

Selbstreflexion beginnt mit einem bewussten Innehalten. Coachin Lena Bierwirth: „Ein innerer Boxenstopp schafft Klarheit über den eigenen Handlungsspielraum – und damit über die nächsten Schritte.“

Hier sind fünf Fragen für einen klaren Kopf:

  1. Wo stehe ich gerade in diesem Veränderungsprozess?  
  2. Was löst die Situation in mir aus – und warum?  
  3. Was kann ich beeinflussen – und was nicht?
  4. Was möchte ich ändern oder mir konkret vornehmen?
  5. Wer oder was kann mich unterstützen?


Tipp 2: Stärken erkennen

Selbstreflexion heißt auch, eigene Stärken ins Blickfeld zu rücken – und sich Feedback einzuholen. Kollegen oder der Freundeskreis könnten hier Ansprechpartner sein. 

Fünf Fragen zur Selbstanalyse: 

  1. In welchen Situationen erleben mich  andere am wirksamsten?
  2. Was gibt mir Energie – und was strengt mich an?
  3. Wofür werde ich um Rat gefragt?
  4. Was loben andere an mir?
  5. Was hat mich erfolgreich gemacht?

Wir.Hier.-Tipp: Schreiben Sie sich die Antworten auf. Und führen Sie sich dabei konkrete Zeiträume vor Augen, zum Beispiel die letzten drei Monate. Diese Timeline-Methode macht sichtbar, was Sie aus- und stark macht. 


Tipp 3: Finden Sie Ihr „Warum“

Das Wort Ikigai stammt aus dem Japanischen und bedeutet so viel wie „das, wofür es sich lohnt, morgens aufzustehen.“ Dahinter steckt eine einfache, aber kraftvolle Idee: Zufriedenheit entsteht dort, wo sich vier Dinge überschneiden:

  1. worin du gut bist,
  2. was du liebst,
  3. was die Welt braucht,
  4. wofür du bezahlt wirst.

In der Schnittmenge dieser vier Kreise liegt das persönliches Ikigai – der innere Antrieb, der Sinn und Richtung gibt.

Wir.Hier.-Tipp: Schreiben Sie zu jedem der vier Punkte drei Stichworte auf. Wo sich die Themen überschneiden, zeigt sich Ihr Kernmotiv – und damit der Kompass für Entscheidungen und Veränderung.


Tipp 4: Hinterfragen Sie sich!

Coachin Bierwirth: „Unsere Gedanken prägen, wie wir Veränderung erleben. Statt in reaktiven Mustern zu verharren, hilft ein entwicklungsorientiertes Denken.“

Hin zum neuen Mindset

Statt ... ... lieber so
Das bringt doch alles nichts. Wie kann ich Sinn hineinbringen?
Was ich mache, ist egal. Wo habe ich Einfluss?
Das war schon immer so. Was kann ich daraus lernen?

Dieser Mindshift – vom Problemfokus hin zur Gestaltungsenergie – verändert nicht nur die Haltung, sondern auch das Erleben von Transformation.


Tipp 5: Haben Sie Mut!

Veränderung braucht Vertrauen – in sich selbst, in andere und in den Prozess. Ein Blick zurück auf frühere erfolgreiche Veränderungen kann helfen: Wann hat es schon einmal gut geklappt? Welche Ressourcen haben mich  damals gestärkt? Welche habe ich weiterentwickelt?

„Diese Erfahrungen stärken das Vertrauen und machen mutig für anstehende Veränderungen“, so 3k-Coachin Lena Bierwirth.

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