Politik & Wirtschaft

Sorgt das Coronavirus für Überlastung im Netz?

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Netzwerkkabel. Foto: AdobeStock
Netzwerkkabel: Bislang hält das Netz die Zusatzbelastung durch Homeoffice-Effekte aus. Foto: kubais - stock.adobe.com

Wer kann, arbeitet momentan zu Hause. Führt die erhöhte Nutzung von Videotelefonie und Co. zu einer Netzüberlastung? Jörg Borm, Sprecher bei O2/Telefónica, beruhigt.

Wie wirkt es sich auf Internetanbieter wie O2 aus, wenn plötzlich ganze Branchen aus dem Homeoffice arbeiten?

Da sich ein Großteil unserer Kunden zu Hause befindet, beobachten wir, dass Mobilfunkstationen in Gewerbegebieten oder Einkaufsstraßen weniger genutzt werden als üblich. Gleichzeitig haben wir eine Verlagerung und Erhöhung der Datennutzung im Festnetz- und DSL-Bereich. Dort sehen wir einen Anstieg der Datennutzung von 8 bis 17 Uhr – es ist also ein „Homeoffice-Effekt“ zu spüren.

Wie groß ist dieser Effekt?

Bei der Auslastung kommt es zu deutlichen zeitlichen und lokalen Unterschieden, sodass sich das nicht grundsätzlich beziffern lässt. Tatsächlich benötigen typische Anwendungen im Homeoffice – also Videokonferenzen, Mails, Chats – aber vergleichsweise wenig Kapazitäten. Die Entwickler haben diese Anwendungen für die bei der Entwicklung üblichen damaligen Verhältnisse optimiert, sodass sie auch mit geringen Bandbreiten gut funktionieren.

Müssen Nutzer mit Einschränkungen rechnen?

Nein, unser Netz läuft auch in der aktuellen Situation stabil. Unsere Kapazitäten sind ausreichend dimensioniert, und wir verfügen aktuell über jede Menge Reserven. Aber wir beobachten die Entwicklungen sehr genau. Für einen optimalen Netzbetrieb können wir sowohl kurz- als auch mittelfristige Maßnahmen ableiten.

Gilt das auch für die Anschlüsse in ländlichen Gebieten, von denen Rheinland-Pfalz viele hat?

Die Auslastung der Leitungen ist von sehr vielen, insbesondere externen Faktoren abhängig, sowohl in der Stadt als auch auf dem Land. Grundsätzlich gibt es keinen Unterschied zwischen den beiden Gebietsformen.

Tipps fürs produktive Arbeiten im Homeoffice finden Sie hier.

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Katherina Reiche, Bundesministerin für Wirtschaft und Energie.

Energiewende ja, aber anders
Wirtschafts- und Energieministerin Katherina Reiche will den Ausbau erneuerbarer Energien und die Kosteneffizienz neu ausbalancieren. Betreiber von Ökostrom-Anlagen sollen sich Ihrer Meinung nach künftig an der Finanzierung des Netzausbaus beteiligen.
Wie die Frankfurter Neue Presse meldete, möchte Reiche Ende des Sommers einen „Realitätscheck“ zur Energiewende vorlegen. „Wir brauchen zwingend mehr Steuerbarkeit, um die Volatilität der Stromerzeugung durch erneuerbare Energien ausgleichen zu können“, sagte sie demnach. „Auch Speicher spielen zum Ausgleich eine Rolle. Sie sind Teil der Lösung, aber reichen allein nicht aus. Wir werden uns die Ergebnisse genau anschauen, und dann werden wir die notwendigen Schlüsse daraus ziehen.“ 
Der Ausbau der Stromnetze geschieht zu langsam
Reiches Vorgänger Robert Habeck (Grüne) hatte mit verschiedenen Maßnahmen den Ausbau des Ökostroms vor allem aus Wind und Sonne vorangetrieben. Die erneuerbaren Energien sollen eine Schlüsselrolle spielen, damit Klimaziele erreicht werden. Der Ausbau der Stromnetze hält aber nicht Schritt. Wegen fehlender Netze müssen erneuerbare Anlagen immer wieder gedrosselt werden. Ausgleichsmaßnahmen gegen Netzengpässe kosten Geld. Um den vor allem im Norden produzierten Windstrom in den Süden zu leiten, sind zusätzliche Stromleitungen erforderlich. Ein Großteil ist aber noch nicht fertig.
Mehr Kosteneffizienz als Ziel
Mit Blick auf geplante Entlastungen der Stromkunden bei den Netzentgelten, mit denen unter anderem der Netzausbau finanziert wird, sagte die Ministerin: Momentan würden Kosten vom Stromkunden in die öffentlichen Haushalte und damit auf den Steuerzahler verschoben. „Wir lösen damit nicht das grundlegende Problem. Die Entlastungen bei der Stromsteuer, die Abschaffung der Gasspeicherumlage, die teilweise Übernahme der Netzkosten und die Übernahme der schon länger in den Haushalt verlagerten EEG-Kosten machen zusammen rund 30 Milliarden Euro aus.“ Die Energiewende müsse kosteneffizienter werden. „Und das geht auch.“
Zweifel am prognostizierten Stromverbrauch
Eine wesentliche Kenngröße sei der prognostizierte Stromverbrauch, sagte Reiche. „Die letzte Regierung hat angenommen, dass der Stromverbrauch schon 2030 auf bis zu 750 Terawattstunden steigt, bis 2035 gibt es Prognosen von 1.000 Terawattstunden.“ Das wäre eine Steigerung von fast 50 Prozent innerhalb weniger Jahre. „Seriöse Studien zweifeln, ob diese Steigerungen der Realität standhalten. Wir werden eine deutliche Zunahme der Elektrifizierung sehen, insbesondere im Bereich der Wärmepumpen, der Elektromobilität, der Digitalisierung. Ob in den von der Ampel angenommenen Größenordnungen, darf bezweifelt werden.“
Ökostrom-Betreiber sollen sich an Kosten für Netzausbau beteiligen
Betreiber von Anlagen erneuerbarer Energien müssten mehr Systemverantwortung übernehmen, meint Reiche. Sie sollten sich an der Finanzierung des Netzausbaus beteiligen. „Systemverantwortung heißt, dass die Kosten für den Netzausbau nicht mehr nur über die Netzbetreiber und die allgemeinen Netzentgelte von den Stromkunden zu bezahlen sind“, sagte Reiche. Die Kosten für den Netzausbau liegen bisher voll beim Netzbetreiber und werden über die Netzentgelte von den Stromkunden bezahlt.

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