Politik & Wirtschaft

Corona: Betriebe in Rheinland-Pfalz bleiben auf der Hut

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Mitarbeiter der BASF
Endlich: Interne Besprechungen ohne Einschränkung der Teilnehmendenzahl – bei der BASF geht das wieder, nach sorgfältiger Abwägung vorab. Foto: BASF

Zur relativ entspannten Corona-Lage derzeit haben betriebliche Arbeitsschutzmaßnahmen und Impfangebote entscheidend beigetragen. Wie es mit Blick Richtung Herbst weitergeht, zeigt unsere Firmenumfrage.

„Bisher sind wir mit unserem umfassenden Maßnahmenpaket am Standort Ludwigshafen sehr gut gefahren“, meldet die BASF. Auch jetzt, nach der Urlaubszeit, wird die Entwicklung der Inzidenzen aufmerksam verfolgt. Zudem überprüft das Unternehmen die betrieblichen Schutzkonzepte gegen Corona fortlaufend auf ihre Wirksamkeit und kann so bei Bedarf kurzfristig handeln.

Hohe Impfquote in der Belegschaft stimmt zuversichtlich

Zuversichtlich stimmt die Verantwortlichen unter anderem die hohe Impfquote von rund 90 Prozent in der Belegschaft – dank eigenem Impfzentrum und externer Angebote. Weil das so ist, wurden die Regelungen für interne Besprechungen und Veranstaltungen gelockert: Diese können seit dem 23. August – nach sorgfältiger Abwägung – ohne Einschränkung der Teilnehmendenzahl und ohne Mindestabstände stattfinden. „Größere Veranstaltungen wie die sogenannten Townhalls sollten hybrid angeboten werden“, empfiehlt die BASF. Und für größere Anlässe wie das beliebte Kellereifest und die Jubilarfeiern liegen zudem spezielle Hygienekonzepte vor.

Die wichtigsten bekannten Schutzregelungen bleiben gleichwohl bestehen – etwa, was die verstärkte Nutzung des Homeoffice angeht, sofern möglich. Ziel ist, Ansteckungen vor Ort zu verhindern. Auch die Maskenpflicht in den Werkbussen gilt nach wie vor.

Ebenso können Führungskräfte weiterhin eigenverantwortlich strengere Schutzmaßnahmen für Einheiten festlegen, falls nötig. Das gilt etwa, wenn unterschiedliche Teams intensiv zusammenarbeiten. Oder wenn in einzelnen Einheiten die Infektionen so zunehmen, sodass Betriebsabläufe gefährdet sind. Auch die wohl allerwichtigste Regel gilt weiter: Mitarbeitende mit Erkältungssymptomen müssen unbedingt zu Hause bleiben.

Führungskräfte und Mitarbeitende reagieren nach eigenem Ermessen

Bei Boehringer Ingelheim bleibt man ebenfalls sehr zurückhaltend, was Öffnungsschritte angeht. So gibt es weiterhin kostenfreie Tests für alle Mitarbeitenden und Impfungen gemäß den behördlichen Stiko-Empfehlungen. Auf coronabedingte Entwicklungen können Führungskräfte und Mitarbeitende in ihren Bereichen nach eigenem Ermessen reagieren. Schutzmasken zu tragen, bleibt empfohlen. Ebenso soll nach wie vor Abstand gehalten und regelmäßig gelüftet werden. Auch weiterhin können Beschäftigte zudem mobil arbeiten, wo dies machbar ist. Ob das geht, entscheidet die Führungskraft gemeinsam mit dem Team. Diese Beispiele zeigen: Vorsicht bleibt auch bei Boehringer Ingelheim oberstes Gebot. „Wir müssen lernen, mit dem Corona-Virus umzugehen und zu leben“, sagt Unternehmenssprecherin Kristin Jakobs.

Auch bei der pronova BKK tut man alles, um im Arbeitsalltag lagegerecht mit Corona zu leben. Anders als in Unternehmen mit Produktion, Technik oder Forschung hat der Großteil aller Beschäftigten der Betriebskrankenkasse die Möglichkeit, mobil zu arbeiten. Vorgesehen ist allerdings zumindest ein Präsenztag pro Woche, berichtet Nicole Fischer, Bereichsmanagerin Mensch, Organisation und Kultur. „Das halten wir so, um das Miteinander zu fördern und auch, damit die Bindung ans Unternehmen erhalten bleibt.“

Für den Herbst wappnet sich die pronova und ist jederzeit bereit, zusätzliche Maßnahmen zu treffen. „Vielleicht gibt es ja bald wieder einen Appell an Arbeitgebende, für die Impfung zu werben. Wenn das so kommt, ziehen wir natürlich mit.“

Gefordert sind eindeutige Gesetzesregelungen, betont Anette Wahl-Wachendorf, Vizepräsidentin des Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte. „Das aktuelle Infektionsschutzgesetz läuft am 23. September aus. Es muss frühzeitig und vorausschauend angepasst werden.“ Denn obwohl Corona zuletzt etwas im Hintergrund stand – „die Betriebe haben einen gut gefüllten Instrumentenkasten“, sagt Wahl-Wachendorf. „Und den können sie jederzeit wieder auspacken.“

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