Der Auftragsmangel macht der Branche zu schaffen
Im Inlandsgeschäft blieb die erhoffte Trendwende für die deutsche Chemie- und Pharmabranche aus. Der Auftragsmangel verschärfte sich sogar, wie der Verband der Chemischen Industrie im aktuellen Quartalsbericht darlegt. Viele Kunden aus der Industrie drosselten ihre Produktion und hielten sich mit Chemikalienbestellungen zurück.
Das Auslandsgeschäft von Chemie und Pharma war ebenfalls rückläufig. Der Rückgang war hier allerdings absehbar: Zu Jahresbeginn kam es im wichtigen US-Geschäft zu Vorzieheffekten. Die Ausfuhren wurden in Erwartung von Zöllen vorübergehend hochgefahren.
Die Kapazitätsauslastung lässt sehr zu wünschen übrig
Wie schwierig die derzeitige Lage der Branche ist, zeigt sich bei der Kapazitätsauslastung. Sie brach erreichte im zweiten Quartal nur noch 71,7 Prozent – den niedrigsten Wert seit 1991. Damit blieb die Auslastung weit unter der Rentabilitätsschwelle. Eine Besserung ist kurzfristig nicht in Sicht. Die Geschäftserwartungen haben sich eingetrübt.
Weitere Zahlen sind:
- Die Produktion sank im zweiten Quartal 2025 im Vergleich zum Vorquartal um 3,8 Prozent. Sie lag damit 3,1 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor.
- Die Erzeugerpreise gerieten zunehmend unter Druck. Im Vergleich zum Vorquartal sanken sie um 0,6 Prozent. Damit waren sie 0,2 Prozent günstiger als ein Jahr zuvor.
- Der Gesamtumsatz der Chemie- und Pharmaindustrie sank im Vergleich zum Vorquartal um 5,2 Prozent. Mit einem Wert von 52,2 Milliarden Euro lag er 2,7 Prozent niedriger als 12 Monate zuvor.
Bei strukturellen Herausforderungen besteht nach wie vor Handlungsbedarf
VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup kommentierte: „Das zweite Quartal war für die Chemie ein weiterer Härtetest. Schwache Nachfrage, sinkende Umsätze und eine Produktion weit unter Vorkrisenniveau – so sieht derzeit die Realität in unserer Branche und auch in weiten Teilen der deutschen Industrie aus. Geopolitische Krisen und politischer Zickzack zündeln an der Wirtschaft.“
Zwar seien die „Feuerwehreinsätze des Kanzlers auf internationalem Parkett“ richtig gewesen. Nun sei es wichtig, „den riesigen Bürokratieberg und die strukturellen Defizite am Standort“ anzugehen.