Politik & Wirtschaft

So lassen sich Lieferketten robuster machen: Das Beispiel Röhm

· Lesezeit 3 Minuten.
Ein Güterschiff manövriert sich bei extremem Rheinniedrigwasser zwischen den Bojen durch das Flussbett.
Ein Beispiel für Risiken in der Lieferkette: Führt der Rhein zu wenig Wasser, schadet das dem Güterschiffsverkehr. Dies betrifft auch das Wormser Chemieunternehmen Röhm. Unter anderem deshalb hat es eine Resilienzstrategie entwickelt. Foto: EKH Pictures

Herr Pryka, was ist im Moment ein Risiko für Ihre Lieferketten?

Unvorhersehbare Wetterereignisse wie Starkregen, Stürme oder anhaltende Dürreperioden mit Wasserknappheit belasten unsere Lieferketten. So kann beispielsweise Niedrigwasser im Rhein dazu führen, dass wir kurzfristig auf alternative Transportmittel ausweichen müssen. Auch die anhaltende Trockenheit im Panama-Kanal wirkte sich negativ auf unsere globale Lieferkette aus: Die reduzierte Anzahl verfügbarer Transportslots führt zu steigenden Kosten und Verzögerungen im internationalen Warenverkehr.


 

Michael Pryka, Leiter des Lieferkettenmanagements bei Röhm
Michael Pryka, Leiter des Lieferkettenmanagements bei Röhm. Foto: Röhm

Auch handelspolitische Entwicklungen stellen ein zunehmendes Risiko dar. Protektionistische Maßnahmen, wie etwa neue US-Zölle, beeinflussen die Wirtschaftlichkeit globaler Liefernetzwerke direkt und auf Dauer.

Hinzu kommen geopolitische Spannungen, wie sie sich aktuell im Roten Meer zeigen. Die Angriffe der Huthi-Rebellen beeinträchtigen den sicheren Transit durch den Suezkanal erheblich. Die meisten Reedereien meiden daher diese Route und weichen auf längere Strecken rund um Afrika aus – mit entsprechenden Auswirkungen auf Kosten, Laufzeiten und Versorgungssicherheit.

Wie begegnen Sie diesen Risiken?

Ein zentrales Element unserer Strategie ist unsere starke Position in der Methacrylatchemie: Röhm ist der einzige globale MMA- und PMMA-Hersteller mit Produktionsstandorten in allen drei wichtigen Regionen – Asien, Europa und Nordamerika – jeweils mit regionalen Zentralen. Dadurch sind wir nah an unseren Kunden und können nach dem Prinzip „in der Region für die Region“ produzieren. In den vergangenen Jahren haben wir gezielt in den Ausbau regionaler Kapazitäten investiert – etwa in Worms im Bereich PMMA-Formmassen oder in Bay City (USA). Diese regionale Aufstellung reduziert unsere Abhängigkeit von internationalen Transportwegen und erhöht die Versorgungssicherheit.

Auch unsere integrierte Verbundproduktion am Standort Worms trägt zur Resilienz bei: Viele Rohstoffe und Produkte sind dort über Pipelines direkt miteinander verbunden – das schafft Flexibilität und reduziert externe Abhängigkeiten.

Welche Rolle spielt dabei die Diversifizierung, und könnten Sie ein Beispiel dafür nennen?

Diversifizierung ist ein zentraler Bestandteil unserer Resilienzstrategie. Sie betrifft nicht nur Transportwege, sondern auch die geografische Verteilung unserer Produktionsstandorte, eine breite Lieferantenbasis sowie flexible und kreative Logistiklösungen. Beispiel Transportwege: Bei Einschränkungen der Binnenschifffahrt – etwa durch Niedrigwasser im Rhein – greifen wir gestuft auf Bahn, Straße oder kombinierte Verkehre zurück. So sichern wir die kontinuierliche Versorgung auch unter schwierigen Bedingungen.

Ein weiteres Beispiel ist die geografische Verteilung unserer Produktionsstandorte: In unserer neuen Anlage in Bay City profitieren wir von der Nähe zu wichtigen Rohstoffen, die direkt am Golf von Mexiko verfügbar sind. Für die Belieferung unserer Kunden – regional wie global – haben wir die Logistikinfrastruktur mit neuen Terminals, Tanks und Verteilerpunkten erweitert.

Und was das Beispiel Logistik betrifft, so gilt unser Grundsatz: Wir müssen wir flexibel bleiben und kreative Lösungen finden. Materialtausch-Vereinbarungen mit Partnern sind ein Beispiel dafür – sie ermöglichen uns schnellen Zugriff auf kritische Rohstoffe, auch wenn einzelne Lieferketten unter Druck geraten. 

  • Like
  • PDF

Das könnte Sie auch interessieren

Wechseln zur Seite International Articles Wechseln zur Seite Newsletter