Dialog mit der Pharmaindustrie: Im Koalitionsvertrag versprochen und gehalten
Gestern startete im Bundeskanzleramt der Pharma- und Medizintechnikdialog unter anderem mit Verbänden, Unternehmen, Sozialpartnern und der Forschung. Der Chef des Bundeskanzleramtes Thorsten Frei leitete die Auftaktveranstaltung. Das Ziel: im Dialog eine Pharma- und Medizintechnikstrategie zu entwickeln. Bis zum nächsten Jahr sollen umsetzbare Maßnahmen dabei herauskommen, die die Bedingungen für die Pharmaindustrie und Medizintechnikbranche verbessern.
Dieser Austausch ist Teil des Koalitionsvertrags. Darin heißt es zum Beispiel:
„Wir werden Deutschland zum weltweit innovativsten Chemie-, Pharma- und Biotechnologiestandort machen.“„Die Rahmenbedingungen für die Entwicklung und Produktion von Arzneimitteln, Wirkstoffen und Medizinprodukten werden wir weiter verbessern und dazu die Nationale Pharmastrategie weiterentwickeln.“„Die Biotechnologie wird als Schlüsselindustrie gefördert und ihre Anwendungen werden regulatorisch erleichtert.“„Wir stärken die industrielle Gesundheitswirtschaft, insbesondere die pharmazeutische Industrie und Medizintechnik, als Leitwirtschaft.“„Der Pharmadialog und die Pharmastrategie werden fortgesetzt.“„Die Versorgungssicherheit stärken wir durch Rückverlagerung von Produktionsstandorten für kritische Arzneimittel und Medizinprodukte nach Deutschland und Europa.“„Wir wollen den Binnenmarkt als Motor unserer Wirtschaftskraft weiterentwickeln. Dies gilt insbesondere für die Bereiche (…) medizinische Produkte, Pharma (…).“
Pharmaindustrie fordert Planungssicherheit und schnellere Verfahren
Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) begrüßte den als „starkes Signal für die industrielle Gesundheitswirtschaft und den Standort Deutschland“. VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup erklärte, die Branche brauche „praxisnahe, innovationsfreundliche und verlässliche Rahmenbedingungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette“, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. Er wünschte sich:
Entlastung,schnellere VerfahrenInnovationsförderungvereinfachte europäische Regulierungen sowiemehr Freiraum zum Forschen, Entwickeln und Produzieren.
Marc-Pierre Möll vom Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) lobte: „Um Innovationen hier zu entwickeln, benötigen wir international wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen. Der ressortübergreifende Strategieprozess ist dafür der richtige, ganzheitliche Ansatz.“ Der Verband wünscht sich beispielsweise, Digitalisierung und KI in der Medizintechnik zu stärken und die Versorgungssicherheit in Deutschland besser abzusichern.
Regierung setzt bei Standortsicherung auf Kooperation mit Industrieverbänden
Wie das Ärzteblatt meldet, kommt es wiederholt zu Lieferengpässen, etwa bei Schmerz- und Fiebermitteln oder Diabetesmedikamenten. Bei vielen Arzneien hängt Deutschland von Indien und China und Indien ab. Die Pharmaindustrie mache den Kostendruck und die Politik dafür verantwortlich, dass sich Hersteller in Deutschland beispielsweise aus der Penicillinherstellung zurückzögen. Die hier herrschende Preisregulierung verhindere, steigende Kosten an die Kundschaft weiterzugeben. Eine der Regierungsmaßnahmen sei, ab 2026 die Mittel für Ansiedlung und Produktionserhalt wichtiger Medikamente in Deutschland zu erhöhen.
Gestern tauschten sich Industrieverbände und weitere Akteure der industriellen Gesundheitswirtschaft nicht nur mit dem Kanzleramt aus. Auch die zuständigen Fachministerien waren vertreten, darunter das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie sowie das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt. Künftig soll der Dialog unter Federführung des Bundesministeriums für Gesundheit stattfinden.