Politik & Wirtschaft

Kosten der US-Zollpolitik gehen trotz des jüngsten Deals in die Milliarden

· Lesezeit 3 Minuten.
Die USA und Deutschland driften auseinander wie tektonische Platten.
Der Konflikt schwelt weiter: Trotz des jüngsten EU-US-Deals bleiben Fragen offen, und die Unsicherheit deutscher Unternehmen ist groß. Der wichtige Zielmarkt USA ist unattraktiver geworden. Foto: marog-pixcells/stock.adobe.com

Die jüngste Einigung bringt nur kurzfristige Entlastung

Ende Juli 2025 legten die EU und die USA ihren Zollkonflikt bei:

  • Die USA erheben künftig 15 Prozent Zoll auf Importe aus der EU.
  • Im Gegenzug senkt die EU ihre Zölle auf US-Waren.
  • Zusätzlich sagte die EU zu, Energieprodukte im Wert von 750 Milliarden US-Dollar aus den USA zu importieren und Investitionen von 600 Milliarden US-Dollar dort zu tätigen.

Für die europäische Autoindustrie bedeutete das zunächst Aufatmen – drohende US-Zölle von 25 Prozent wurden damit vorerst abgewendet. Doch die Erleichterung könnte nur von kurzer Dauer sein, wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) warnt.

Unklare Verpflichtungen und unrealistische Ziele

Viele Details des Abkommens sind noch offen. Energieimporte und Investitionen liegen nicht in der Zuständigkeit der EU. Es sind die Unternehmen, die hier aktiv werden müssten. Fachleute halten die vereinbarten Importmengen aus den USA für technisch, wirtschaftlich und klimapolitisch kaum umsetzbar. Auch die zugesagten Investitionen sind fraglich – Unternehmen treffen solche Entscheidungen nach Marktchancen und politischer Stabilität, nicht auf politische Anweisung.

Eine Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) zeigt: Jedes vierte Unternehmen mit US-Geschäft will Investitionen in den Vereinigten Staaten reduzieren oder ganz auf Eis legen.

Milliardenschwere Belastung – selbst im besten Fall

Berechnungen des IW und von Oxford Economics verdeutlichen das Risiko:

  • Basis-Szenario (15 Prozent Zoll, wie kürzlich vereinbart): Kosten für Deutschland rund 16 Milliarden Euro pro Jahr (0,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts) bis 2028.
  • Eskalation (35 Prozent Zoll): über 40 Milliarden Euro jährlich.
  • Mit Vergeltungsmaßnahmen: sogar mehr als 50 Milliarden Euro pro Jahr.

Diese Zahlen spiegeln die zusätzlichen Kosten für die deutsche Wirtschaft im Vergleich zur Situation vor der neuen US-Handelspolitik dar. Damals (Anfang 2025) lag der Zollsatz der USA bei 2,2 Prozent und der der EU bei 2,8 Prozent. Ausnahmen wie der 50 Prozent Zollsatz auf Stahl und Aluminium sowie der zollfreie Handel in einzelnen Bereichen, sind dabei nicht berücksichtigt.

Zusatzrisiken durch Drittstaaten und China

Neben den direkten Folgen für Deutschland drohen auch indirekte Schäden.

  • So könnte ein Zollstreit der USA mit der Schweiz deutsche Unternehmen treffen – die Schweiz ist ein wichtiger Handelspartner.
  • Geht der Zollkrieg zwischen den USA und China weiter, könnte China seine Waren in die EU umlenken. Diese Importschwemme hätte nicht nur Vorteile.

Historischer Bruch in der Handelspolitik

„Der historische Bruch, der sich mit der Trumpschen Zollpolitik verbindet, kann kaum überschätzt werden“, schreibt das IW. Die jahrzehntelangen Bemühungen der Weltgemeinschaft, Handelsbarrieren abzubauen, sind beschädigt.

Für die exportorientierte deutsche Wirtschaft bedeutet das: Der Außenhandel kann derzeit nicht mehr als sichere Wachstumsstütze dienen.

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