Das Wichtigste in Kürze:
- In allen Sparten der chemischen Industrie Deutschlands gab es zuletzt einen Produktionsrückgang oder ein Verharren auf schlechtem Niveau.
- Die Ursache liegt nicht nur in der Konjunktur, sondern in den hohen Kosten am Standort.
- Für die nächsten Monate erwartet der Verband der Chemischen Industrie (VCI) keine Besserung, fürs Gesamtjahr 2026 allenfalls eine leichte Aufwärtsbewegung.
Auftragsmangel ist in der Chemieindustrie weit verbreitet
Die Industrieproduktion hat sich in den vergangenen Jahren in Deutschland viel schlechter entwickelt als im EU-Schnitt sowie in den USA und China. Der Auftragseingang der chemischen Industrie aus dem In- und Ausland war zuletzt hierzulande um etwa ein Viertel niedriger als Anfang 2020. Mehr als 30 Prozent der Unternehmen in der Branche leiden an einem Auftragsmangel.
Diese strukturellen Gründe sind für die schlechte Lage mitverantwortlich
„Das hat nicht nur konjunkturelle Gründe“, erläuterte VCI-Konjunkturexpertin Christiane Kellermann. „Sondern auch strukturelle Gründe. Wir haben ein massives Problem mit den Kosten für Energie und Rohstoffe. Dazu kommen weitere Kosten, wie Arbeitskosten, Regulierungskosten oder Steuern und Abgaben.“ Die Wettbewerber in anderen Ländern könnten zu deutlich günstigeren Bedingungen produzieren.
Besonders betroffen ist die Grundstoffchemie
In Umfragen des Ifo-Instituts bewerten Unternehmen ihre preisliche Wettbewerbsfähigkeit auf den Auslandsmärkten als sehr schlecht. „Wir hatten noch nie eine so negative Einschätzung wie zurzeit“, so Kellermann.
In allen Sparten der Chemiebranche gab es zuletzt einen Produktionsrückgang oder ein gleichbleibend schlechtes Produktionsniveau. Besonders krisenbetroffen ist die Grundstoffchemie – deren Produktion schon seit drei Jahren je nach Teilbranche um rund 15 bis 25 Prozent geringer ist als zuvor.
„Die Stimmung ist extrem trüb“
„Die Stimmung in unserer Industrie laut Ifo-Index ist extrem trüb“, so Kellermann. Für die Produktionspläne der Unternehmen erwarten wir in den nächsten Monaten keine Besserung.“
Für das Gesamtjahr 2025 rechnet der VCI für die Produktion der Chemie (ohne Pharmaindustrie) mit einem Rückgang von 2 Prozent und in der Pharmasparte mit einem Zuwachs von 3 Prozent.
Und was bringt das Jahr 2026? „Es sind von der Politik viele fiskalische Impulse auf den Weg gebracht worden, aber die Reformen kommen nicht schnell genug voran.“ Der VCI erwartet deshalb zwar eine Besserung – „aber ein Gipfelsturm wird es nicht“.