Politik & Wirtschaft

Erfolgreiche Energie-Scouts

· Lesezeit 3 Minuten.

Worms, 14. März 2019– Leckagen im firmeninternen Druckluftsystem haben die dreiRENOLITAzubis Eric Reitzle, Tim Schebsdat und Christian Vogeley den Kampf angesagt – und damit einen Preis im diesjährigen Projekt „Energie-Scouts“ der IHK Rheinhessen geerntet.Im Rahmen des IHK-Projekts werden Auszubildende dafür qualifiziert, als Energie-Scouts in ihren Ausbildungsbetrieben Energieeinsparpotenziale zu erkennen und zu dokumentieren, Verbesserungen anzuregen und umzusetzen.Am 13. März hat der Vizepräsident der IHK Rheinhessen, Karl-Wilhelm Faber, den drei Azubis die Ehrung überreicht.

Wie für den Menschen ist Luft auch für einen Industriebetrieb ein Lebenselexier: Unter Druck gesetzt, treibt sie ein Vielzahl von Produktionsmaschinen an. Den Druck erzeugen elektrisch betriebene Kompressoren, die Verteilung erfolgt über ein oftmals kilometerlanges Leitungsnetz mit vielen Verschraubungen, Übergängen und Winkeln. Kommt so ein Netz in die Jahre, geht ihm altersbedingt des öfteren die Luft aus. „Das Druckluftnetz ist mit dem Werk gewachsen und erstreckt sich über alle Produktionshallen“, berichtet Eric Reitzle. Der Durchfluss ist beachtlich: Rund 56 Millionen Kubikmeter Druckluft benötigt das Unternehmen am gesamten Standort Worms jährlich, davon entweichen geschätzte acht Millionen Kubikmeter ungenutzt durch Leckagen.

Unter langfristigen Aspekten

Um diese Leckagen systematisch zu erfassen, zu überwachen und zu beseitigen, hat das Azubi-Trio einen Suchtrupp ins Leben gerufen. „Das Team hat die Aufgaben unter sich aufgeteilt und selbstständig organisiert“, zollt Klaus Heinemann, der das Projekt von Ausbilderseite betreut hat, dem engagierten Nachwuchs Respekt. Die gewerblichen Auszubildenden haben den Luftstrom gemessen, den Grundverbrauch ermittelt und eventuelle Abweichungen festgestellt. Mit einem Ultraschall-Messgerät haben sie systematisch definierte Teilbereiche nach undichten Stellen abgesucht, die nach dem Ampel-Prinzip beurteilt und markiert wurden. Ihre kaufmännischen Kollegen haben die Schadstellen dokumentiert und die Bestandspflege der Leckageübersicht übernommen. „Unser Projekt ist langfristig angelegt und wird jedes Jahr von den dann folgenden Ausbildungsjahrgängen fortgeführt“, sagt Tim Schebsdat.

Das Team hat sich im Rahmen der Projektarbeit auf das Werk B am Standort Worms konzentriert und bereits für diesen Teilbereich aussagkräftige Resultate geliefert. Wenn zukünftig 52.000 Kubikmeter Druckluft nicht mehr entweichen, können in einem Jahr über 6.700 Kilowattstunden Antriebsleistung für die Kompressoren eingespart und der CO2-Ausstoß um rund 3,5 Tonnen reduziert werden. Dahinter steht zudem eine jährliche Kosteneinsparung von rund 1.300 Euro. Noch gravierender fallen die Kennzahlen aus, wenn man das Projekt auf alleRENOLITWerksanlagen in Worms anwendet: Eine Einsparung von fast einer Million Kilowattstunden pro Jahr senken die Kosten um nahezu 200.000 Euro. Den Vorstandsvorsitzenden Michael Kundel freut an diesen Resultaten aber nicht nur der Kostenaspekt: „Das Verantwortungsbewusstsein und das proaktive Verhalten unserer Nachwuchskräfte gegenüber dem Unternehmen und der bewusste Umgang mit Ressourcen haben mich sehr beeindruckt.“

Das Unternehmen

DieRENOLIT Gruppeist ein weltweit führender Spezialist für hochwertige Folien, Platten und weitere Produkte aus Kunststoff. Mit mehr als 30 Niederlassungen in über 20 Ländern und einem Umsatz von 1.016 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2017 ist das Unternehmen mit Hauptsitz in Worms einer der global führenden Kunststoff-Verarbeiter. Über 4.700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entwickeln das Know-how aus über 70 Jahren Unternehmensgeschichte ständig weiter.

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