Das Wichtigste auf einen Blick
- Strategischer Wandel: Mainz hat sich gezielt zur Biotech- und Life-Science-Stadt entwickelt – durch frühe Förderung von Forschung, Gründungen und Infrastruktur.
- Dynamischer Ausbau: Neue Flächen, Campusprojekte und internationale Kooperationen treiben das Wachstum voran – unterstützt durch die Standortgesellschaft Biomindz.
- Zukunft im Blick: Die Standortentwicklung geht Herausforderungen wie Fachkräftemangel an. Zugleich bleibt Mainz offen für weitere Zukunftstechnologien, um Abhängigkeiten zu vermeiden.
Vor Corona war Mainz vor allem bekannt für seine Fastnacht und den Wein. Heute steht die Stadt für Fortschritt, Aufschwung und Biotechnologie. Ein Grund: BioNTech. Das Unternehmen, das die mRNA-Technologie jahrelang vorangetrieben hatte, erzielte in der Pandemie mit seinem Impfstoff den weltweiten Durchbruch. Für Mainz hieß das: Innerhalb kürzester Zeit verdoppelte sich das Bruttoinlandsprodukt (der Wert der erwirtschafteten Güter und Dienstleistungen) pro Kopf nahezu.
Die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt zählt damit zu den reichsten Deutschlands. Sie punktet zudem mit wachsender Beschäftigten- und Einwohnerzahl.
Unternehmen schätzen die funktionierenden Business-Netzwerke, die engen Hochschul-Wirtschafts-Kooperationen und die interessanten Möglichkeiten für Gründer.
Die Standortförderung begann schon viel früher
All das kam jedoch nicht aus heiterem Himmel. Eine solide Wissenschaft ist die Basis. Darüber hinaus kommt es auf die unterstützende Infrastruktur an. Schon vor Jahrzehnten förderte Mainz zusammen mit dem Land Rheinland-Pfalz ein Gründerzentrum mit Laboren. „Einer der Mieter hieß eben BioNTech“, erzählt Felix Wälder, Geschäftsführer der biomindz Standortentwicklungsgesellschaft Mainz mbH. Dass vor allem Life Sciences die Wirtschaft beflügeln – bereits lange vor der Pandemie – ist das Ergebnis beharrlicher Transformationspolitik.
„Manche Erfolgsfaktoren sind übertragbar: der Schulterschluss von Stadt und Land oder die gezielte Förderung von Hochschulprojekten und Ausgründungen.“
Auf diesem Boom ist Druck
Der Wandel erhält durch die Stadt Mainz und biomindz einen Extra-Schub. Denn Biotechnologie und Life Sciences sind hier von strategischer Bedeutung. In schwindelerregendem Tempo erschließen sie neue Labor- und Gewerbeflächen – der Bedarf ist groß, und ebenso die Ambitionen. Schon jetzt zieht sich eine Biotechnologie-Achse quer durch die Stadt: vom Life Science Campus, dem Campus der Hochschule Mainz im Westen über die Johannes-Gutenberg-Universität (JGU) und den Campus der Universitätsmedizin bis zum citynahen Ex-Kasernengebiet „An der Goldgrube“, wo BioNTech seinen Hauptsitz hat.
Der kurz- bis mittelfristige Plan: Die weiteren Kasernenflächen und des Life Science Campus ausbauen. Büros und Labore, Inkubatorzentren, Co-Working-Spaces, ein Wohnungs- und Gewerbe-Mix sowie Gastronomie bieten Platz für Unternehmen, Start-ups und die Mitarbeitenden. Geplante Fertigstellung der insgesamt zwölf Hektar auf dem Life Science Campus: in fünf bis zehn Jahren. Zusätzlich sind eine nachhaltige Verkehrsanbindung, eine internationale Schule, bilinguale Kitas und neue Parkareale vorgesehen.
Falls das nicht reicht: In Mainz stehen langfristig weitere bis zu 50 Hektar zum Gründen, Ansiedeln und Wachsen bereit.
Viermal im Jahr gibt es ein Biotech- und Life-Science-Meetup
Warum dies in Mainz schneller vorangeht als anderswo, begründet Felix Wälder so: „Diese Projekte haben hohe Priorität mit entsprechendem Druck drauf. Außerdem entwickeln auf dem Life-Science-Campus regionale Bauträger und internationale Projektentwickler wie Kadans Science Partner ihre innovativen Gebäudekonzepte mit hoher Expertise.“
Neuere Bauprojekte, etwa von Novo Nordisk, Xylem Analytics oder der Forschungsgesellschaft TRON, treiben die Dynamik weiter voran. Sie erhöhen die Herausforderung, die steigende Zahl der Akteure zu vernetzen. Wälder nennt ein Beispiel: „Viermal im Jahr veranstalten wir das Biotech- und Life-Science-Meetup. Da treffen sich 150 bis 200 Vertreter:innen aus Wirtschaft, Wissenschaft, auch aus der Immobilienwirtschaft, zum niedrigschwelligen Austausch. Schöne Ergebnisse sind, dass sich Projektpartner finden, Unternehmensfinanzierungen ergeben und Interessierte an Mietobjekte kommen.“
Es geht nicht immer nur um Biotechnologie
Der wirtschaftliche Segen darf nicht nur an einer Firma und an einer spezialisierten Branche hängen, sagt Wälder. „Wir schauen, dass wir offen für benachbarte und auch andere zukunftsweisende Technologien bleiben.“ Dazu gehören Materialwissenschaft und Agrartechnologie ebenso wie das Potenzial bestehender Firmen in Mainz, etwa des Spezialglasherstellers Schott oder des Unternehmens Dilas Diodenlaser.
Mainz möchte lebenswert sein
„Wir sind froh, dass die Stadt Mainz sich aktiv um sehr gute Rahmenbedingungen für Familien und für Bildung einsetzt“, sagt Wälder. Dazu gehören eine gute Kita-Versorgung, mehr bilinguale Kitas und internationale Schulabschlüsse und ein steigendes Angebot an Ausbildungsplätzen. Denn wer Fachkräfte anziehen will, sollte etwas zu bieten haben.
Mainz, wie es wächst und lacht
| Kennzahlen | Mainz 2015 | Mainz 2025 | Veränderung | Zum Vergleich: Deutschland |
|---|---|---|---|---|
| Bevölkerungszahl (Hauptwohnsitz) | 209.660 | 224 684 | + 7,2% | +1,7 % |
| Soz.vers.pflicht. Beschäftigte | 219.885 (Dez. 2014) | 257 .764 (Dez. 2024) | + 17,2 % | + 16 ,7 |
| Arbeitslosenquote | 6,9 | 6,0 | -0,9 | +0,1 |
| Bruttoinlandsprodukt pro Kopf | 11.171 Euro | 111.150 Euro (2024) | +895 % | + 40 % (2014-2024) |
Quellen: Statistisches Bundesamt, Bundesagentur für Arbeit, Statista, mainz.de