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So investiert die Chemieindustrie

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Vor wenigen Wochen sorgte eine Meldung des Statistischen Landesamts in Bad Ems für Aufregung: Demnach gehen die Investitionen der rheinland-pfälzischen Industriebetriebe zurück – und Grund für den Abwärtstrend ist die schwache Investitionstätigkeit in der chemischen Industrie. Sie ist, gemessen am Umsatz, die größte Branche des rheinland-pfälzischen verarbeitenden Gewerbes.

Tatsächlich sanken 2016 die Gesamtinvestitionen mit 2,5 Milliarden Euro für Maschinen und Anlagen sowie Grundstücke und Gebäude um 18,7 Prozent. Die Chemiebranche nahm dafür sogar nur rund 550 Millionen Euro in die Hand – halb so viel wie im Jahr zuvor (1,1 Milliarden Euro). Was ist passiert? Und was macht einen Standort attraktiv?

Quelle: Statistisches Landesamt RLP
Quelle: Statistisches Landesamt RLP


BASF-Ausgaben beeinflussen Statistik

Ein genauer Blick in die Statistik beruhigt. Denn zuvor sind die Investitionen im Land sechs Jahre in Folge gestiegen. Auch in der heimischen Chemie: Lagen sie im Jahr 2010 noch bei 371 Millionen Euro, stieg der Betrag bis 2014 kontinuierlich auf eine Rekordhöhe von 1,23 Milliarden Euro. Und auch im Vergleichsjahr 2015 lag die Branche mit rund 1 Milliarde Euro noch mit großem Abstand vor den anderen Industriebereichen.

Ermittelt wird der Beitrag der Branche aus den Daten, die 93 heimische Chemiebetriebe nach Bad Ems melden. Darunter ist der Chemiekonzern BASF, der diesen Wert als größtes Unternehmen stark beeinflusst – positiv wie negativ. So liefen 2016 etwa Sondereffekte wie die milliardenschwere TDI-Anlage in Ludwigshafen aus, was sich in der Investitionsstatistik entsprechend niederschlug.

Erfreulich ist dagegen die Summe der geplanten Investitionen des Konzerns bis 2021: weltweit 19,5 Milliarden Euro. Der Löwenanteil von 47 Prozent fließt nach Europa und damit auch ins Stammwerk nach Ludwigshafen. 22 Prozent gehen nach Nordamerika, 16 Prozent in den asiatisch-pazifischen Raum und 10 Prozent nach Südamerika, Afrika und in den Nahen Osten.

Investitionen im Ausland ziehen kräftig an

In Ludwigshafen gibt die BASF mit neuen Großprojekten wieder Gas, etwa mit der Investition in eine Ibuprofen-Produktion oder den Bau einer Acetylen- Anlage. Diskutiert wird zudem eine Fabrik zur Herstellung von Kathodenmaterialien für Lithium- Ionen-Batterien in Rheinland-Pfalz. Schon jetzt stehen damit lokale Investitionen von rund 1,1 Milliarden in den kommenden Jahren im Raum, was die statistische Bilanz wieder verbessern dürfte.

Dennoch wissen Experten, dass das Engagement der Chemie in Deutschland tatsächlich seit einigen Jahren zurückgeht: Die Anlagestrategie verschiebt sich zugunsten des Auslands. So investierte die Branche zum Beispiel 2006 in China 21,1 Milliarden Euro. Zehn Jahre später waren es bereits 99,2 Milliarden Euro, Tendenz steigend. Das zeigen Zahlen des Verbands der Europäischen chemischen Industrie (CEFIC). Im Vergleich dazu hinkt Europa beim Investitionswachstum deutlich hinterher: Dorthin flossen 2006 zwar 18,6 Milliarden Euro, doch im Jahr 2016 waren es mit 21,6 Milliarden nur wenig mehr.

Längst sind Asien und Amerika die Wachstums- und Investitionstreiber. Gerade in den Vereinigten Staaten locken dank des Booms der Schiefergasförderung günstige Preise für Energie und Rohstoffe. In Deutschland kämpfen die Chemieunternehmen dagegen mit etlichen Investitionshemmnissen: Hohe Energiekosten, Regulierungen im Baurecht, lange Genehmigungsverfahren und ein unflexibler Arbeitsmarkt sind laut einer aktuellen Umfrage des Verbands der Chemischen Industrie in Frankfurt die bestehenden Hürden. Das, so die Ökonomen, bremse besonders die Investitionen des Chemiemittelstands.

Quelle: CEFIC
Quelle: CEFIC
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