Politik & Wirtschaft

Gründungszentren: Wo Erfinderherzen schlagen

· Lesezeit 4 Minuten.
Glaskugel in der Natur
Blick in die Glaskugel: Welche Ideen sind die Innovationen von morgen? Foto: Manuel Eliasz via Getty Images

Rheinland-Pfalz betreibt vier Standorte für Existenzgründer: Mainz, Koblenz, Ludwigshafen und Kaiserslautern. Hier gibt es Büro-, Labor- und Konferenzräume, Beratung und optimale Chancen zur Vernetzung und Kooperation.

 

Mainz: Von Biotechnologie bis Big Data 

Im europäischen Wirtschaftszentrum Rhein-Main liegt in der Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz das „Technologiezentrum Mainz“ (TZM) mit einem Schwerpunkt in Biotechnologie und Lebenswissenschaften (Life-Science). „Durch das TZM bin ich Teil der Gründerszene und mein Start-up wurde sichtbar“, sagt zum Beispiel Cornelius Donige, Gründer von Lenzbox. Er bietet eine raffinierte Kontaktlinsen-Box an: Linsen einlegen. Pflegen lassen, sicher verwahren. Auf Knopfdruck werden Verunreinigungen beseitigt. 
Auch Big Data Analysis (BD-A) ist hier beheimatet. Das Geschäftsmodell des Start-ups: Kosten sparen mit mathematischen Modellen und Erkenntnisse aus Unternehmensdaten gewinnen. „Heben Sie mit uns Ihren Datenschatz“, fordert Gründer Klaus Schlitt mögliche Kunden auf. Der Standort im TZM gefällt ihm: „Das Community-Management und große Netzwerk bieten uns jederzeit die Möglichkeit, in aktivem Kontakt zur Gründerszene zu stehen und mit anderen Unternehmen zu kooperieren.“ 
Im Technologiezentrum angesiedelt ist auch der „Schnäppchenfinder“ LollipApp: „Mit CheapCharts kaufst du bei iTunes deine Lieblingsmedien zum günstigsten Preis“, werben die Gründer. 

 

Koblenz: Ein Eldorado für IT-Spezialisten 

Im nördlichen Rheinland-Pfalz findet man das Technologiezentrum Koblenz. Hier ist alles auf IT-Dienstleistungen ausgerichtet, es besteht eine jahrelange Kooperation mit der mehrmals prämierten Gründer-Universität Koblenz-Landau. Die hat sich deutschlandweit einen Namen gemacht, da sie Konzepte zur Unterstützung von Start-ups entwickelt. 
Um Digitalisierung geht es auch bei Sdui.Das junge Unternehmen hat eine ambitionierte Mission: Es will die Digitalisierung an Kitas und Schulen voranbringen. Eine App soll die Kommunikation managen und „einen fliegenden Wechsel zwischen Präsenz- und Fernunterricht ermöglichen“, so die Gründer. Man kann Stunden- und Vertretungspläne einsehen, die App meldet sich bei Neuigkeiten von alleine. Dazu kommen Datenschutz und nützliche Funktionen, etwa Elternbriefe an ausgewählte Gruppen digital zu versenden. 
Dodermmöchte hingegen den Verbrauch von Antibiotika in der Therapie von Mensch und Tier maßgeblich senken. Dazu machten die Humanbiologin Beatrix Förster und der Prozessingenieur Hans-Jürgen Heidebrecht natürlich vorkommende Antikörper der Kuhmilch für die human- und tiermedizinische Hautversorgung verfügbar. Hautsalben für Pferd, Hund und Katze gibt es bereits. 

 

Ludwigshafen: Bienengift und Impftermin per App 

Das weltgrößte Chemieunternehmen BASF hat seinen Stammsitz in Ludwigshafen. Und greift Neulingen gerne unter die Arme – besonders, wenn sie sich mit IT oder chemienahen Themen beschäftigen. Beides geschieht in einem gemeinsamen Projekt mit dem erfahrenen Konzern. 
Großen Erfolg mit seinem Geschäftsmodell „Mit der App zum Impftermin“ hatte zum Beispiel das Start-up InnoWave. Es entwickelte während der Pandemie eine kostenlose Impf-Finder-App: Die bringt Impfwillige und verfügbare Impfdosen schnell zusammen. 
Auch spannend: Pflegeprodukte aus Bienengift, entwickelt von Bee Joyous. Bienengift zu sammeln, ist kniffelig: Ein einzelner Stich enthält nur sehr wenig Gift (0,1 Milligramm). Das Problem löste das Start-up so: „Die weiblichen Bienen werden gemolken, ohne dass sie ihr Leben lassen müssen. Ein leichter Strom fließt durch Sammelplatten, die vor dem Bienenstock platziert werden. Sie lösen das Stechen der Arbeiterinnen aus.“ Die winzigen Gifttröpfchen trocknen rasch an der Luft und können gesammelt werden. Bee Joyous ist eine Marke des Forschungsunternehmens BioGenom: Hier wird das Bienengift im eigenen Labor mit einer eigenen Methode fraktioniert. Daraus entstehen Wirkstoff-Peptide von hoher Reinheit. 

 

Kaiserslautern: Von Rätselräumen und Forschungschemikalien 

Informations- und Kommunikationstechnologie, Automatisierung und Maschinenbau: Darum dreht sich alles im Business + Innovation Center Kaiserslautern. Hier geht es zum Beispiel um unvergessliche Abenteuer, geschaffen vom Jungunternehmen ARSCOM: „Bei uns erwarten euch einzigartige Rätselräume, auch bekannt als Escape-Rooms, die jedes Teammitglied fordern und begeistern werden“, werben die Schöpfer. Wer schafft es, den digitalen Raum in 60 Minuten zu bewältigen? „Unsere Rätsel sind nicht von der Stange und können auch erfahrene Spieler überraschen“, so die Entwickler. 
Software für die Energiewende entwickelt myPowerGrid: Das clevere Gründerteam kombiniert dazu dezentrale Speichertechnologie zu einem virtuellen Großspeicher. 
Für alle, die Forschungschemikalien benötigen – wie pharmazeutische Unternehmen, Universitäten, Biotech-Firmen, Unternehmen des Gesundheitswesens oder Auftragsforschungsinstitute – ist hingegen BLDpharm interessant: Der Lieferant und Hersteller hat eine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung in Schanghai. Der Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung und Produktion von Heterocyclen, Boronsäuren, Aminosäuren, Metallkatalysatoren und chiralen Verbindungen. 

 

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