Politik & Wirtschaft

Gasumlage: Zusatzbelastung von mehr als drei Milliarden Euro

· Lesezeit 2 Minuten.

Die Höhe der Gasumlage wird ab Oktober bei 2,419 Cent pro Kilowattstunde liegen. Auf die chemisch-pharmazeutische Industrie kommen damit jährliche Zusatzbelastungen von mehr als drei Milliarden Euro zu. Wolfgang Große Entrup, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Chemischen Industrie, erkennt die Notwendigkeit der Umlage an, warnt aber dennoch vor den Folgen. „Klar ist: Von den diskutierten Modellen ist die Umlage volkswirtschaftlich das beste", sagt Große Entrup. "Aber auch Richtiges hat Nebenwirkungen: Für unsere energieintensive Branche, die ohnehin schon hart getroffen ist, ist sie eine extrem bittere Pille.“

Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit nicht gefährden

Durch die Mehrfachbelastungen aus hohen Gas- und Strompreisen sowie teuren Rohstoffen sind viele Unternehmen an ihrer Belastungsgrenze. Der VCI-Hauptgeschäftsführer betont: „Wir dürfen die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit unserer Unternehmen nicht gefährden. Besonders betroffene Betriebe brauchen jetzt eine Entlastung. Dafür setzen wir uns im intensiven Dialog mit der Bundesregierung weiter ein.“

Umlage-Belastung möglichst gering halten

Der VCI plädiert dafür, die Gasumlage durch staatliche Zuschüsse möglichst gering zu halten. Sie könnten etwa durch Mehreinnahmen aus der Umsatzsteuer, die aufgrund der hohen Energiepreise entstehen, gegenfinanziert werden. Außerdem sollte die Umlage über einen möglichst langen Zeitraum gestreckt werden, um eine kurzfristige Überforderung von Industrie und Verbraucherinnen und Verbrauchern zu vermeiden.

Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) vertritt die Interessen von rund 1.900 Unternehmen aus der chemisch-pharmazeutischen Industrie und chemienaher Wirtschaftszweige gegenüber Politik, Behörden, anderen Bereichen der Wirtschaft, der Wissenschaft und den Medien. 2021 setzten die Mitgliedsunternehmen des VCI rund 220 Milliarden Euro um und beschäftigten über 530.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

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Katherina Reiche, Bundesministerin für Wirtschaft und Energie.

Energiewende ja, aber anders
Wirtschafts- und Energieministerin Katherina Reiche will den Ausbau erneuerbarer Energien und die Kosteneffizienz neu ausbalancieren. Betreiber von Ökostrom-Anlagen sollen sich Ihrer Meinung nach künftig an der Finanzierung des Netzausbaus beteiligen.
Wie die Frankfurter Neue Presse meldete, möchte Reiche Ende des Sommers einen „Realitätscheck“ zur Energiewende vorlegen. „Wir brauchen zwingend mehr Steuerbarkeit, um die Volatilität der Stromerzeugung durch erneuerbare Energien ausgleichen zu können“, sagte sie demnach. „Auch Speicher spielen zum Ausgleich eine Rolle. Sie sind Teil der Lösung, aber reichen allein nicht aus. Wir werden uns die Ergebnisse genau anschauen, und dann werden wir die notwendigen Schlüsse daraus ziehen.“ 
Der Ausbau der Stromnetze geschieht zu langsam
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Mit Blick auf geplante Entlastungen der Stromkunden bei den Netzentgelten, mit denen unter anderem der Netzausbau finanziert wird, sagte die Ministerin: Momentan würden Kosten vom Stromkunden in die öffentlichen Haushalte und damit auf den Steuerzahler verschoben. „Wir lösen damit nicht das grundlegende Problem. Die Entlastungen bei der Stromsteuer, die Abschaffung der Gasspeicherumlage, die teilweise Übernahme der Netzkosten und die Übernahme der schon länger in den Haushalt verlagerten EEG-Kosten machen zusammen rund 30 Milliarden Euro aus.“ Die Energiewende müsse kosteneffizienter werden. „Und das geht auch.“
Zweifel am prognostizierten Stromverbrauch
Eine wesentliche Kenngröße sei der prognostizierte Stromverbrauch, sagte Reiche. „Die letzte Regierung hat angenommen, dass der Stromverbrauch schon 2030 auf bis zu 750 Terawattstunden steigt, bis 2035 gibt es Prognosen von 1.000 Terawattstunden.“ Das wäre eine Steigerung von fast 50 Prozent innerhalb weniger Jahre. „Seriöse Studien zweifeln, ob diese Steigerungen der Realität standhalten. Wir werden eine deutliche Zunahme der Elektrifizierung sehen, insbesondere im Bereich der Wärmepumpen, der Elektromobilität, der Digitalisierung. Ob in den von der Ampel angenommenen Größenordnungen, darf bezweifelt werden.“
Ökostrom-Betreiber sollen sich an Kosten für Netzausbau beteiligen
Betreiber von Anlagen erneuerbarer Energien müssten mehr Systemverantwortung übernehmen, meint Reiche. Sie sollten sich an der Finanzierung des Netzausbaus beteiligen. „Systemverantwortung heißt, dass die Kosten für den Netzausbau nicht mehr nur über die Netzbetreiber und die allgemeinen Netzentgelte von den Stromkunden zu bezahlen sind“, sagte Reiche. Die Kosten für den Netzausbau liegen bisher voll beim Netzbetreiber und werden über die Netzentgelte von den Stromkunden bezahlt.

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