Politik & Wirtschaft

Chemie-Standort Ludwigshafen im Fokus

· Lesezeit 4 Minuten.
BASF-Vertreter und Mitglieder der Landesregierung von Rheinland-Pfalz. Foto: BASF.
BASF und die Landesregierung von RLP sprachen über den Standort Ludwigshafen: Teilnehmer des Dialogs waren u.a. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (vorne, 3. v.r.), BASF-Vorstandschef Martin Brudermüller (links daneben) sowie RLP-Wirtschaftsminister Volker Wissing (rechts daneben). Foto: BASF

Die rheinland-pfälzische Landesregierung und der Vorstand der BASF SE haben in Ludwigshafen über die Entwicklung der BASF und des Standorts Ludwigshafen beraten. Im Mittelpunkt der Gespräche standen die aktuelle wirtschaftliche Lage sowie die Themen Klimaschutz, Energieversorgung, Verkehr und Logistik, aber auch die Kooperation von Land und BASF im Bildungsbereich. Der Vorstandsvorsitzende der BASF SE, Dr.Martin Brudermüller, und Ministerpräsidentin Malu Dreyer betonten beide die Bedeutung dieser jährlichen Treffen.

Dreyer: "BASF steht für Weltoffenheit"

„Angesichts der politischen Situation, Hass und Hetze von rechts, bedeutet es mir sehr viel, dass die BASF für Vielfalt und Weltoffenheit steht und dies ja auch ganz besonders in Ludwigshafen zeigt: in der Belegschaft, im sozialen und kulturellen Engagement“, erklärte die Ministerpräsidentin. Für viele gesellschaftliche Normen und Werte würden auch Unternehmen als Vorbilder gebraucht.

Konkrete Herausforderungen für den Standort Ludwigshafen sieht BASF etwa beim Thema Energie. Klimaschutz ist ein zentraler Pfeiler der Unternehmensstrategie, das ambitionierte Ziel: treibhausgasneutrales Wachstum bis 2030 und langfristig eine CO2-arme Chemieproduktion. Martin Brudermüller betonte, dass Wachstum und Klimaschutz einander nicht widersprechen: „Wir wollen mit gutem Beispiel vorangehen. Allerdings müssen jetzt die nötigen Weichen gestellt werden. Dazu zählen ganz wesentlich die Verfügbarkeit von ausreichenden Mengen an günstigem Strom aus erneuerbaren Energien sowie der konsequente Netzausbau. Innovationen aus der Industrie sind Voraussetzung für erfolgreichen Klimaschutz. Ziel muss daher sein, den Wandel gemeinsam mit der Politik so zu gestalten, dass die Wettbewerbsfähigkeit der Industrie in Deutschland und Europa gesichert wird,“ so Brudermüller.

EEG-Umlage für grünen Eigenstrom sollte wegfallen

Die Landesregierung unterstützt das Anliegen der BASF, eine EEG-Umlagebefreiung künftig auch für Eigenstrom aus erneuerbaren Quellen zu erreichen. Umwelt- und Energieministerin Ulrike Höfken sagte: „Konzerne wie die BASF zeigen, dass Klimaschutz und erneuerbare Energien auf allen Ebenen gefordert sind. Denn beim Thema Energieversorgung gilt: Die Produktion von grünem Strom vor Ort steigert die Wertschöpfung in der Region und schützt das Klima. Davon profitieren alle: die Wirtschaft, die Kommunen, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Bürgerinnen und Bürger und nachfolgende Generationen. Dieses Engagement von Unternehmen wie der BASF und deren innovative Triebkraft für mehr Klimaschutz darf nicht durch Hemmnisse der Bundesregierung gebremst werden.“

Breiten Raum nahmen auch die Themen Mobilität, Verkehr und Logistik ein. Angesichts der Situation rund um die Ludwigshafener Hochstraßen, aber auch mit Blick auf die langfristigen wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten der Region, forderte Michael Heinz, Mitglied des Vorstands der BASF SE und Standortleiter, dass alle Beteiligten hierfür weiterhin an einem Strang ziehen. „Eine leistungsfähige Logistik ist entscheidend für Ludwigshafen und den Wirtschaftsstandort Rheinland-Pfalz. BASF investiert massiv in neue, zukunftsfähige Strukturen. Es ist wichtig, dass auch die Politik die angestoßenen Initiativen, etwa die Abladeoptimierung im Mittelrheintal und die Sanierung der Verkehrsinfrastruktur weiter konsequent vorantreibt,“ so Heinz.

Wissing betont Bedeutung der Infrastruktur

„Moderne Infrastruktur ist kein Luxus, sie ist eine Notwendigkeit“, sagte Wirtschaftsminister Dr. Volker Wissing. „Die Landesregierung steht in engem Austausch mit Bund und Kommunen, um die wichtigen und notwendigen Verkehrsprojekte in der Region voranzubringen. Die nun vorliegenden Gesetze zur Planungsbeschleunigung sowie das Maßnahmengesetz sind wichtige Bausteine, damit die Abladeoptimierung sowie der Ersatzneubau der Hochstraße zügiger umgesetzt werden können. Dies ist ein wichtiger und pragmatischer Schritt, um die Mobilität von Bürgern, die Logistik der Unternehmen und das Funktionieren städtischen Lebens zu erhalten. Wir müssen als Staat handlungsfähig sein“, so Wissing.

Wichtiges Gesprächsthema war ferner die Zusammenarbeit im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik). BASF ist hier bereits auf vielfältige Art und Weise engagiert. Landesregierung und BASF kamen überein, die Kooperation künftig sowohl in der schulischen Bildung aber auch bei der Berufs- und Studienorientierung und der dualen Ausbildung zu intensivieren.

  • Like
  • PDF
Schlagworte

Das könnte Sie auch interessieren

Katherina Reiche, Bundesministerin für Wirtschaft und Energie.

Energiewende ja, aber anders
Wirtschafts- und Energieministerin Katherina Reiche will den Ausbau erneuerbarer Energien und die Kosteneffizienz neu ausbalancieren. Betreiber von Ökostrom-Anlagen sollen sich Ihrer Meinung nach künftig an der Finanzierung des Netzausbaus beteiligen.
Wie die Frankfurter Neue Presse meldete, möchte Reiche Ende des Sommers einen „Realitätscheck“ zur Energiewende vorlegen. „Wir brauchen zwingend mehr Steuerbarkeit, um die Volatilität der Stromerzeugung durch erneuerbare Energien ausgleichen zu können“, sagte sie demnach. „Auch Speicher spielen zum Ausgleich eine Rolle. Sie sind Teil der Lösung, aber reichen allein nicht aus. Wir werden uns die Ergebnisse genau anschauen, und dann werden wir die notwendigen Schlüsse daraus ziehen.“ 
Der Ausbau der Stromnetze geschieht zu langsam
Reiches Vorgänger Robert Habeck (Grüne) hatte mit verschiedenen Maßnahmen den Ausbau des Ökostroms vor allem aus Wind und Sonne vorangetrieben. Die erneuerbaren Energien sollen eine Schlüsselrolle spielen, damit Klimaziele erreicht werden. Der Ausbau der Stromnetze hält aber nicht Schritt. Wegen fehlender Netze müssen erneuerbare Anlagen immer wieder gedrosselt werden. Ausgleichsmaßnahmen gegen Netzengpässe kosten Geld. Um den vor allem im Norden produzierten Windstrom in den Süden zu leiten, sind zusätzliche Stromleitungen erforderlich. Ein Großteil ist aber noch nicht fertig.
Mehr Kosteneffizienz als Ziel
Mit Blick auf geplante Entlastungen der Stromkunden bei den Netzentgelten, mit denen unter anderem der Netzausbau finanziert wird, sagte die Ministerin: Momentan würden Kosten vom Stromkunden in die öffentlichen Haushalte und damit auf den Steuerzahler verschoben. „Wir lösen damit nicht das grundlegende Problem. Die Entlastungen bei der Stromsteuer, die Abschaffung der Gasspeicherumlage, die teilweise Übernahme der Netzkosten und die Übernahme der schon länger in den Haushalt verlagerten EEG-Kosten machen zusammen rund 30 Milliarden Euro aus.“ Die Energiewende müsse kosteneffizienter werden. „Und das geht auch.“
Zweifel am prognostizierten Stromverbrauch
Eine wesentliche Kenngröße sei der prognostizierte Stromverbrauch, sagte Reiche. „Die letzte Regierung hat angenommen, dass der Stromverbrauch schon 2030 auf bis zu 750 Terawattstunden steigt, bis 2035 gibt es Prognosen von 1.000 Terawattstunden.“ Das wäre eine Steigerung von fast 50 Prozent innerhalb weniger Jahre. „Seriöse Studien zweifeln, ob diese Steigerungen der Realität standhalten. Wir werden eine deutliche Zunahme der Elektrifizierung sehen, insbesondere im Bereich der Wärmepumpen, der Elektromobilität, der Digitalisierung. Ob in den von der Ampel angenommenen Größenordnungen, darf bezweifelt werden.“
Ökostrom-Betreiber sollen sich an Kosten für Netzausbau beteiligen
Betreiber von Anlagen erneuerbarer Energien müssten mehr Systemverantwortung übernehmen, meint Reiche. Sie sollten sich an der Finanzierung des Netzausbaus beteiligen. „Systemverantwortung heißt, dass die Kosten für den Netzausbau nicht mehr nur über die Netzbetreiber und die allgemeinen Netzentgelte von den Stromkunden zu bezahlen sind“, sagte Reiche. Die Kosten für den Netzausbau liegen bisher voll beim Netzbetreiber und werden über die Netzentgelte von den Stromkunden bezahlt.

Wechseln zur Seite International Articles Wechseln zur Seite Newsletter