Die Sorge vor Stromausfällen und Blackouts treibt nicht nur Politiker und Stromversorger um. Auch Verbraucher fragen sich: Was, wenn wirklich mal kein Strom mehr aus der Steckdose kommt? Und was kann ich selbst tun? Antworten gibt es in unserem Faktencheck.
Woher kommt unser Strom?
Kohlekraftwerke erzeugen in Deutschland immer noch den größten Teil des Stroms. Dabei stieg der Anteil des Kohlestroms bis Ende 2022 sogar auf 36 Prozent – nach 32 Prozent 2021. Gewachsen ist auch der Anteil aus Erdgas mit zuletzt knapp 9 Prozent. 2022 stammte also der Großteil unseres Stroms aus konventioneller Energie. Aber erneuerbare Energien holen auf: Sie steuern 44 Prozent zum deutschen Strommix bei, der größte Teil kommt aus Wind- und Sonnenenergie. Deutschland importiert zwar auch Strom, doch der Export überwiegt seit 2002.
Wo liegen aktuell die Probleme?
Sorgen bereiten in Europa vor allem die weggebrochenen Gaslieferungen aus Russland. Zudem hat der Dürresommer die Wasserkraftwerke ausgebremst, und mehrere französische Atomkraftwerke sind ausgefallen. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe warnte daher vor Stromausfällen, die durch das gezielte zeitweise Abschalten der Netze entstehen können. Bei diesem Versuch, die Netze zu schützen und eine Gefährdung der Gesamtversorgung zu verhindern, könne es auch zu längeren lokalen Stromausfällen kommen – den Blackouts.
Wie sicher ist die Versorgung?
Die Versorgung in Deutschland ist grundsätzlich sicher. So hält die Bundesnetzagentur Blackouts für sehr unwahrscheinlich, da die Bundesrepublik über eines der weltweit zuverlässigsten Stromversorgungssysteme verfüge. Es existiert eine Reihe von Mechanismen und Notreserven, die das Stromnetz in angespannten Situationen stabilisieren oder notfalls wiederherstellen können. Dafür können zum Beispiel Reservekraftwerke hochgefahren oder Stromexporte eingeschränkt werden. Mehrtägige Stromausfälle sind also auch in der Energiekrise kaum zu erwarten.
Was passiert bei Schwankungen?
Bei Schwankungen im Stromnetz könnte es im schlimmsten Fall zu kontrollierten Abschaltungen kommen. Der Zeitraum dafür wird so früh bekannt gegeben, dass Zeit zur Vorbereitung bleibt. Im europäischen Stromnetz gibt es übrigens auch in normalen Zeiten regelmäßig Schwankungen. Regelmäßige Neuverteilungen im internationalen Stromhandel schütteln das Netz etwa alle 15 Minuten durch. Kurzfristige Ausfälle von erneuerbaren Energien sind dagegen kaum spürbar. Seit Jahren mildern Präventionssysteme, die Daten im Stromnetz grenzübergreifend in Echtzeit abgleichen, solche Schwankungen ab.
Welche Folgen hätte ein Blackout?
Kommt es entgegen den Prognosen von Experten zu einem langfristigen Blackout, können Heizungen, Ampeln, Fahrstühle oder Züge ausfallen, aber auch die Trinkwasser- und Treibstoffversorgung. Auch Notstromaggregate von Krankenhäusern könnten kollabieren. Dauert der Ausfall etwa eine Woche, hätten Kernkraftwerke Schwierigkeiten, die Brennelemente vor Überhitzung zu schützen. Der Katastrophenschutz in Deutschland ist auf jedes dieser Szenarien vorbereitet. Schwankungen oder Versorgungsengpässe allein können sie aber kaum auslösen, eher schon extreme Naturkatastrophen.
Wie klappt die Eigenversorgung?
Viele denken angesichts der explodierenden Strompreise über Eigenversorgung nach. Zum Beispiel mit Solarstrom: Ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt braucht im Jahr etwa 4.000 kWh und 22,5 Quadratmeter geeignete Dachfläche. Allerdings eignet sich nicht jedes Dach. Außerdem muss das Wetter mitspielen. Es gibt zwar Möglichkeiten, Strom zu speichern oder durch intelligente Energiesteuerung gezielt zu verbrauchen. Doch das kostet. Völlige Unabhängigkeit ist also möglich, ökonomisch aber noch nicht sinnvoll.