Chemie im Alltag

BASF: Materialien für die Raumfahrt

· Lesezeit 3 Minuten.
Astronaut Edwin E. "Buzz" Aldrin, Jr. auf dem Mond
Mann im Mond: Astronaut Buzz Aldrin an der Landestelle von Apollo 11. Das strahlende Rot ihrer Streifen verdankt die US-Flagge dem Farbpigment Aquaprint Scarlet LF von BASF. Foto: picture alliance /Heritage Images

In der Raumfahrt sind es oft scheinbar kleine Sachen, die Großes möglich machen. Beispiele dafür liefert die Chemie reichlich. So leistete BASF einen kleinen, aber entscheidenden Beitrag dazu, dass US-Astronaut Neil Armstrong im Sommer 1969 als Erster den Mond betreten konnte: Die gesamte Elektronik der Landefähre von Apollo 11 war geschützt durch eine feuerfeste Beschichtung aus Diofan 190D.

 

Mit zahlreichen weiteren Produkten beflügelt BASF bis heute die Erkundung des Weltraums. Zum Beispiel mit Basotect: Der Schaumstoff auf Melaminharzbasis dient als Verkleidung in der Spitze der Ariane 5. Die leistungsstärkste europäische Trägerrakete bringt Satelliten ins All. Der wertvollen Nutzlast bietet Basotect in Form folienbeschichteter Platten wirkungsvollen Schutz.

 

Umfangreiche Materialtests

 

Endhersteller des Verkleidungsmaterials war Contraves Space aus Zürich. In der einjährigen Produktentwicklungsphase von der Materialauswahl bis zur Produktion hatte sich Basotect bewährt. Joseph Moran, zuständig für Forschung und Entwicklung bei dem Schweizer Unternehmen, lobt: „Der Rohstoff hat unsere umfangreichen Materialtests und die laufenden Prüfungen während der Produktion bestanden. Zudem kann BASF den Rohstoff in konstant hoher Qualität liefern – und das zuverlässig und flexibel zugleich.“

 

Für Basotect spricht ein Bündel von Eigenschaften: Es verringert den enormen Schalldruck, der durch hochfrequente Vibrationen in der dreiminütigen Startphase ausgelöst wird. Dafür sorgt die offenzellige Schaumstruktur des Werkstoffs aus hauchdünnen Stegen. Seine filigrane Netzstruktur verleiht dem Material, das von Natur aus eigentlich spröd-hart ist, zudem eine hohe Elastizität. Daher lassen sich die Basotect-Platten konturgenau an der konisch geformten Innenseite der Nutzlastverkleidung montieren. Seine Flexibilität behält der Schaumstoff sowohl bei sehr hohen Temperaturen (plus 240 Grad Celsius) als auch bei extrem niedrigen (minus 200 Grad). Hinzu kommen weitere günstige Eigenschaften wie chemische Beständigkeit und sicheres Brandverhalten.

 

Basotect ist auch in niedrigeren Umlaufbahnen gefragt – etwa im Flugzeugbau, in Flugzeugsitzen sowie in der Dämmung von Kabinenwänden und Rohrleitungen. Zur Schalldämpfung und Wärmedämmung dient er im Automobilbau sowie in Gebäuden, beispielsweise in Akustikprüfständen, Kinos und VIP-Lounges. Selbst in vielen Privathaushalten macht sich das Duroplast nützlich – als effektiver Schmutzradierer.

 

Problem bei Datenspeichern gelöst

 

Ein anderes Beispiel für die „Anilin im All“ sind BASF-Magnetbänder. Als Speichermedium für die Raumfahrt spielten sie ab den 60er-Jahren eine wichtige Rolle. So berichtete die Werkzeitung 1967 stolz, dass „auf diesem Arbeitsgebiet (…) meist so viele Messwerte anfallen, dass sie mit konventionellen Speichermedien niemals gleichzeitig erfasst werden könnten“.

 

In den 70er und 80er Jahren schlug dann die große Stunde der BASF-Hochleistungsverbundwerkstoffe – der mit Kohlenstofffasern verstärkten Kunststoffe. Sie vereinen geringes Gewicht und hohe Widerstandsfähigkeit. Aus einem dieser Stoffe, Celion GY 70, wurde 1987 der Greifarm eines amerikanischen Space Shuttles gebaut.

 

Man darf gespannt sein, ob und wo BASF auch in der Ariane 6 stecken wird. Der Erstflug der neuen europäischen Trägerrakete war vor Ausbruch der Corona-Pandemie für Ende 2020 geplant, jetzt soll sie in der zweiten Jahreshälfte 2021 abheben.

 

Wie Chemie "Made in Rheinland-Pfalz" unseren Alltag erleichtert - oder erst ermöglicht.

 

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