Weiter als 15 Minuten zu Fuß sollte die Wohnung in Shanghai nicht vom Büro entfernt sein. Das war der wichtigste Rat, den Lisanne Giehl und Laila Adler von einer chinesischen Kollegin bekommen haben. Denn in der Metropole können die Temperaturen im Sommer schonmal über 40 Grad steigen, die Luftfeuchtigkeit ist hoch. „Da ist man sonst schon fertig, wenn man auf der Arbeit ankommt“, sagt Lisanne Giehl. Über eine Buchungsplattform haben sie eine Wohnung gefunden, die nah an der U-Bahn liegt.
Giehl, 21 Jahre alt, und Adler, 24, sind duale Studentinnen bei Sebapharma. Das Unternehmen mit Sitz in Boppard am Mittelrhein ist vor allem für medizinische Pflegeprodukte der Marke sebamed mit dem berühmten pH-Wert 5,5 bekannt. Und längst nicht mehr nur in Deutschland, sondern international erfolgreich. Mitte Juli starten die beiden jungen Frauen deshalb eine aufregende Reise: Sechs Wochen lang werden sie an den ausländischen Standorten des Unternehmens sein – erst in Shanghai, dann in Hongkong.
To-Do-Liste: Regenschirm, leichte Kleidung, neue Apps
Für beide ist es eine außergewöhnliche Chance, international Arbeitserfahrung zu sammeln – und tief in eine andere Kultur einzutauchen. „Ich habe in der Schule schon ein Auslandsjahr in den USA gemacht“, erzählt Laila Adler. „Aber das ist jetzt nochmal etwas ganz anderes.“ Lisanne Giehl ergänzt: „Wir freuen uns riesig auf die Menschen, die neue Umgebung und das Arbeiten in einem ganz anderen Umfeld. Und auf das Essen.“
In den vergangenen Wochen haben sie regelmäßig mit Kollegen in China gesprochen, um sich vorzubereiten. Auf der To-Do-Liste steht zum Beispiel, die App WeChat herunterzuladen. Damit wird vor Ort nicht nur kommuniziert, sondern auch bezahlt. In den Koffer soll leichte Kleidung aus Baumwolle oder Leinen. Und ein Regenschirm, denn in Hongkong ist Regenzeit.
Und die Sprache? „Bei der Arbeit werden wir mit Englisch sehr gut zurechtkommen“, sagt Adler. Zur Sicherheit will sie sich aber eine Übersetzungsapp herunterladen.
China: Großes Interesse an Hautpflege „made in Germany“
Für Sebapharma ist China ist ein attraktiver Markt. „Medizinische Hautpflege hat dort einen hohen Stellenwert“, erklärt Christian Metzing, Personalleiter des Unternehmens. Sebamed komme mit dem klinisch-weißen Design und dem Siegel „Made in Germany“ sehr gut an.
Tatsächlich produziert das Unternehmen ausschließlich in Deutschland. Setzte man früher auf Lohnhersteller, hat Sebapharma 2022 eine eigene Produktionsstätte in Pfalzfeld im Hunsrück fertiggestellt und eine weitere in Norderstedt bei Hamburg übernommen. Vertrieben werden die Produkte von hier aus in rund 100 Länder weltweit. Shanghai und Hongkong sind die ersten Standorte im Ausland; 11 Mitarbeiter arbeiten hier in allen Bereichen von Vertrieb bis Controlling.
In einem Besprechungsraum in Boppard stehen unzählige Tuben und Flaschen, die in unterschiedlichen Sprachen bedruckt sind. Englisch, Spanisch, Mandarin – für wichtige Märkte werden die Verpackungen angepasst. Es gibt auch spezielle Werbegeschenke: für chinesische Kinder zum Beispiel kleine weiße Hasen mit sebamed-Logo. Obwohl die Zielgruppen in den Ländern unterschiedlich sind und eine passende Ansprache erfordern, wird Lisanne Giehl sich in China unter anderem damit befassen, wie sich das Marketing dort noch besser mit dem in Deutschland abstimmen lässt. Laila Adler wird sich mit den Auswirkungen von Wechselkursen für das Unternehmen beschäftigen.
Employer Branding: Sebapharma will Nachwuchs binden
„Es ist eine tolle Möglichkeit, die das Unternehmen uns bietet“, schwärmt Adler. Überhaupt ist sie begeistert von dem dualen Studium bei Sebapharma. Die 24-Jährige wohnt inzwischen in Koblenz, kommt aber ursprünglich aus Boppard. „Als ich damals von dem dualen Studium gelesen habe, klang das wie der Jackpot für mich“, sagt sie. Sie findet es ideal, das theoretische Wissen von der Uni mit der Ausbildung in einem Unternehmen verbinden zu können, dessen Produkte sie seit ihrer Kindheit kennt.
Lisanne Giehl wiederum kommt nicht aus der Region, schätzt aber schon lange die Marke sebamed. „Als ich dann nach Unternehmen geschaut habe, die ein duales Studium anbieten, war ich von Sebapharma sofort überzeugt“, sagt sie. Denn ihr gefiel auch das Angebot, während der Praxisphase ein Auslandspraktikum machen zu können.
Für Personalleiter Metzing ist das ein großer Erfolg. Junge Menschen von Sebapharma als attraktivem Arbeitgeber zu überzeugen und ans Unternehmen zu binden, gehört zu seinen wichtigsten Zielen. Deshalb nimmt das Unternehmen Sebapharma den Aufwand auf sich, die Reise nach Shanghai und Hongkong zu organisieren und zu finanzieren.
Die Freizeitplanung während des Auslandsaufenthalts ist ganz den Studentinnen selbst überlassen. Sie haben schon einige Ziele auf der Liste, die sie an den Wochenenden gern besuchen würden. Zum Beispiel die alte Wasserstadt Zhujiajiao, die mit ihren Kanälen und Brücken auch als „Venedig Shanghais“ bekannt ist.
Auch Shoppen ist fest eingeplant. Damit ausreichend Platz für neue Errungenschaften ist, wollen sich Lisanne Giehl und Laila Adler einen zusätzlichen Handgepäckkoffer teilen: Auf dem Hinweg wird er leer sein – und auf dem Rückweg voraussichtlich gut gefüllt mit Souvenirs.
Hintergrund: Das Unternehmen Sebapharma
Die Erfolgsgeschichte der Sebapharma beginnt im Jahr 1967: Heinz Maurer gründet die sebamat GmbH in Boppard-Bad Salzig, die das erste seifenfreie Waschstück mit dem hautfreundlichen pH-Wert 5,5 auf den Markt bringt. Heute vertreibt die Vertriebsgesellschaft Sebapharma mit rund 440 Mitarbeitern knapp 170 Produkte weltweit unter den Markennamen sebamed, tensimed und TESTAmed. Mehr als 400 klinisch-dermatologische Studien belegen die konsequente Umsetzung des Gründerziels „Wissenschaft für gesunde Haut“.