Politik & Wirtschaft

Wie Energiekosten die Chemie belasten

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© Sandro

Wie spart man Energie? Damit haben sich kürzlich 114 Azubis von Boehringer Ingelheim intensiv beschäftigt: Das Pharmaunternehmen hat sie bei der Industrie- und Handelskammer zu Energie-Scouts ausbilden lassen. Dieser „Umwelt-Energie-Führerschein“ existiert seit 2016 und wurde in Ingelheim erstmals gestartet. Seitdem gehört er zum Pflichtprogramm für den Nachwuchs. Warum Boehringer so etwas überhaupt finanziert? Weil die gesamte Chemie- und Pharmabranche größten Wert auf den nachhaltigen und umweltbewussten Umgang mit Energie legt.

Die Energiepreise in Deutschland liegen im weltweiten Vergleich an der Spitze. Schuld daran sind die hohen Abgabelasten: Die ständig steigende Umlage zur Förderung des Ökostromausbaus, Netzentgelte oder die Stromsteuer summieren sich auf rund 80 Prozent der Stromkosten in den Unternehmen. „Die Energiewende ist ein gesellschaftliches Megaprojekt, das komplett aus dem Ruder gelaufen ist“, warnt Michael Vassiliadis, Chef der Chemie-Gewerkschaft IG BCE. Die „Risiken, Nebenwirkungen und Zielkonflikte“ hätten ein Ausmaß angenommen, „dass einem angst und bange wird“.

Photovoltaik und Gasturbinen im Einsatz

Auch Boehringer tut viel, um die Kosten zu senken: Man betreibt Effizienzprojekte, setzt modernste Technologien ein, beleuchtet mit LEDs und entwickelt eine eigene Wärmerückgewinnung. Das Ziel: 20 Prozent weniger Energie bis 2020. Bei anderen Firmen laufen ähnliche Projekte: Solvay hat ein eigenes Energiesparprogramm entwickelt und bereits am Standort Bad Hönningen durchgeführt. Der Reifenhersteller Michelin in Bad Kreuznach punktet mit einer gigantischen Photovoltaikanlage auf dem Dach und spart durch Energierückgewinnung aus Prozessdampf jährlich rund 19 000 Tonnen CO2-Emissionen ein. Renolit hat Millionen in eine eigene Gasturbinenanlage in Worms investiert. Die Kraft-Wärme-Kopplungsanlage produziert nun Dampf für die Herstellung von Kunststofffolien. Zudem schult das Unternehmen seine Mitarbeiter in Sachen Energie. Und der Chemieriese BASF will bis zum Jahr 2020 die Treibhausgasemissionen je Tonne Verkaufsprodukt weltweit um 40 Prozent reduzieren und den Primärenergieverbrauch durch zertifizierte Energiemanagementsysteme an allen relevanten Standorten abdecken.

Apropos: Wie man Energie spart, interessiert auch Privatpersonen. Beim Gelingen helfen auch Produkte der heimischen Chemie. Etwa Fenstersysteme von Profine in Pirmasens: Sie sparen im Vergleich zu alten Fenstern bis zu 40 Prozent der Heizkosten. Und die Luftklappensysteme von Röchling sorgen dafür, dass der Automotor schnell warm wird. Das spart besonders in der kalten Jahreszeit kräftig Energie.

Wie die Chemie Energie spart und wie ein Einergiemanager arbeitet, erfahren Sie hier.

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