Arbeiten in der Chemie

Hurra, wir werden immer älter

· Lesezeit 4 Minuten.
Best Ager im Team, ja bitte: Altersdiverse Belegschaften bergen viel Potenzial. Illustration: bitontawan02 – adobe.stock.com

Immer mehr Menschen in Deutschland arbeiten auch noch mit über 60 Jahren: 2021 waren 64 Prozent der 60- bis 64-Jährigen berufstätig oder auf Jobsuche – fast dreimal so viele wie 20 Jahre zuvor. Das hat mehrere positive Effekte: Die älteren Erwerbstätigen erhalten dadurch eine bessere Rente, entlasten die Rentenkasse, stützen den Arbeitsmarkt und liefern den Unternehmen langjährige Expertise.

45 Jahre alt ist der Rheinland-Pfälzer im Schnitt …

… und liegt damit 0,4 Jahre über dem Bundesdurchschnitt. Im Vergleich der Bundesländer liegt das Land auf Platz neun. Das geringste Durchschnittsalter weisen die Stadtstaaten Hamburg (42,1) und Berlin (42,7 Jahre) auf. Die ältesten Einwohnerinnen und Einwohner leben in Sachsen-Anhalt (48,1 Jahre). Schaut man sich die Landkreise an, führt die Südpfalz mit dem höchsten Durchschnittsalter von 47,9 Jahren, den jüngsten Schnitt kann Germersheim mit 44,2 vorweisen. Bei den kreisfreien Städten liegt Pirmasens mit 46,7 Jahren vorne, die jüngste Bevölkerung weist Mainz auf (41,5 Jahre), dicht gefolgt von den Bürgerinnen und Bürgern in den Städten Trier und Ludwigshafen (42 beziehungsweise 42,2 Jahre).

1 Million Menschen arbeiten mit Ü67 …

… immer weiter. Interessant: 400.000 Berufstätige sind hierzulande sogar über 70 Jahre alt. Eine schmale Rente ist dabei nicht der häufigste Anlass für Arbeit im Ruhestand. Laut Umfragen sind Spaß an der Arbeit und soziale Kontakte die wichtigste Motivation. Ein genereller Grund für den Anstieg der deutschen Erwerbstätigen ab 65 Jahren ist, dass sich die Rahmenbedingungen für den Renteneintritt geändert haben: Seit 2012 wird das gesetzliche Renteneintrittsalter in Deutschland stufenweise auf 67 Jahre angehoben. Daher ist künftig mit einer weiteren Zunahme der Erwerbstätigkeit von älteren Menschen zu rechnen. Zudem ist das Bildungsniveau kontinuierlich gestiegen, und höhere Bildungsabschlüsse gehen oft mit einer längeren Teilnahme am Erwerbsleben einher, so Wissenschaftler.

23.513 Hundertjährige …

… gibt es laut der jüngsten Erhebung 2021 in Deutschland. Und es werden immer mehr: Im Jahr 2011 waren es nur 14.436 Glückliche mit 100 Kerzen auf der Torte. Allein in Rheinland-Pfalz lebten im vergangenen Jahr 808 Menschen im gesegneten Alter von mindestens 100 Jahren. Die meisten Hochbetagten (bezogen auf die Bevölkerungsgröße) leben im Kreis Ahrweiler. Was man in diesem Alter noch alles leisten kann, zeigt das Beispiel der Rheinland-Pfälzerin Lisel Heise: Sie wurde 2019 bei den Kommunalwahlen im rheinland-pfälzischen Kirchheimbolanden in den Stadtrat gewählt – damals im Alter von 100 Jahren. Und war damit die älteste Gemeinderätin Deutschlands. Zwei Jahre blieb sie im Amt, dann hörte die ehemalige Lehrerin auf: „Die Hörgeräte streiken.“ Im März 2022 starb sie mit 103 Jahren. Laut Auswertung der Einwohnermelderegister sind übrigens die meisten Hochbetagten Frauen (83,5 Prozent).

60 Jahre oder älter ist inzwischen jeder elfte Mitarbeiter …

... der chemischen Industrie. Das zeigen die jüngsten Erhebungen des Bundesarbeitgeberverbands Chemie (BAVC). 2020 war es noch jeder zwölfte Beschäftigte. Wie die Daten belegen, stieg der Anteil der 60-Jährigen und Älteren in den Belegschaften auf 9,1 Prozent im Jahr 2021. Damit haben die Best Ager die jüngere Altersgruppe unter 25 Jahren überholt: Es gibt jetzt mehr 60-Jährige im Betrieb als 25-Jährige. Im Jahr 2000 hatte der Wert noch bei 2,5 Prozent gelegen – damit fiel damals nur jeder 40. Beschäftigte in diese Kategorie.

2,5 Milliarden Euro für den demografischen Wandel …

… stellt die deutsche Chemiebranche bereit. Warum? Die Arbeitswelt ändert sich laufend, passt sich an, meistert Herausforderungen. Die Chemieindustrie hat früh erkannt, dass man auf die alternde Bevölkerung reagieren muss: Bereits 2008 vereinbarten die Sozialpartner – der Arbeitgeberverband und die Chemiegewerkschaft – den Tarifvertrag „Lebensarbeitszeit und Demografie“. Er ermöglicht eine vorausschauende Personalpolitik und schafft Anreize für längere Beschäftigung. Zentrales Element ist der Demografiefonds, der Finanzmittel zum Gestalten des demografischen Wandels in Betrieben bereitstellt. Der Arbeitgeber zahlt für jeden Tarifbeschäftigten 750 Euro Demografiebetrag im Jahr ein. Wie das Geld verwendet wird, regelt jeder Betrieb individuell. Meist fließt das Geld in Langzeitkonten, die tarifliche Altersvorsorge oder in die Gesundheitsvorsorge. Bisher haben die Firmen gut 2,5 Milliarden Euro in die Fonds gesteckt. Zudem engagieren sie sich für gesunde Mitarbeiter, bilden sie weiter und sichern das Wissen Erfahrener.

24 Prozent der Mitarbeiter im verarbeitenden Gewerbe …

… in Deutschland sind 55 Jahre und älter. Denn die Lage von älteren Menschen auf dem Arbeitsmarkt hat sich in den vergangenen Jahren erheblich gewandelt.

Hierzulande sind fast drei Viertel der 55- bis 64-Jährigen berufstätig. Damit rangiert Deutschland im internationalen Vergleich relativ weit oben.

Die Erwerbsbeteiligung der 55- bis 64-Jährigen nimmt stärker zu als in anderen Altersgruppen – Tendenz steigend. Der Ländervergleich zeigt: In Island liegt der Anteil der Erwerbstätigen 55 plus bei satten 80,2 Prozent, in Deutschland sind es immerhin noch 71,8 Prozent. Anders in Griechenland oder Rumänien, wo es weniger als die Hälfte ist.

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