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Erfolgsfaktor Vielfalt

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Erfolgsfaktor Vielfalt
Digitalisierung in der Forschung / Digitalization in research:Die Digitalisierung in der Forschung trägt dazu bei, die Forschungsarbeit effizienter zu gestalten, Wissensnetzwerke auszubauen und mehr Freiräume für Kreativität zu schaffen. Die Chemikerin Dr. Fangfang Chu und Dr. Eduard Schreiner, Experte für molekulare Simulationen, diskutieren über die Computersimulation einer Mikroverkapselung. Diese werden genutzt, um Wirkstoffe zum Beispiel vor Feuchtigkeit und Sauerstoff zu schützen. Mit Hilfe der Simulation können die komplexen chemischen und physikalischen Wechselwirkungen innerhalb der Mikrokapsel besser verstanden und vorhergesagt werden. So können Versuchsreihen im Labor gezielter geplant werden.

Familienunternehmen beziehen Stellung: Mit dem Slogan „Made in Germany, made by Vielfalt“ zeigten kürzlich 50 Firmen klare Kante gegen Fremdenhass, neuen Nationalismus und Europafeindlichkeit. Mit dabei die Branchenkonzerne Boehringer Ingelheim, B. Braun (Hessen) und Henkel (Nordrhein-Westfalen).

Die Unternehmen treibt die Sorge vor wachsender Intoleranz um, sie wollen das Land nicht den Populisten überlassen. Aus gutem Grund, so argumentieren sie, heiße es „made in Germany“ und nicht „made by Germans“. Denn „täglich geben Mitarbeiter/innen aus aller Welt bei uns ihr Bestes“.

Und das sind nicht wenige. Beim Reifenhersteller Michelin in Bad Kreuznach hat ein Fünftel der 1.500-köpfigen Belegschaft eine andere als die deutsche Staatsbürgerschaft. Beim Pharmakonzern Boehringer Ingelheim schaffen 770 der 8.600 Mitarbeiter mit ausländischem Pass, beim Arzneihersteller AbbVie in Ludwigshafen ein Zehntel von 1.900 Beschäftigten. Und beim Konsumgüterhersteller Procter & Gamble ist es bundesweit jeder Neunte von 9.000 Mitarbeitern.

Ohne Kollegen aus dem Auslandwäre der Fachkräftemangel größer

Das sind keine Einzelbeispiele. Kollegen mit Migrationshintergrund gibt es in neun von zehn Großunternehmen, acht von zehn mittleren Firmen sowie jedem zweiten kleinen Betrieb. Das hat das Institut der deutschen Wirtschaft in seinem Personalpanel ermittelt. Ohne ausländische Beschäftigte hätten einige Unternehmen ein Personalproblem. Der Fachkräftemangel wäre noch ausgeprägter.

Kolleginnen und Kollegen aus der Türkei, Italien, Frankreich, Portugal, Griechenland oder Polen verhindern das. Auch Beschäftigte aus Amerika, Afrika und Asien schaffen in deutschen Anlagen und Labors. Manche Belegschaften sind richtig bunt gemixt. Da kommen mal Menschen aus 29 Nationen zusammen (Michelin), mal aus 44 (AbbVie), aus 71 (Boehringer) oder 76 (Procter).

„Vielfalt als Leistungsmotor“

Mehr noch als um Manpower geht es den Unternehmen um Köpfe und Ideen. „Wir wollen Vielfalt als Leistungsmotor gestalten“, sagt Personalleiterin Heike Notzon von Michelin in Bad Kreuznach. „Vielfältige Teams, Talente und Persönlichkeiten bringen vielfältige Ideen und fördern die Innovation“, ist sie überzeugt. Auch bei Boehringer Ingelheim sieht man einen „guten Mix der Belegschaft als Erfolgsfaktor“. Dazu gehörten Menschen egal welchen Geschlechts, jeglicher kultureller Herkunft, Religion oder sexueller Orientierung. Der Chemiekonzern BASF setzt ebenfalls darauf. „Wir brauchen eine diverse Belegschaft, um die Ansprüche unserer Kunden aus aller Welt zu verstehen und maßgeschneiderte Lösungen für sie zu entwickeln“, sagt Gerhard Müller, Leiter der Einheit Diversity + Inclusion bei der BASF.

Multikulti beim Mittelständler: „Wir leben seit Jahren zusammen.“

Dass gemischte Teams erfolgreicher sind, belegen Studien. Wie zum Beispiel eine Untersuchung der Unternehmensberatung McKinsey aus dem Jahr 2018: Demnach steigt bei Unternehmen mit ethnischer Vielfalt im Management „die Wahrscheinlichkeit, überdurchschnittlich profitabel zu sein, um 33 Prozent“. McKinsey erhob dafür Daten bei 1.007 Unternehmen in zwölf Ländern.

Von Vielfalt profitieren auch kleine Firmen wie der Kunststoffplatten-Hersteller Polycasa in Mainz. „In gemischten Teams ist die Stimmung besser, und sie lösen Probleme leichter“, berichtet Personalleiter Christian Thomas. Die 125 Beschäftigten der Firma stammen zu einem Drittel aus der Türkei, Griechenland, Italien und Osteuropa. Multikulti sei bei ihnen normaler Alltag, sagt Thomas. „Wir leben seit Jahren zusammen.“

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Energiewende ja, aber anders
Wirtschafts- und Energieministerin Katherina Reiche will den Ausbau erneuerbarer Energien und die Kosteneffizienz neu ausbalancieren. Betreiber von Ökostrom-Anlagen sollen sich Ihrer Meinung nach künftig an der Finanzierung des Netzausbaus beteiligen.
Wie die Frankfurter Neue Presse meldete, möchte Reiche Ende des Sommers einen „Realitätscheck“ zur Energiewende vorlegen. „Wir brauchen zwingend mehr Steuerbarkeit, um die Volatilität der Stromerzeugung durch erneuerbare Energien ausgleichen zu können“, sagte sie demnach. „Auch Speicher spielen zum Ausgleich eine Rolle. Sie sind Teil der Lösung, aber reichen allein nicht aus. Wir werden uns die Ergebnisse genau anschauen, und dann werden wir die notwendigen Schlüsse daraus ziehen.“ 
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Mit Blick auf geplante Entlastungen der Stromkunden bei den Netzentgelten, mit denen unter anderem der Netzausbau finanziert wird, sagte die Ministerin: Momentan würden Kosten vom Stromkunden in die öffentlichen Haushalte und damit auf den Steuerzahler verschoben. „Wir lösen damit nicht das grundlegende Problem. Die Entlastungen bei der Stromsteuer, die Abschaffung der Gasspeicherumlage, die teilweise Übernahme der Netzkosten und die Übernahme der schon länger in den Haushalt verlagerten EEG-Kosten machen zusammen rund 30 Milliarden Euro aus.“ Die Energiewende müsse kosteneffizienter werden. „Und das geht auch.“
Zweifel am prognostizierten Stromverbrauch
Eine wesentliche Kenngröße sei der prognostizierte Stromverbrauch, sagte Reiche. „Die letzte Regierung hat angenommen, dass der Stromverbrauch schon 2030 auf bis zu 750 Terawattstunden steigt, bis 2035 gibt es Prognosen von 1.000 Terawattstunden.“ Das wäre eine Steigerung von fast 50 Prozent innerhalb weniger Jahre. „Seriöse Studien zweifeln, ob diese Steigerungen der Realität standhalten. Wir werden eine deutliche Zunahme der Elektrifizierung sehen, insbesondere im Bereich der Wärmepumpen, der Elektromobilität, der Digitalisierung. Ob in den von der Ampel angenommenen Größenordnungen, darf bezweifelt werden.“
Ökostrom-Betreiber sollen sich an Kosten für Netzausbau beteiligen
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