Arbeiten in der Chemie

Duftstoffe sind von der Natur inspiriert

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Duftstoffe sind von der Natur inspiriert
Duftvorlieben im Wandel: Auch in Deutschland sind Lavendelnoten in Alltagsprodukten inzwischen beliebt – angeregt vom Flair der Provence. Foto: stock.adobe.com/jordi

Herr Endlein, wer stellt für Ihre Produkte wie fest, ob ein Geruch perfekt ist?

Grundsätzlich in entsprechend konzipierten Verbrauchertests, etwa durch einen sogenannten Home-Use-Test, bei dem eine größere Anzahl für die Zielgruppe repräsentativer Haushalte neue Produkte über mehrere Wochen zum Testen erhält. Dabei kann neben den Aspekten der Reinigungsleistung unter anderem auch das Gefallen des Duftes im Kontext der Anwendung abgefragt und quantitativ ausgewertet werden. Da solche Tests jedoch aufgrund der Probandenzahl und Zeitbeanspruchung sehr aufwendig sind, werden oft auch In-house-Tests durchgeführt. Dafür werden Produkte in ihrer Anwendung in speziell dafür designten Duftkabinen in ihrer Wirkung von Experten beurteilt. Dieses Experten-Panel besteht aus firmeninternen Mitarbeitenden, speziell aus den Abteilungen Rezepturentwicklung und Marketing. Ein solcher In-house-Sensorik-Test ist eine sehr effiziente Methode, um in Screening-Verfahren mehrere unterschiedliche Produkt-Duft-Kombinationen abprüfen zu können. Die Ergebnisse werden quantitativ, statistisch ausgewertet.

„Aus der Natur gelernte Düfte wie Zitrus, Himbeere und Lavendel sind sehr akzeptiert.“ 

Dr. Edgar Endlein, Geschäftsführer Forschung & Entwicklung, Werner & Mertz GmbH. Foto: Werner & Mertz
Dr. Edgar Endlein, Geschäftsführer Forschung & Entwicklung, Werner & Mertz GmbH. Foto: Werner & Mertz

Wie wird man Geruchsprofi?

Das ist eine gute Frage! Manch einer hat das Talent und die Liebe zum Riechen in die Wiege gelegt bekommen. Tatsächlich kann man in der Duftstoff-Industrie dann auch einen Beruf daraus machen. Nur Wenige haben die Gabe und das Glück, eine Spezialausbildung zur Parfümeur:in durchlaufen zu können, die dann befähigt, aus sehr vielen unterschiedlichen Riechstoffen komplette Düfte zu kreieren. Jedoch wird auch Geruchsexpertise unterhalb des Parfümeurlevels benötigt, zum Beispiel im Marketing, in der Evaluation und in der Projektbearbeitung. Wer in diesen Bereichen jahrzehntelange Erfahrung erworben hat, den kann man ebenfalls mit Fug und Recht eine:n absolute:n Geruchsexpert:in nennen. In jedem Fall ist es wie in allen Berufen heutzutage, ein lebenslanges Lernen beziehungsweise Riechen macht den Meister. Man muss ständig im Duft-Training bleiben.

Wie viele Geruchsprofis arbeiten bei Ihnen?

Bei Werner & Mertz sind 15 Geruchsprofis tätig.

Welche Düfte bewirken was, zum Beispiel in Reinigungsmitteln?

Der Klassiker in Deutschland ist der Zitrusduft, der in vielen Produkten wie Badreinigern und Spülmitteln, aber auch WC-Reinigern nach wie vor für ultimative Sauberkeit steht. Jetzt ist Zitrusduft nicht gleich Zitrusduft. Konsument:innen haben durchaus produktkategoriespezifische Assoziationen, das heißt, ein Zitrusduft in einem Handgeschirrspülmittel muss anders riechen als einer, der für die Sauberkeit in Bad und WC steht. Und wieder anders etwa bei Duschen, die nochmals ganz anders als ein Putzmittel ausgestaltet sind, hier stellt das Geruchserlebnis auch eine Wellnesskomponente dar.  

Geruchsprofis stimmen die Düfte in Alltagsprodukten wie Spülmittel oder Duschgel auf den Einsatzzweck und auf die Verbraucherwünsche ab. Fotos: Werner & Mertz
Geruchsprofis stimmen die Düfte in Alltagsprodukten wie Spülmittel oder Duschgel auf den Einsatzzweck und auf die Verbraucherwünsche ab. Fotos: Werner & Mertz

Welche Düfte sind besonders gefragt?

Inzwischen sind wir in Deutschland durchaus auch von den Duftwelten unserer europäischen Nachbarländer beeinflusst. Wir teilen zum Beispiel inzwischen mit Frankreich die Vorliebe für Lavendelnoten. Grundsätzlich kann man sagen, dass aus der Natur gelernte Düfte wie beispielsweise Orange und Himbeere in Reinigungs- und Spülmitteln sehr akzeptiert sind, umso mehr wenn entsprechende Naturwirkstoffe, man denke beispielsweise an Aloe Vera, enthalten sind.

Welche Duftstoffe wählt Werner & Mertz aus ökologischer Sicht aus, welche nicht?

Durch unsere internen Riechstoffleitlinien regeln wir, welche Duftstoffe wir nicht in unseren Produkten verwenden. Dabei verbieten und beschränken wir den Einsatz gesundheitsgefährlicher, umweltgefährlicher und vor allem sensibilisierende Riechstoffe. Letztere Inhaltstoffe können Allergien beziehungsweise allergische Reaktionen verursachen. Starke Allergene sind vom Einsatz in unseren Produkten namentlich ausgeschlossen. Duftstoffe, die unter Verdacht stehen, eine endokrine Wirkung zu haben, das heißt hormonell wirksam zu sein, werden ebenfalls von unseren Produkten ausgeschlossen. Genauso verbieten wir Inhaltstoffe, die eine krebserregende, erbgutverändernde oder fruchtbarkeitsgefährdende, fruchtschädigende Wirkung haben oder bereits unter Verdacht stehen, diese Wirkung zu haben. 

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