Arbeiten in der Chemie

Die Netzwerkerin

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Juliane Jungk, Führungskraft bei Freudenberg
Viel Verantwortung: Juliane Jungk ist Führungskraft von rund 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Fotos: Daniel Roth

Wenn bei ihren Eltern zu Hause in Thüringen eine Lampe ausgewechselt oder ein Elektrogerät angeschlossen werden musste, packte Juliane Jungk schon als Kind mit an. „Mein Vater ist kein Heimwerker, der hat an solchen Sachen nicht so viel Interesse“, erzählt Jungk lachend. „Aber ich mag Technik einfach.“

Diese Begeisterung war zentral für ihre Karriere bei Freudenberg in Weinheim. Das Technologieunternehmen, das auch einen Standort in der Westpfalz hat, ist Zulieferer für Unternehmen der Autoindustrie, Medizintechnik und anderer Branchen. Jungk ist Direktorin des Bereichs Labs und Services mit rund 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Hier werden unter anderem Materialien getestet, Kunststoffmischungen hergestellt und Produkte recycelt.

Früher stand Jungk selbst mit Schutzbrille und Kittel im Labor. Inzwischen verbringt die 41-Jährige die meiste Zeit in ihrem Büro oder in Meetings. Sie entscheidet, ob neue Mitarbeiter eingestellt oder Maschinen angeschafft werden, tauscht sich mit Kollegen an anderen Standorten über Zukunftsthemen aus und prüft, welche Weiterbildungen für die Beschäftigten sinnvoll sind.

Jobs mit guter Work-Life-Balance

Eins ihrer Herzensanliegen: mehr Frauen für die Branche zu gewinnen. „Das ist nötig, um den Fachkräftemangel zu bewältigen“, sagt Jungk. Zudem ist sie überzeugt, dass viele Mädchen sich MINT-Berufe – also Jobs in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – zu Unrecht nicht zutrauen. „Es steckt in den Köpfen drin, dass die Aufgaben zu kompliziert sind oder die Work-Life-Balance zu schlecht ist“, sagt sie. „Dabei sind die Arbeitsbedingungen in der Branche sehr familienfreundlich, und es ist möglich, in Teilzeit zu arbeiten.“

Gutes Team: Juliane Jungk mit einer Kollegin im Labor
Gutes Team: Juliane Jungk mit einer Kollegin im Labor

Zudem entschieden sich viele Frauen für soziale Berufe, weil sie Menschen helfen wollen. „Dabei leisten auch Beschäftigte mit technischen und naturwissenschaftlichen Berufen ganz wichtige Beiträge, um die Gesellschaft voranzubringen“, meint Jungk. Wasserstoffantriebe zu optimieren etwa sei zentral, um die Energiewende zu schaffen. Und Reifen zu entwickeln, die beim Spritsparen helfen, sei ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz.

Jungk selbst fand es manchmal nicht einfach, sich als Frau in der Branche zu behaupten. „Man wird am Anfang schon mal unterschätzt – gerade wenn man wie ich klein und blond ist“, sagt sie. Aber mit ihrer Expertise und ihrem Interesse an der Arbeit in der Produktion habe sich das schnell geändert.

„Ermutigen, in dem Bereich anzufangen“

Nun will sie anderen zeigen, wie spannend Chemie und Co. sind. Seit 2020 engagiert sie sich deshalb im Projekt „CyberMentor“, einem Online-Mentoring-Programm für Schülerinnen der 5. bis 13. Klassen. Jungk bekommt als Mentorin für ein Jahr eine Schülerin zugeteilt, mit der sie sich regelmäßig über naturwissenschaftliche Schulprojekte, Leistungskurs- oder Studienwahl austauscht. Einer 14-Jährigen habe sie zum Beispiel geholfen, Ideen für den Wettbewerb „Jugend forscht“ zu entwickeln. Im Idealfall könne man auch ein Praktikum vermitteln. „Häufig handelt es sich um Mädchen, die schon eine Affinität für Naturwissenschaften haben“, sagt Jungk – etwa, weil die Eltern in diesem Umfeld arbeiten oder die Brüder sich für Technik interessieren. „Aber auch für sie ist es wichtig, ermutigt zu werden, wirklich in dem Bereich anzufangen.“ Und das gelingt: Rund 70 Prozent der Teilnehmerinnen von „CyberMentor“, die vor einer Studienwahl standen, entschieden sich für einen MINT-Studiengang.

Jungk glaubt, dass sich noch viel mehr Mädchen in dem Bereich wohlfühlen könnten. „Das Schöne an naturwissenschaftlichen Berufen ist, dass man den Dingen auf den Grund gehen kann“, sagt sie. „Es ist ein bisschen wie Kuchenbacken: Wenn man versteht, wie die einzelnen Bestandteile zusammenwirken, kann man das Rezept verbessern.“

Tatsächlich machen ihr Backen und Kochen wie den meisten Chemikern viel Spaß. Besonders genießt sie das gemeinsame Schnibbeln mit ihrem Lebenspartner am Wochenende. Dann gibt es zum Beispiel Gerichte mit Hackfleisch, Kohl und Käsekruste. Ein weiteres Hobby ist der Garten: Dort hält sie Hühner, jätet Unkraut und gestaltet ihre Beete um. Gerade ist sie dabei, mehr einheimische Pflanzen anzusiedeln, um Insekten anzulocken. Weil ihr die Gartenarbeit so viel Spaß macht, hat Jungk nach dem Abitur auch zunächst ein Jahr Landschaftsarchitektur studiert. „Aber ich habe gemerkt, dass mich doch am allermeisten interessiert, wie der Boden aufgebaut ist und was man mit ihm machen kann“, sagt Jungk. „Und das ist dann doch sehr chemisch.“

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