Politik & Wirtschaft

Was Rheinland-Pfalz und China verbindet

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Staatsbesuch: Chinas Ministerpräsident Li Keqiang zu Gast bei Bundeskanzlerin Angela Merkel

Roter Teppich für Li Keqiang – so begrüßte Bundeskanzlerin Angela Merkel kürzlich den chinesischen Ministerpräsidenten zu Regierungsgesprächen in Berlin. Manager deutscher Konzerne unterzeichneten dabei eine Reihe von Wirtschaftsabkommen für Investitionen. Wie etwa der BASF-Chef. Der Chemiekonzern will in der Volksrepublik einen zweiten großen Verbundstandort hochziehen.

Denn dort lockt ein Riesenmarkt. Pro Jahr benötigt das Land Chemieprodukte im Wert von 1,8 Billionen Euro – das sind 1 800 Milliarden! Vom größten Chemiemarkt der Welt profitieren deutsche Branchenunternehmen. Durch Exporte von zuletzt 8,5 Milliarden Euro oder über ihre 224 Tochterfirmen vor Ort mit 21 Milliarden Euro Umsatz. Mit von der Partie sind auch rheinland-pfälzische Betriebe; sie vertreiben in China Chemikalien, Folien oder Gerbstoffe, Reinigungsmittel oder Kosmetik.

Fast 10 Milliarden Dollar will die BASF investieren

Beispiel BASF. Schon ab Mitte der 1990er Jahre errichtete der Ludwigshafener Chemiekonzern gemeinsam mit der chinesischen Sinopec ein riesiges Werk in Nanjing. Heute hat die BASF in China 9 000 Mitarbeiter und setzt 7,3 Milliarden Euro um. Nun will sie in der südchinesischen Provinz Guangdong einen zweiten Großstandort errichten. Kostenpunkt: rund 10 Milliarden Dollar.

Erstmals würde der Konzern dabei nach Pekings neuen Regeln ein Großprojekt völlig in Eigenregie betreiben. „Die BASF geht als Pionier voran“, sagt Vorstandschef Martin Brudermüller. „Als führendes Chemieunternehmen muss man an diesem großen Wachstumsmarkt partizipieren.“

Das will ebenso der Wormser Kunststoffspezialist Renolit (4 700 Beschäftigte). „Wir denken aktuell über weitere Kapazitäten in China nach“, sagt Vorstandschef Michael Kundel. „Die Weichen muss man jetzt stellen.“ Wachstumschancen sieht der Manager bei Folien für Infusionsbeutel sowie bei denen für Möbel und Metalldecken in Geschäfts- und Wohnbauten. „Kaufkraft und Ansprüche der Mittelschicht wachsen“, so Kundel. „Da punkten wir mit unseren emissionsarmen Folien.“ 1 000 Mitarbeiter in vier Fabriken produzieren vor Ort für Renolit. „Nicht, weil es kostengünstig ist, sondern, weil wir nah am Kunden sein wollen.“ Vom so erworbenen Ruf profitiere aber auch der Export.

 

„1,4 Milliarden Einwohner machen die Volksrepublik zum weltgrößten Kosmetikmarkt“

In China aktiv ist ebenso der Chemiespezialist Trumpler (330 Mitarbeiter) aus Worms. 60 Beschäftigte fertigen dort Hilfsmittel für die Lederverarbeitung. „China ist unser wichtigster Markt“, so die Firma. Eine Besonderheit müsse man dort stets berücksichtigen: Die Verbraucher mögen, anders als hierzulande, Ledergeruch im Auto nicht so sehr.

Rein auf den Export setzt der Kosmetikhersteller Sebapharma (200 Mitarbeiter) in Boppard. „1,4 Milliarden Einwohner machen China zum weltgrößten Kosmetikmarkt“, sagt Ralf Kneib, Head of International Business. Waschstücke, Duschgels oder Baby-Produkte „für gesunde Haut“ seien bei den Konsumenten begehrt. Kneib: „Wir wachsen derzeit solide in zweistelligen Prozentraten.“

Mit Reinigungsmitteln auf Naturbasis punktet der Hersteller Werner & Mertz (1 000 Mitarbeiter) aus Mainz in China. „Die Kunden legen Wert auf Verpackungen aus Recycling-Kunststoff“, berichtet Exportmanagerin Ivonne Fritz. „Sie sind zudem stark auf Qualität aus Deutschland fokussiert.“ Die Volksrepublik gehöre deshalb aktuell „zu den Top Fünf unserer Exportländer“, so Fritz. „Und da ist noch mehr drin.“

Mehr Geschäft in der Sparte Chemie verzeichnet die Ludwigshafener Firma Raschig (400 Mitarbeiter). Ihre Feinchemikalien, Alterungsschutzmittel und Additive kommen in China gut an. Ein Beispiel mehr für den Erfolg der Chemie aus dem Südwesten auf dem Weltmarkt.

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Energiewende ja, aber anders
Wirtschafts- und Energieministerin Katherina Reiche will den Ausbau erneuerbarer Energien und die Kosteneffizienz neu ausbalancieren. Betreiber von Ökostrom-Anlagen sollen sich Ihrer Meinung nach künftig an der Finanzierung des Netzausbaus beteiligen.
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Eine wesentliche Kenngröße sei der prognostizierte Stromverbrauch, sagte Reiche. „Die letzte Regierung hat angenommen, dass der Stromverbrauch schon 2030 auf bis zu 750 Terawattstunden steigt, bis 2035 gibt es Prognosen von 1.000 Terawattstunden.“ Das wäre eine Steigerung von fast 50 Prozent innerhalb weniger Jahre. „Seriöse Studien zweifeln, ob diese Steigerungen der Realität standhalten. Wir werden eine deutliche Zunahme der Elektrifizierung sehen, insbesondere im Bereich der Wärmepumpen, der Elektromobilität, der Digitalisierung. Ob in den von der Ampel angenommenen Größenordnungen, darf bezweifelt werden.“
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