Politik & Wirtschaft

Brücken in Rheinland-Pfalz: So ist ihr Zustand

· Lesezeit 2 Minuten.

Über den Zustand und die Herausforderungen beim Thema Brücken haben wir mit Bernd Winkler gesprochen, Leiter Planung/Bau des Landesbetriebs Mobilität (LBM) in Koblenz. Zur Übersicht der nervigsten Brücken-Baustellen im Land. 

Herr Winkler, wie ist es um die Brücken im Land insgesamt bestellt?

Mittelmäßig. RLP ist nicht schlechter als andere Bundesländer, aber auch nicht deutlich besser. Von unseren rund 7.500 Brückenbauwerken liegt knapp die Hälfte zwischen Note 2,0 und 2,4. „Schlecht“, also mit 3,0 und schlechter bewertet, sind der Anzahl nach 5 Prozent; der Fläche nach sind es 17 Prozent. Diese Noten und Anteile alleine sagen aber nichts aus. Bei der Anzahl werfen wir Zwei-Meter-Brücken in einen Topf mit solchen, die einen Kilometer lang sind. Bei der Fläche haben wir ebenfalls Verzerrungen: Zwischen 2017 und 2020 ist die „schlechte“ Fläche von 22 auf 17 Prozent gesunken – größtenteils wegen einer einzigen Baumaßnahme. Wir müssen also die Zusammenhänge kennen, um Brücken vernünftig zu bewerten.

Welche Zusammenhänge sind das?

Brücken werden alle drei Jahre geprüft, abwechselnd in einer Haupt- und einer normalen Prüfung. Zudem gibt es Sichtprüfungen sowie die laufende Kontrolle durch die Straßenmeistereien. Aus den Prüfungen resultieren die Noten. Die Kriterien sind normiert und unterteilt in Standsicherheit, Verkehrssicherheit und Dauerhaftigkeit. Aufgrund so einer Bewertung sehen wir uns die Brücke genauer an: Muss sofort saniert werden? Oder machen wir eine „Schadensakkumulation“ und warten, bis einiges zusammenkommt? Schon ein rostiges Geländer kann reichen, damit eine Brücke als „schlecht“ bewertet wird. Letztlich handeln wir nach Ingenieursverstand. Wie beim Auto: Fällt das Licht aus, fahren Sie gleich in die Werkstatt. Bei einer defekten Klimaanlage warten Sie vielleicht.

Von den 15 Rheinbrücken im Land liegen 10 bei Note 3,0 oder schlechter. Welchen Handlungsbedarf gibt es da?

Einmal ganz deutlich gesagt: Einsturzgefährdet ist bei uns nichts, worüber noch Verkehr rollt. Von den Noten sind die Rheinbrücken zwar nicht so gut. Wir haben sie aber besonders im Blick, kontrollieren und bearbeiten sie, weil sie zentrale Verkehrsachsen sind.

Hat RLP besondere Brückensorgen?

Wir teilen die Probleme anderer Bundesländer: Die meisten Brücken im Land sind zwischen 40 und 50 Jahre alt. Nun fangen viele gleichzeitig an, Malaisen zu haben. Ein anderes Problem ist, dass sie für den damaligen Verkehr geplant wurden – und sich niemand das aktuelle Verkehrsaufkommen vorstellen konnte. So, wie wir damals Brücken gebaut haben, würden wir das heute nicht mehr tun, etwa mit relativ dünnen Querschnitten. Aus allem entsteht die Notwendigkeit zur Instandhaltung und Sanierung.

Brückenbauer: Bernd Winkler ist Leiter Planung/Bau des Landesbetriebs Mobilität in Koblenz. Foto: LBM
Brückenbauer: Bernd Winkler ist Leiter Planung/Bau des Landesbetriebs Mobilität in Koblenz. Foto: LBM

Was belastet die Brücken besonders?

Der Güterverkehr. Fahren Autos über eine Brücke, merkt sie das kaum. Aber sie merkt jeden 40-Tonner. Nun wäre es natürlich richtig, den Schienenverkehr zu stärken und so Entlastung zu schaffen. Der wird den Straßenverkehr aber nie ersetzen können.

Wer kümmert sich eigentlich um was beim Thema Brücken?

Beim LBM haben wir sieben Prüftrupps à zwei Mitarbeiter sowie 150 Stellen im konstruktiven Ingenieursbau, also für Erhaltung und Neubau der Brücken. Wir sind zuständig für Bundes-, Landes- und Kreisstraßen – nicht jedoch in Gemeinden mit mehr als 80.000 Einwohnern. Da ist die Stadt der Baulastträger. Die Abstimmung ist aber eng, etwa zwischen uns und der Stadt Ludwigshafen zu deren Hochstraßen.

Welche Großprojekte hat der LBM?

Die Schiersteiner Brücke nach wie vor. Dann erneuern wir auf der A 61 zwei Hunsrückbrücken, außerdem den Überbau am Autobahnkreuz Mainz-Süd. Durch Überprüfungen kommen neue Projekte hinzu: Für die Bendorfer Brücke (A 48) und die Wiedbachtalbrücke (A 3) gibt es Entschlüsse zum Neubau, das wird aber noch dauern. Die Liste aller Projekte wäre enorm lang.

Auf jeden Fall brauchen Sie Geld.

Und inzwischen ist auch genug da. Die Politik hat erkannt, dass die Infrastruktur leidet, wenn wir zu wenig tun.

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